EM Frankreich 2016: Wales

 

Politisch zu Großbritannien gehörend stellt Wales mit seinen gut drei Millionen Einwohnern seit jeher eine eigenständige Fußball-Nationalmannschaft, die bislang oft im Schatten des großen Nachbarn England stand. Bei der EURO 2016 bietet sich nun aber die Gelegenheit aus diesem Schatten zu treten. Denn Wales ist nicht nur zum ersten Mal bei einer EM-Endrunde dabei, sondern trifft in Frankreich auch noch auf England.

 

 

Die Geschichte der Nationalmannschaft Wales

Erstmals überhaupt hat es Wales geschafft sich für eine Europameisterschaft zu qualifizieren. Die erste Teilnahme an einem großen Turnier ist es allerdings nicht. So war bei der WM 1958 bereits eine walisische Auswahl vertreten, die damals durchaus für Aufsehen sorgte und erst im Viertelfinale vom späteren Weltmeister Brasilien mit dem jungen Pele gestoppt wurde.

Danach unternahm Wales ausnahmslos vergebliche Anläufe, sich für eine weitere WM oder eine EM zu qualifizieren. Manchmal scheiterte das kleine Land knapp, doch zumeist war schon frühzeitig absehbar, dass es nicht reichen würde, obwohl Wales immer wieder herausragende Spieler hervorbrachte. Doch Mark Hughes, Ian Rush oder Ryan Giggs teilen allesamt das Schicksal, dass sie ihr Können in der Nationalmannschaft nie auf ganz großer Bühne zeigen durften.

Die EM Qualifikation

Mit einem 2:1 bei Fußballzwerg Andorra erwischte Wales einen zwar erfolgreichen, aber sehr mühsamen Start in die EM-Qualifikation, dem ein eher maues 0:0 zu Hause gegen Bosnien-Herzegowina und ein glanzloser 2:1-Erfolg über Zypern folgten. Bei Gruppenfavorit Belgien holte Wales dann aber ebenfalls ein beachtliches 0:0 und feierte anschließend ein 3:0 in Israel. Zu Hause wurden die individuell starken Belgier, die am Ende auch den Gruppensieg einfuhren, sogar mit 1:0 bezwungen. Spätestens ab diesem Moment war klar, dass es mit der Qualifikation tatsächlich klappen kann. Ein 1:0-Sieg auf Zypern verstärkte die Euphorie, die auch ein weiteres 0:0 zu Hause gegen Israel kaum bremsen konnte. In Bosnien-Herzegowina wurde dann am vorletzten Spieltag zwar mit 0:2 verloren, aber dennoch war der Jubel im Anschluss daran groß. Denn aufgrund der anderen Ergebnisse war Wales die EM-Teilnahme vorzeitig sicher. Zum Abschluss gelang schließlich noch ein souveränes 2:0 gegen Andorra.

Wales: Die Gruppe B bei der EM 2016

Mit England gibt es in Gruppe B der EM 2016 einen Favoriten, doch dahinter scheint auch aus Sicht der Buchmacher vieles möglich. Wales wird bei den Wetten auf den Gruppensieg von Bwin mit der Quote 5,25 leicht hinter Russland (3,80) geführt, aber auch nicht mit allzu großem Vorsprung vor der Slowakei (8,50).

Im ersten Spiel in der walisischen Fußballgeschichte geht es am 11. Juni um 18 Uhr in Bordeaux gegen die Auswahl der Slowakei und damit gegen den allgemein am schwächsten eigeschätzten Gruppengegner. Mit einer Top-Quote von 2,65 (Pinnacle Sports) ist Wales für die Wettanbieter freilich nur leichter Favorit. Für Wetten auf Unentschieden (3,20 bei Interwetten) und die Slowakei (3,25 bei Bet365) fallen die Maximalquoten nur etwas höher aus.

Im zweiten Spiel am 16 Juni um 15 Uhr in Lens steigt dann das seit der Auslosung im Dezember mit Spannung erwartete Bruderduell gegen England, in dem ein Sieg historische Züge annähme. Abschließend geht es am 20. Juni in Toulouse gegen Russland. Anstoß ist dort um 21 Uhr.

