Kleine Regelkunde zur Handball-Europameisterschaft 2018
Wenn Sie zur Sorte TV-Sportler gehören, die sich Handball nur bei Großereignissen anschauen, sind Ihnen bei der EM vielleicht schon einige neue Regeln aufgefallen: Es gibt mittlerweile Blaue Karten, ein klarer definiertes Zeitspiel sowie veränderte Vorgaben für Torhüter und verletzte Spieler.
Blaue Karte bedeutet Gefahr im Verzug, auch wenn das Spiel eigentlich schon vorbei ist
Wenn die Schiedsrichter diese Karte zücken, die sie nun zusätzlich zur Gelben und Roten zur Verfügung haben, droht dem betreffenden Spieler ein Nachspiel. Wenn die Referees nämlich nach der Roten Karte auch noch “Blau” zücken, wird extra ein schriftlicher Bericht von den Unparteiischen angefertigt, der in den Spielbericht aufgenommen wird. Anschließend ist die Disziplinarkommission für weitere Maßnahmen verantwortlich, damit bei einer Disqualifikation eines Spielers für mehr Klarheit gesorgt wird.
Ein verletzter Spieler muss dreimal aussetzen
Wenn die Physios und Mannschaftsärzte auf das Feld kommen, weil ein Spieler auf dem Spielfeld medizinische Behandlung benötigt, muss er anschließend das Spielfeld verlassen. Er darf erst wieder auf die Platte zurückkommen, wenn seine Mannschaft drei Angriffe abgeschlossen hat. Abschluss heißt dabei entweder Tor oder Ballverlust. Kommt der betreffende Spieler vor Ablauf der drei Angriffe zurück, gibt es zwei Strafminuten wie bei einem Wechselfehler.
Bei Zeitspiel müssen Sie mitzählen
Man kennt das aufgeregte Rumgehampel und Gefuchtel mit nach oben gereckten Armen vieler Trainer an der Seitenlinie, wenn der Gegner führt und das Angriffsspiel bewusst verlangsamt, um möglichst viel Zeit von der Uhr zu nehmen. Um dies zu verhindern, wurde im Handball das “Zeitspiel” eingeführt, das bis Mitte 2016 aber im Ermessen der Schiedsrichter lag. Damit ist Schluss, denn geht der Arm der Schiedsrichter hoch, dürfen maximal noch sechs Pässe bis zum Torabschluss gespielt werden. Dabei müssen Sie folgendes im Hinterkopf haben: Wenn der angreifenden Mannschaft ein Freiwurf zugesprochen wurde, wird die Anzahl der Pässe nicht zurückgesetzt, sondern weitergezählt.
Nur noch 30 Sekunden statt letzter Minute mit besonderer Regel
Auch hier geht es um den schnellen Spielfluss, der nicht unfair gestoppt werden soll – und zwar in der entscheidenden Phase einer Partie: Begeht ein Abwehrspieler eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet regelwidrig eine Wurfausführung (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf), erhält er eine Rote Karte ohne Bericht – und die andere Mannschaft bekommt automatisch einen Siebenmeter zugesprochen. Bis Sommer 2016 galt diese Regel in der letzten Spielminute, jetzt aber nur noch in den letzten 30 Sekunden des Spiels. Also am TV-Gerät besonders aufpassen, wenn die Spielzeit auf 59:30 steht.
Statt Torwart darf ein zusätzlicher Feldspieler auch ohne Leibchen mitmachen
Mittlerweile auch häufig beim Handball zu sehen, ist ein leeres Tor bei der angreifenden Mannschaft. Wenn es bei Rückstand schneller gehen muss oder der Trainer ein taktisches Mittel einsetzen will, um den eigenen Angriff zu stärken: Der Torwart verlässt das Feld und dafür bringt der Trainer zusätzlich ein siebten Feldspieler. Diese muss anders als früher nicht mehr zwingend mit einem bunten Leibchen gekennzeichnet sein. Aber aufgepasst: Hat der siebte Feldspieler kein Leibchen an, darf er auch nicht den eigenen Torraum betreten – zu diesem Zweck muss dann erst wieder der „reguläre“ Torwart eingewechselt werden.