Jogi Löw ist wieder da: WM-Krisengipfel in Frankfurt

Joachim Low
Joachim Löw

21 Tage nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Russland wird nun die überfällige Analyse vorgenommen. Heute traf sich die sportliche Leitung im DFB-Hauptquartier in Frankfurt. Neben DFB-Präsident Reinhard Grindel (56) trafen auch Bundestrainer Joachim Löw (58), Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und die Co-Trainer Thomas Schneider und Marcus Sorg ein.

DFB-Boss Reinhard Grindel war um 9.41 Uhr in Frankfurt eingetroffen. Der heutige Tag steht allerdings im Zeichen der sportlichen Aufarbeitung – innerhalb des Trainerteams. Der angekündigte Gipfel mit Grindel findet erst später statt. Um 11.44 Uhr traf am heutigen Mittwoch schließlich Bundestrainer Joachim Löw ein. Auch Thomas Schneider und Oliver Bierhoff ließen nicht lange auf sich warten. Marcus Sorg kam um 12.30 Uhr mit einem Taxi an.

“Die sportliche Leitung hat sich getroffen, um ihre Abstimmung und Besprechungen mit Schwerpunkt WM-Analyse fortzusetzen”, so DFB-Pressesprecher Jens Grittner. “Das ist nicht das erste Treffen, und es wird auch nicht das letzte sein. Die Verantwortlichen sind mitten in der Arbeit.” Diese Aussage überrascht. Schließlich war von bisherigen Treffen nichts bekannt. Man bekam das Gefühl, dass die sportliche Führung zunächst komplett abtauchte. Der DFB machte in Sachen Öffentlichkeitsarbeit erneut keinen guten Job. Bundestrainer Löw machte seine letzte öffentliche Äußerung am Tag nach dem WM-Aus – bei der Rückkehr am Frankfurter Flughafen. Anschließend herrschte Funkstille und Informationsarmut.

Nun muss eine knallharte Analyse folgen – auch gegenüber Löw

“Es gibt ja nicht nur einen Grund oder die einzige Sache, die zum Scheitern beigetragen hat”, so Löw am Tag nach dem Südkorea-Spiel (0:2).  “Es gibt ja mehrere Gründe, die müssen wir aufarbeiten. Das ist meine Verantwortung, das zu tun.” Wenige Tage später drang die Meldung an die Öffentlichkeit, dass Löw als Bundestrainer weitermachen wolle – trotz der massiven öffentlichen Kritik. Auch die DFB-Führung hatte ihm bald das Vertrauen ausgesprochen. Löws Vertrag wurde ohnehin kurz vor der WM in Russland bis 2022 verlängert. Der merkwürdige Zeitpunkt der Vertragsverlängerung sorgte teilweise für Kopfschütteln.

Am 24. August folgt der DFB-Präsidiums-Gipfel. Dann muss Löw seine WM-Analyse bei Präsident Grindel vorlegen. Vielleicht geschieht das auch schon früher. Immerhin bestreitet die deutsche Nationalmannschaft bereits am 6. September das erste Pflichtspiel nach der WM. In der neu geschaffenen Nations League geht es gegen den neuen Weltmeister Frankreich.

Ob Löw es schafft, tiefgreifende Änderungen durchzusetzen, sich von diversen Spielern zu trennen und auch eigene Fehler einzugestehen, ist völlig offen. Spätestens vor 21 Tagen hat die ganze Welt beobachten können, dass die deutsche Nationalmannschaft international nicht mehr auf Top-Niveau konkurrenzfähig ist. Vor vier Jahren wurde Löws Team in Brasilien noch Weltmeister. Von einem Erfolg dieser Größenordnung schien das aktuelle Team Lichtjahre entfernt zu sein.