Auf dem Papier wirkte es wie die perfekte Allianz: Lewis Hamilton, der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte, wechselt zu Ferrari, dem traditionsreichsten Rennstall der Königsklasse. Doch nach der Saison 2025 steht fest: Die sportliche Bilanz des siebenmaligen Weltmeisters wirft Fragen auf – und nährt Zweifel, ob Ferrari sich von der Verpflichtung tatsächlich den erhofften Effekt erhofft hatte.
Ernüchternde Zahlen in Hamiltons Premierensaison
Sportlich blieb Hamilton in seinem ersten Jahr in Rot deutlich hinter den Erwartungen zurück. Kein Grand-Prix-Sieg, keine Poleposition und kein Podestplatz – einzig der Erfolg im Sprintrennen beim China-Wochenende sticht als positives Resultat heraus. Für einen Fahrer mit Hamiltons Anspruch und Status ist das eine ungewöhnlich magere Ausbeute.
Besonders deutlich wird das Bild im direkten Vergleich mit Teamkollege Charles Leclerc. Im Qualifying setzte sich der Monegasse klar durch, ebenso in den Rennen. Auch die durchschnittliche Pace spricht eine eindeutige Sprache: Sowohl über eine schnelle Runde als auch im Renntrimm lag Hamilton spürbar hinter Leclerc.
Vergleich mit Sainz und Vettel fällt ungünstig aus
Ein Blick in die jüngere Ferrari-Vergangenheit verschärft die Diskussion. Carlos Sainz, Hamiltons Vorgänger im Cockpit, agierte im direkten Duell mit Leclerc deutlich näher an Augenhöhe. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen waren die Zeitabstände erheblich geringer als jene, die Hamilton 2025 aufwies.
Selbst ein Vergleich mit Sebastian Vettel fällt kritisch aus. Hamiltons Leistungswerte erinnern eher an Vettels spätere Ferrari-Phase als an dessen starke Anfangsjahre bei der Scuderia. Für einen Fahrer, der mit dem Anspruch kam, Ferrari sofort zurück an die Spitze zu führen, ist das eine unbequeme Einordnung.
Eingewöhnung als mildernder Faktor?
Ganz außer Acht lassen lässt sich ein Argument allerdings nicht: 2025 war Hamiltons erste Saison bei Ferrari. Die Umstellung auf ein neues Team, neue Abläufe und eine andere Fahrzeugphilosophie spielt in der Formula 1 eine größere Rolle, als reine Zahlen oft vermuten lassen.
Ein Blick auf Sainz' erste Ferrari-Saison zeigt, dass auch er anfangs deutlich mehr Rückstand auf Leclerc hatte und sich erst über mehrere Jahre steigerte. Dennoch bleibt der Unterschied: Selbst Sainz' Debütjahr bei Ferrari fiel in Sachen Pace überzeugender aus als Hamiltons Saison 2025.
Sportlich fragwürdig – strategisch nachvollziehbar?
Rein datenbasiert wirkt die Entscheidung, Carlos Sainz durch Lewis Hamilton zu ersetzen, sportlich zumindest diskutabel. Ferrari verlor einen eingespielten Fahrer, der nahe an Leclerc agierte, und gewann einen Superstar, der auf der Strecke bislang nicht den erhofften Unterschied machte.
Doch Ferrari denkt nicht ausschließlich in Rundenzeiten. Hamiltons Wechsel brachte eine enorme mediale Aufmerksamkeit, globale Reichweite und einen massiven Image-Boost. Sponsoren, Marketing und internationale Strahlkraft profitieren spürbar – auch wenn dem hohe Kosten und bislang überschaubarer sportlicher Ertrag gegenüberstehen.
Zwischen Anspruch und Realität
Die erste Hamilton-Saison bei Ferrari bleibt damit ein Spannungsfeld zwischen Erwartung und Wirklichkeit. Ob 2025 nur ein schwieriges Übergangsjahr war oder tatsächlich ein sportlicher Fehlgriff, wird sich erst in den kommenden Saisons zeigen. Klar ist aber schon jetzt: Die Kombination Hamilton und Ferrari ist weniger Selbstläufer, als viele es sich erhofft hatten.

