Kaum ein Experte geht noch davon aus, dass Niko Kovac eine Zukunft als Trainer des FC Bayern hat. Die Leistungen der Mannschaft in den vergangenen Wochen waren teilweise erschreckend, der Rückstand auf Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund beträgt bereits neun Punkte. Das peinliche 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf hat gestern das Fass wohl zum Überlaufen gebracht – anders sind die Aussagen von Präsident Uli Hoeneß nicht zu interpretieren. Der 66-Jährige sagte vor der Presse, man müsse nun “alles hinterfragen” und die “richtige Lösung” finden. Gerüchten zu Folge soll diese Lösung Zinedine Zidane heißen.
Noch ist Niko Kovac der Trainer des FC Bayern München. Ob dies aber auch am nächsten Bundesligaspieltag noch der Fall ist, erscheint nach dem gestrigen Nachmittag doch höchst zweifelhaft. Der Rekordmeister verspielte vor eigenem Publikum eine 3:1-Führung gegen den Aufsteiger Fortuna Düsseldorf – und sorgte damit für Fassungslosigkeit bei den Club-Bossen. Uli Hoeneß sagte nach der Partie, er habe sich beim Ausgleich der Düsseldorfer gefühlt, als würde “die Welt untergehen”. Das Spiel sei ein Schock gewesen, den er erstmal verdauen müsse.
Mannschaft ist total verunsichert
Außerdem sickerte die Information durch, dass sich mehrere Führungsspieler inzwischen offen gegen Kovac gestellt haben. Bezeichnend dazu war die Antwort von Leon Goretzka nach der Partie auf die Frage, ob Kovac die Mannschaft noch hinter sich habe: “Dazu sage ich nichts.”
Wer Uli Hoeneß kennt, der weiß, dass der Präsident selten ein Statement ohne Kalkül abgibt. Die Analyse des Bayern-Machers war schonungslos und hörte sich wie eine Generalabrechnung mit Trainer Kovac an: “Wir spielen einen sehr schlechten, uninspirierten Fußball ohne Selbstvertrauen. Man hat das Gefühl, dass die Mannschaft total verunsichert ist. In den ersten sechs Wochen haben wir gedacht, dass wir alles richtig gemacht haben. In den letzten sechs Wochen ist das ins Gegenteil umgeschlagen. Das, was heute passiert ist, ist absolut nicht akzeptabel.”
Auch Wenger und Hasenhüttl werden gehandelt
Schon wenige Stunden nach der Partie wurden die ersten Kandidaten für eine Nachfolge von Niko Kovac gehandelt. Aus England hörte man, dass Arsene Wenger bereit sei und nur auf einen Anruf des FC Bayern warte. Angeblich habe es auch einen ersten Kontakt gegeben. Als weitere Namen wurden auch Ralph Hasenhüttl, Jürgen Klopp und Thomas Tuchel genannt – wobei von diesem Trio wohl nur Hasenhüttl eine realistische Option wäre. Klopp und Tuchel würden ihre Vereine (Liverpool und Paris) wohl kaum während der Saison für ein Engagement an der Säbener Straße verlassen.
Top-Kandidat Zidane: Bayern nahmen bereits Kontakt auf
Eine ganz heiße Spur führt nach Informationen unserer Redaktion jetzt zu Zinedine Zidane. Der ehemalige Weltfußballer war im Sommer überraschend als Trainer von Real Madrid zurückgetreten, nachdem er die “Königlichen” zum dritten Mal in Folge zum Triumph in der Champions League geführt hatte. Der Name von Zidane fiel schon häufiger, wenn es um den Trainerposten bei den Bayern ging. Jetzt scheint es zum ersten Mal richtig konkret zu werden. Eduardo Inda – ein renommierter spanischer Sportjournalist – hatte bereits vor zwei Wochen von einer ersten Kontaktaufnahme zwischen Zidane und den Bayern-Verantwortlichen berichtet. Laut Inda, der ein großes Nachrichtenportal leitet, liegt Zidane sogar ein Angebot auf dem Tisch.
Zidane will wohl in die Bundesliga
Ein Wechsel in die Bundesliga wäre im Falle von Zidane auch durchaus naheliegend. In Spanien käme nach Real kein anderer Club mehr in Frage. Die Ligen in Italien und Frankreich sind sportlich nicht reizvoll genug. Und in die Premier League wird der Weltmeister von 1998 nicht gehen, wie sein ehemaliger Berater Alain Migliaccio unlängst klarstellte: “Ich glaube nicht, dass er in England trainieren wird. Der Fußball entspricht nicht seinem Stil. Es gefällt ihm nicht wirklich.”
Gegen Benfica letztes Spiel von Kovac als Bayern-Trainer?
Sportlich geht es für die Bayern am Dienstag zunächst mal in der Champions League weiter. Für die Partie gegen Benfica Lissabon hat Niko Kovac von Hoeneß zumindest noch eine Gnadenfrist bekommen. Ein Sieg wäre wichtig für den FCB, um sich den Gruppensieg vor Ajax Amsterdam zu sichern. Beim Top-Buchmacher Betsson sind die Bayern mit einer Quote von 1,31 jedenfalls klarer Favorit.