Borussia Dortmund reitet weiter auf einer Welle des Erfolges: Gestern sicherte sich die Mannschaft von Trainer Lucien Favre durch einen hart erkämpften 2:1-Sieg beim FSV Mainz drei ganz wichtige Punkte. Durch den Erfolg baute der BVB seinen Vorsprung auf Titelverteidiger Bayern München auf satte neun Punkte aus – heute kann Borussia Mönchengladbach mit einem Sieg allerdings wieder bis auf vier Zähler heranrücken. Matchwinner für Dortmund war Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek, der mit einem Distanzschuss das Siegtor erzielte.
Es lief die 90. Minute in der Mainzer Opel-Arena, der BVB versuchte gerade, die knappe 2:1-Führung über die Zeit zu bringen. Da ertönte plötzlich ohrenbetäubender Jubel im Stadion, der ganz offenbar nichts mit dem Geschehen auf dem Rasen zu tun hatte. Allerdings war auf einem anderen Platz etwas passiert: Soeben hatte die Mainzer Stadionregie den 3:3-Ausgleich von Fortuna Düsseldorf in München auf der Anzeigetafel eingeblendet, was zur kollektiven Ekstase im BVB-Block führte. Kurze Zeit später war bei beiden Spiele Schluss: Dortmund hat nach zwölf Spieltagen nun neun Punkte Vorsprung vor dem Titelverteidiger – Wahnsinn!
Zorc drückt auf die Euphoriebremse
Im Gegensatz zu den Fans wollten Spieler und Offizielle beim BVB aber nicht in Euphorie verfallen. Sportdirektor Michael Zorc erkundigte sich bei “Sky” kurz, ob das 3:3 bei den Bayern denn auch das Endergebnis sei und kommentierte dies trocken mit einem “gut”. Für Zorc sind all die Rechenspiele ohnehin nur Zeitverschwendung: “Wir haben ja noch nicht Mai, oder? Außerdem habt ihr schon vor zwei Wochen dauernd davon gesprochen, wir hätten jetzt sieben Punkte Vorsprung auf die Bayern. Dabei waren es ja nur vier Punkte – und zwar auf Borussia Mönchengladbach. Das habt ihr alle vergessen.”
“Schauen nicht so viel auf die Tabelle”
Auch Trainer Lucien Favre machte klar, dass für ihn in dieser Saison nicht nur die Bayern ein ernsthafter Anwärter auf den Titel sind. Er habe Gladbach, Frankfurt, Leipzig und Hoffenheim durchaus auf dem Zettel, verriet der Schweizer, der ansonsten bei der altbekannten Devise blieb: “Wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel.” Auch Mittelfeldspieler Thomas Delaney wollte in die allgemeinen Lobeshymnen nicht einstimmen und meinte mit einem Augenzwinkern: “Wir wollen einfach weiter ungeschlagen bleiben – in jedem Spiel. Ansonsten schauen wir nicht so viel auf die Tabelle. Das funktioniert gerade doch ganz gut.”
Mainz macht dem BVB das Leben schwer
Der Sieg in Mainz war für die Borussia jedenfalls ein hartes Stück Arbeit. Und es gab nicht wenige Beobachter, die meinten, dass der BVB solch eine Partie in der vergangenen Saison noch verloren hätte. Aber bei der Favre-Elf kommen im Moment Mentalität, individuelle Klasse und enormes Selbstvertrauen zusammen, so dass Dortmund auch solche Matches im Stile einer Spitzenmannschaft für sich entscheidet. “Es war ein sehr, sehr schweres Spiel. Mainz hat taktisch sehr gut gespielt”, so Favre.
Dortmund verpasst frühe Führung
Dortmund war in den ersten 15 Minuten extrem dominant, ohne daraus Kapital zu schlagen. Bei einem Kopfball von Zagadou mit geblocktem Nachschuss von Witsel (4.) verpasste der BVB die Führung und ließ danach zu, dass Mainz immer besser in die Partie fand. Es entwickelte sich das erwartete Kampfspiel, bei dem auch die Platzherren durch Mateta (20.) und Aaron (27.) gefährliche Chancen hatten – BVB-Keeper Bürki war aber jeweils zur Stelle.
Quaison kontert Alcacer
In der zweiten Halbzeit schrieb dann zunächst Paco Alcacer ein weiteres Kapitel seiner unglaublichen Erfolgsstory beim BVB. Der Spanier – der in Dortmund gerade einen Vertrag bis 2023 unterschrieben hat – kam in der 64. Minute für Mario Götze ins Spiel. Nur 90 Sekunden später erzielte Alcacer dann mit seinem zweiten Ballkontakt die Führung für die Borussia, vorausgegangen war eine super Kombination über Sancho und Reus. Mainz antwortete allerdings fast im direkten Gegenzug: Mit etwas Glück kam der Ball zu Robin Quaison, der Bürki aus kurzer Distanz keine Chance ließ und zum 1:1 einnetzte (70.).
Herrliches Tor von Piszczek
Die Partie stand jetzt auf der Kippe, beide Teams wollten den Sieg. Während Mateta vorm dem BVB-Tor knapp scheiterte (74.), machte es Dortmund in Person von Lukasz Piszczek besser. Der Pole kam an der Strafraumgrenze an den Ball, sein erster Schuss mit rechts wurde geblockt, aber Piszczek versuchte es mit links noch einmal und schlenzte die Kugel mit Hilfe der Unterkante der Latte ins Tor. Ein traumhafter Treffer, der dem BVB am Ende drei ganz wichtige Punkte sicherte.
Mittwoch in der Champions League gegen Brügge
Am kommenden Mittwoch geht es für die Favre-Elf zunächst in der Champions League weiter, dann ist der belgische Vertreter FC Brügge zu Gast. Schon ein Remis würde dem BVB definitiv die Teilnahme am Achtelfinale sichern. Allerdings wird die Borussia ganz sicher auf Sieg spielen, um auch die Tabellenführung gegen Atletico Madrid zu verteidigen. Leicht wird es aber sicher nicht, das hat das Hinspiel gezeigt, das der BVB nur mit viel Glück mit 1:0 gewann. Diesmal ist die Borussia mit einer Betsson-Quote von 1,35 allerdings der klare Favorit.