Unglaublich, aber wahr: Der FC Bayern München hat gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf eine 3:1-Führung verspielt und in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Damit ist der Abstand zu Tabellenführer Borussia Dortmund auf satte neun Punkte angewachsen. Bayern-Trainer Niko Kovac dürfte nach der erneuten Blamage nicht mehr zu halten sein, anders sind die Aussagen von Präsident Uli Hoeneß nach der Partie nicht zu interpretieren. Schon wenige Stunden nach dem Schlusspfiff wurden die ersten Nachfolger gehandelt – eine heiße Spur führt offenbar zu Arsene Wenger…
Als Düsseldorfs Stürmer Dodi Lukebakio allein auf Manuel Neuer zulief und den Ball zum 3:3 ins Tor der Bayern schoss, da musste man für einen kurzen Moment Angst um Uli Hoeneß haben. Der Bayern-Präsident zuckte am ganzen Leib, rutschte fast von seinem Sitz und schrie mehrfach auf, als sei er vom Blitz getroffen worden. “Ich war völlig down als das Tor zum 3:3 gefallen ist. Ich habe gedacht, die Welt geht unter. Von diesem Schock muss ich mich jetzt erstmal erholen. Das wird ein schwieriger Abend für meine Frau”, so Hoeneß nach der Partie zu den Journalisten.
Hoeneß geht auf Distanz zu Kovac
Aber bevor er entschwand, um den Frust bei seiner Gattin abzuladen, wurde Hoeneß natürlich noch zu Trainer Niko Kovac befragt. Noch vor wenigen Wochen hatte Hoeneß mehrfach betont, er werden den jungen Coach “bis aufs Blut” verteidigen. Davon wollte der Präsident aber gestern so gar nichts mehr wissen. Die Leistung gegen Düsseldorf sei “nicht akzeptabel” und man könne “nicht einfach sagen, das wird schon werden”. Hoeneß sprach von dilettantischen Fehlern, die er sonst nur aus “Slapstick-Filmen” kenne.
Jobgarantie nur für ein weiteres Spiel
Als Hoeneß konkret gefragt wurde, ob Niko Kovac als Trainer des FC Bayern bereits gescheitert sei, stutzte er kurz und gab dann zu Protokoll: “Das kann ich jetzt nicht sagen. Wir müssen beim FC Bayern jetzt alles hinterfragen. Wir müssen die nächsten Tage und auch Wochen, das schließe ich nicht aus, dazu verwenden, um die richtige Lösung zu finden.” Dass Niko Kovac noch Teil dieser Lösung sein wird, gilt bei Experten als ausgeschlossen. Kovac erhielt von Hoeneß im Grunde nur noch eine Jobgarantie für ein Spiel: “Wir spielen Dienstag gegen Benfica und da wird Nico Kovac sicherlich unser Trainer sein. Wir haben in der Kabine jetzt natürlich nicht die Mannschaft nach dem Trainer befragt. Aber wir werden sicherlich die nächsten Tage nutzen, um herauszufinden, was da los ist und warum wir einen so schlechten Fußball spielen. Einen uninspirierten Fußball ohne Selbstvertrauen.”
Süle trifft zur Führung
Dabei hatte gestern alles so gut angefangen für den FC Bayern, der den Spieltag eigentlich nutzen wollte, um den Abstand auf den BVB zu verkürzen. Immerhin hatte Dortmund das schwere Auswärtsspiel in Mainz vor der Brust und die Bayern empfingen “nur” Fortuna Düsseldorf, das in dieser Saison als erster Abstiegskandidat gilt. Bayern spielte in der ersten Halbzeit wieder keinen guten Fußball, hatte aber endlich wieder das altbewährte Spielglück: Nach einer Ecke fiel Niklas Süle der Ball vor die Füße – der Innenverteidiger staubte trocken zum 1:0 ab (17.).
Zwei Tore von Thomas Müller
Als Thomas Müller nur drei Minuten später dann auf 2:0 erhöhte, schien alles seinen erwarteten Gang zu nehmen. Dabei war nicht zu übersehen, dass die Bayern vor allem in der Defensive anfällig waren. Einen dieser Momente nutzte Düsseldorf kurz vor der Halbzeit, als Zimmer den Ball vors Tor stocherte und Lukebakio zum Anschlusstreffer traf. Nach dem Wechsel hatten die Münchener jetzt ihre beste Phase und stellten den alten Vorsprung schnell wieder her: Nach Pass von Lewandowski traf erneut Müller zum 3:1 (57.).
Funkel wundert sich über Boateng
Dass Bayern mit der vermeintlich sicheren Führung nun trotzdem keine Ruhe ins Spiel bekam, darf durchaus als alarmierend bezeichnet werden. 15 Minuten vor Schluss war Lukebakio plötzlich wieder frei durch und traf zum 2:3. Selbst Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel wunderte sich nach dem Spiel, wie naiv die Bayern in dieser Phase verteidigten: “Wenn ich sehe, wie Boateng beim zweiten Tor auf Abseits spielt, mein lieber Mann, das war schon dramatisch.”
Arsene Wenger steht bereit
Düsseldorf gab nicht auf und wurde am Ende durch Lukebakio tatsächlich mit dem Ausgleich belohnt – der 21-Jährige wurde so mit drei Toren zum Matchwinner. Und was sagte Kovac selbst? Der Bayern Trainer wirkte nach dem Spiel völlig ratlos. “Ich bin maßlos enttäuscht. So darf man in der Bundesliga nicht verteidigen”, so Kovac mit blasser Mine. Auch der 47-Jährige wird wissen, dass seine Zeit beim FC Bayern abgelaufen ist, bevor sie so richtig begonnen hat. Gerüchten zu Folge haben die Bayern-Bosse bereits Kontakt zu Arsene Wenger aufgenommen, dem langjährigen Coach von Arsenal London. Wenger ist seit diesem Sommer wieder auf dem Markt, hat internationale Erfahrung, spricht fließend Deutsch – und wäre wohl nicht angeneigt. Er habe absichtlich auf den Job beim FC Fulham verzichtet, weil er auf einen Anruf des FC Bayern hoffe – so schrieb es zuletzt der englische Boulevard.
Dienstag gegen Benfica noch mit Kovac
So könnte Niko Kovac also am Dienstag (Anstoß ist um 21 Uhr) in der Champions League gegen Benfica Lissabon sein letztes Spiel als Trainer des FC Bayern bestreiten. Der FCB kämpft noch mit Ajax Amsterdam um den Gruppensieg und braucht daher dringend einen Dreier. Bei den Wettanbietern ist Bayern der glasklare Favorit mit einer Betsson-Quote von 1,31.