 

Spielplan der Gruppe B

 

Partie		1	x	2
Wales	Slowakei	2,73  Beste Quote bei	3,3  Beste Quote bei	3,18  Beste Quote bei
11.Juni: 18:00 Bordeaux
England	Russland	2,3  Beste Quote bei	3,38 Beste Quote bei	3,73  Beste Quote bei
11.Juni: 21:00 Marseille
Russland	Slowakei	1,83 Beste Quote bei	3,6  Beste Quote bei	5,25 Beste Quote bei
15.Juni: 15:00 Lille
England	Wales	1,88 Beste Quote bei	3,6 Beste Quote bei	5,0 Beste Quote bei
16.Juni: 15:00 Lens
Slowakei	England	6,7 Beste Quote bei	4,25 Beste Quote bei	1,7  Beste Quote bei
20.Juni: 21:00 St. Entienne
Russland	Wales	2,3  Beste Quote bei	3,4  Beste Quote bei	3,6  Beste Quote bei
20.Juni: 21:00 Toulouse

Alle Quoten ohne Gewähr. Aktuelle Quoten finden Sie in unserem Quoten Vergleich.

 

Der Trainer von Wales

Als Spieler war Chris Coleman 16 Jahre lang in England aktiv. Neben 478 Erst- und Zweitliga-Spielen für Manchester City, Crystal Palace, die Blackburn Rovers, den FC Fulham und Swansea City brachte es der Abwehrspieler auch auf 32 Länderspiele für Wales. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere übernahm Coleman 2003 den FC Fulham und blieb vier Jahre lang, ehe der heute 45-Jährige nach seiner Entlassung den Sprung ins Ausland zu Real Sociedad San Sebastián wagte, wo er aber nach nur einem halben Jahr zurücktrat. Es folgten zwei eher kurze Stationen bei Coventry City und in Griechenland bei AE Larisa, bevor Coleman Anfang Januar 2012 mit der Nachfolge von Gary Speed betraut wurde, der sich als walisischer Nationaltrainer wenige Wochen zuvor das Leben genommen hatte.

Die Stars von Wales

Wales hat in der EM-Qualifikation elf Tore erzielt. Sieben davon gingen auf das Konto von Gareth Bale, der überdies zwei weitere Treffer vorbereitet hat. Mehr bedarf es eigentlich nicht, um die herausragende Rolle des Superstars von Real Madrid für diese walisische Mannschaft zu beschreiben. Von Bale hängt in der Offensive auch in Ermangelung eines verlässlich treffenden Stürmers praktisch alles ab. Der 26-Jährige ist aber dennoch nicht der einzige herausragende Akteur im Team. Vielmehr findet sich im zentralen Mittelfeld mit Aaron Ramsey (FC Arsenal) ein weiterer Spieler, der seine internationale Klasse schon bewiesen hat und auf seiner Position zu den besten der englischen Premier League gehört. Davon sind Joe Allen (FC Liverpool) und Ben Davies (Tottenham Hotspur) noch ein Stück entfernt, doch auch Mittelfeldspieler Allen und Linksverteidiger Davies ragen aus der walisischen Auswahl heraus.

Stärken und Schwächen der Nationalmannschaft Wales

11:4-Tore in zehn Qualifikationsspielen machen deutlich, wo Stärken und Schwächen der walisischen Mannschaft liegen. Insbesondere gegen die offensiv extrem stark aufgestellte Belgier in 180 Minuten kein Tor kassiert zu haben, spricht für eine starke Defensive, deren Protagonisten in der englischen Premier League gestählt wurden.

Gleichzeitig sind elf erzielte Tore kein Ruhmesblatt, zumal eine extreme Abhängigkeit von Superstar Bale besteht, den stärkere Mannschaften durchaus aus dem Spiel nehmen könnten. Sich einen Plan B für die Offensive zurechtzulegen, ist die oberste Aufgabe von Coach Coleman im Vorfeld der EM, bei der Wales indes kaum munter drauflos stürmen, sondern zunächst abwarten agieren und aus seiner sicheren Defensive heraus kontern wird.