Die Hinrunde ist für Hannover 96 ziemlich katastrophal gelaufen. Die Mannschaft von Trainer Andre Breitenreiter konnte nur magere elf Punkte holen – das ist die Bilanz eines potenziellen Absteigers. Derzeit rangieren die Niedersachsen auf dem vorletzten Tabellenplatz, vier Punkte sind es bis zum rettenden Ufer. Die Lage ist also noch nicht aussichtslos, auch wenn die 96-Verantwortlichen dem aktuellen Kader den Klassenerhalt wohl nicht mehr zutrauen. “Wir werden in der Winterpause auf jeden Fall mehrere Spieler verpflichten”, hatte Sportdirektor Horst Heldt schon vor Weihnachten angekündigt. Jetzt ist der erste Hoffnungsträger an Bord.
Die große Problemzone bei Hannover 96 war in der ersten Saisonhälfte eindeutig die Defensive. 35 Gegentore in 17 Spielen sind ein unterirdischer Wert, mit diesem Schnitt kann man den Abstieg fast nicht verhindern. Nur das Tabellenschlusslicht aus Nürnberg hat in der Hinrunde mehr Gegentreffer (38) kassiert als Hannover. Es war also klar, dass die Verpflichtung eines Abwehrspezialisten ganz oben auf der To-Do-Liste von Manager Horst Heldt stand.
Hannover wollte Naldo und Cissé
Zunächst hatte Hannover offenbar versucht, den Schalker Routinier Naldo nach Hannover zu locken. Der Brasilianer verließ die Königsblauen dann tatsächlich schon in der aktuellen Winterpause, entschied sich aber für das Angebot des französischen Erstligisten AS Monaco. Medienberichten zu Folge scheiterte dann auch ein Transfer von Pape Abou Cissé, weil dessen Verein Olympiakos Piräus eine völlig utopische Ablösesumme ausrief.
Leihe bis zum Saisonende
Aber Heldt hatte noch ein Ass im Ärmel und kontaktierte den ehemaligen deutschen U-21-Nationalspieler Kevin Akpoguma von der TSG Hoffenheim. Der 23-Jährige gilt als großes Talent, kam angesichts der enormen Konkurrenz beim Champions-League-Teilnehmer aus dem Kraichgau aber selten zum Zug. Die perfekte Lösung für alle Seiten lautete also: ein Leihgeschäft bis zum Saisonende. Akpoguma kann in Hannover Spielpraxis sammeln – und 96 bekommt beim “Projekt Klassenerhalt” Unterstützung von einem absoluten Qualitätsspieler.
Akpoguma macht herausragenden Eindruck
“Ich hatte mehrere Angebote. Aber bei Hannover habe ich germerkt, dass sie mich wirklich wollten”, so Akpoguma zu dem Deal. Der 23-Jährige fühlt sich bereits pudelwohl bei seinem neuen Club und glaubt an eine erfolgreiche Rückrunde: “Die Mannschaft hat eine Menge Potenzial. Ich glaube, ich kann dem Team helfen, mit Selbstvertrauen in den Rest der Saison zu gehen.” Auch bei 96 ist man glücklich mit dem Neuzugang.
Akpoguma hat bei den ersten Trainingseinheiten und beim Testspiel gegen den NEC Nijmegen (0:0) einen exzellenten Eindruck hinterlassen. Kein Wunder – immerhin konnte der Innenverteidiger in dieser Saison schon Erfahrung in der Champions League sammeln, er stand unter anderem in der Hoffenheimer Startformation beim Heimspiel gegen Manchester City (1:2).
Langfristiges Ziel: Premier League
Gleichwohl wird man sich bei Hannover 96 schon jetzt mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass man auf die Qualitäten des Neuzugangs nur 17 Spiele bauen kann. Eine Kaufoption gibt es nicht und Hoffenheim hat wohl schon klar signalisiert, dass man den Spieler nicht verkaufen möchte. Langfristig sieht Akpoguma sich ohnehin zu Höherem berufen, sein Traum ist die englische Premier League: “Irgendwann möchte ich auf die Insel. Dazu muss ich aber ein kompletter Spieler sein. Das bin ich im Moment noch nicht. Aber in England zu spielen, das ist schon mein Ziel.”
Länderspiele für Deutschland oder Nigeria?
Der Innenverteidger hofft darüber hinaus, dass Bundestrainer Joachim Löw ihn eines Tages anruft. Nur einmal für Deutschland aufzulaufen wäre für ihn eine “Ehre”, denn schließlich sei Deutschland sein Geburtsland. Seine nigerianischen Wurzeln würden es allerdings auch möglich machen, dass Akpoguma für den dortigen Verband aufläuft. Nigerias Nationaltrainer Gernot Rohr hat wohl schon mehrfach sein Interesse bekundet. Eine endgültige Entscheidung hat der 23-Jährige aber noch nicht getroffen.
Rückrundenstart gegen Bremen
Es ist zu erwarten, dass Kevin Akpoguma schon beim Rückrundenauftakt gegen Werder Bremen (19. Januar) als Abwehrchef auflaufen wird. Das Heimspiel am 18. Spieltag ist für Hannover ungemein wichtig, ein Sieg könnte neue Euphorie im Abstiegskampf entfachen. Die Buchmacher sehen 96 in diesem Nordduell aber eher als Außenseiter. Wer auf einen Sieg der Breitenreiter-Elf tippt, erhält bei Wetten.com die erstaunlich hohe Quote von 3,00.
Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen
