DFB-Team: Bayern-Block als Schlüssel zum Erfolg?

Simon Schneider | am: 12.11.25
Joshua Kimmich ist ein zentraler Spieler bei den WM-Planungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Julian Nagelsmann verfolgt einen klaren Plan: Er will die deutsche Nationalmannschaft mit der Siegermentalität des FC Bayern München durchdringen. Der Bundestrainer setzt dabei zunehmend auf einen Münchner Kern – aus sportlicher Überzeugung, aber auch aus pragmatischer Notwendigkeit.

Nagelsmann ist kein Freund davon, sich von anderen abhängig zu machen. Doch als Bundestrainer, so sagt er, sei genau das sein Alltag. Statt darüber zu klagen, zieht er Konsequenzen: Was bei den Vereinen funktioniert, soll auch im DFB-Team wirken.

So, wie er sich in der Vergangenheit vom Erfolg des VfB Stuttgart inspirieren ließ, baut er nun verstärkt auf den Block seines früheren Arbeitgebers – den FC Bayern.

Der Lauf des Rekordmeisters sei „enorm wertvoll“ für die Nationalmannschaft, betont Nagelsmann. Die Bayern seien stabil, defensiv stark und würden ihren Teamgeist über intensives Verteidigen definieren. „Diese Energie brauchen wir auch im Nationaltrikot“, formuliert er es sinngemäß.

Nagelsmann fordert mehr Mut im letzten Drittel

Besonders im Angriffsspiel sieht Nagelsmann Parallelen und zugleich Nachholbedarf. In der sogenannten „roten Zone“ sei sein Team zuletzt zu zögerlich gewesen. „Wir haben oft zu viel Kontrolle gesucht, zu viele Ballkontakte gehabt“, analysiert der 38-Jährige. Stattdessen wolle er mehr Spontanität, mehr Tempo, mehr Risiko sehen – so, wie es die Bayern vormachen.

Er verweist auf die One-Touch-Angriffe der Münchner: schnelle Ballgewinne, ein direkter Pass, ein kreativer Moment – Tor. „Das sind keine langen Kombinationen, sondern Momente der Entschlossenheit“, beschreibt er den Stil, den er auch seiner Nationalelf einimpfen möchte.

Die neue Doppelsechs als Herzstück

Ein Schlüssel dazu liegt auf der Sechserposition. Im Oktober vertraute Nagelsmann auf das Münchner Duo Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic – eine Kombination, die Stabilität und Dynamik vereinen soll. Goretzka interpretiere die Rolle offensiver, Pavlovic bringe Struktur und Ruhe ins Spiel.

Diese Balance überzeugte den Bundestrainer, der seither auf andere Alternativen wie Robert Andrich, Pascal Groß oder Angelo Stiller verzichten kann. Als Absicherung steht Dortmunds Felix Nmecha bereit, der laut Nagelsmann „eine verlässliche Saison“ spiele.

Und natürlich bleibt da noch Joshua Kimmich, der aktuell wieder als Rechtsverteidiger agiert – aber wie gewohnt häufig ins Zentrum rückt. Seine Erfahrung, Führungsstärke und die Tatsache, dass er beim FC Bayern spielt, machen ihn für Nagelsmann zu einer unverzichtbaren Figur.

Jugendstil statt Erfahrung

Parallel zu seiner taktischen Justierung treibt Nagelsmann die Verjüngung der Mannschaft energisch voran. Nach der Heim-EM 2024, bei der Deutschland mit einem der ältesten Kader des Turniers antrat, läutet er nun einen Generationswechsel ein.

Nur acht der damaligen EM-Spieler stehen noch im aktuellen Aufgebot für die WM-Qualifikationsspiele gegen Luxemburg und die Slowakei. Dafür erhalten elf Profis unter 24 Jahren eine Chance – darunter die Teenager Said El Mala und Assan Ouédraogo, die als Versprechen für die Zukunft gelten.

Der Bundestrainer als Architekt des Wandels

Nagelsmann weiß, wie es ist, jung im Rampenlicht zu stehen. Als jüngster Coach der Bundesliga-Geschichte und inzwischen auch der jüngste Bundestrainer wird er gleichermaßen gefeiert und kritisch beäugt. „Ich bin kein Fan davon, Spieler zu früh hochzujubeln“, sagt er, wohl wissend, dass er selbst ein Produkt dieses Systems ist.

Doch die Zeiten verlangen Mut. Nagelsmann wagt den Spagat zwischen Erfahrung und Aufbruch – mit einem klaren Fokus auf die DNA des FC Bayern und einer neuen Generation, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

Seine Botschaft ist eindeutig: Nur mit Leidenschaft, Mut und einem gemeinsamen Geist – jenem „Bayern-Spirit“, den er beschwört – kann die Nationalmannschaft den Weg zurück an die Weltspitze finden.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen