
Nach dem ernüchternden 0:3 in Hoffenheim platzte beim FC Augsburg endgültig der Geduldsfaden. Die Klubführung entband Sandro Wagner laut übereinstimmenden Berichten noch am Sonntagabend von seinen Aufgaben. Damit endet ein Experiment, das mit lauten Ansagen begann und in einem sportlichen Scherbenhaufen mündete. Was im Sommer als ambitionierter Aufbruch verkauft wurde, wirkt rückblickend wie ein missglückter Bluff.
Als Wagner im Sommer übernahm, schwärmte der Verein vom „spannendsten Trainertalent des Landes“. Das Ergebnis nach zwei Monaten Pflichtspielbetrieb ist ernüchternd: lediglich zwei Siege, dazu ein peinliches Pokal-Aus und zuletzt Niederlagen gegen Teams, die selbst wackeln.
Zwei Monate, zwei Siege: Miserable Bilanz
Der knappe Erfolg gegen den HSV hatte kurzzeitig Hoffnung geweckt, doch der Auftritt in Hoffenheim war zu blutleer, zu ideenlos – und offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Wagner versuchte sich noch an einer versöhnlichen Erklärung: Er habe „immer mit voller Kraft gearbeitet“ und „viel in Bewegung setzen wollen“, aber man habe in der kurzen Zeit „nicht den erhofften Effekt erzielen können“. Worte, die wie eine müde Abschiedsbotschaft eines Trainers wirken, der selbst nicht mehr an die Wende glaubte.
Der peinliche Bayern-Vergleich
Schon früh eckte Wagner an. Seine markigen Aussagen dienten zwar als Headline-Garant, doch sportlich konnte er sie nie untermauern. Besonders hängen blieb seine Aussage, Augsburg stehe „qualitativ kaum hinter Bayern“.
Eine steile These, die vielen Fans eher wie Selbstüberschätzung vorkam. Die Mannschaft lieferte parallel Leistungen ab, die eher nach Abstiegskampf rochen als nach Münchner Konkurrenz.
Kein Wunder, dass ein wachsender Teil der Anhänger die Entlassung nun als überfälligen Befreiungsschlag ansieht. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit war schlicht zu groß.
Führungsetage verliert den Glauben
Geschäftsführer Michael Ströll erklärte nach der Trennung, man habe „nach eingehender Analyse bemerkt, dass Überzeugung und Vertrauen in dieser Konstellation nicht mehr ausreichten“. Wagner habe zwar „engagiert gearbeitet“, doch das Wohl des Vereins stehe über allem. Zwischen den Zeilen klingt heraus: Die Verantwortlichen sahen keine Perspektive mehr.
Nun übernimmt bis zur Winterpause Manuel Baum, der schon 2016 bis 2019 mit ruhiger, nüchterner Arbeit Stabilität gebracht hatte. Er soll ein völlig verunsichertes Team ordnen.
Ein Karriereknick, der sich nicht schönreden lässt
Wagner gab sich nach außen erneut kämpferisch: Man habe „viel gelernt“ und werde „darauf aufbauen“. Die Liebe zum Fußball sei ungebrochen. Doch hinter den aufmunternden Worten verbirgt sich ein klarer Einschnitt. Es ist der erste große Fleck auf seiner bislang jungen Trainerlaufbahn – und ein schwerer dazu.
Denn das FCA-Abenteuer entlarvte ihn als jemanden, der gern große Visionen skizziert, aber Schwierigkeiten hat, sie mit Substanz zu füllen. Augsburg wollte unter ihm weg vom Ruf der grauen Maus. Doch unter Wagner rutschte der Klub nicht in Richtung Europa, sondern direkt zurück in den Abstiegskampf.
Vom gefeierten Hoffnungsträger zum Risiko
Im Sommer wirkte Wagner wie die schillernde Figur, auf die der Verein gesetzt hatte, um neue Energie und Strahlkraft zu erzeugen. Wagner selbst sah sich bereit, den FCA „auf ein neues Level“ zu führen – obwohl er zuvor nur in der Regionalliga als Cheftrainer gearbeitet hatte.
Heute bleibt die Frage: Hat Augsburg sich vom äußeren Glanz täuschen lassen? Die Warnungen, Wagner sei eher Inszenierung als Qualität, gab es. Sie wurden ignoriert.
Ein statistisches Desaster
Die Bilanz fällt vernichtend aus:
- Meiste Gegentore der Liga
- Historisch höchste Heimklatsche (0:6 gegen Leipzig)
- Niederlagen gegen Heidenheim, St. Pauli und Mainz
- Pokal-Aus gegen Zweitligist Bochum
Und das trotz eines Kaders, der durchaus Qualität besitzt. Teure Neuzugänge wie Rieder oder der gehaltene Claude-Maurice hätten eine bessere Plattform verdient. Dazu kamen kommunikative Aussetzer wie Wagners Geständnis, von der anstehenden Mitgliederversammlung nichts gewusst zu haben – eine Steilvorlage für Kritik.
Mehr Schein statt Sein
Wagner lebte in Augsburg vom Image des coolen TV-Experten mit markigen Sprüchen. Doch wer hinter die Fassade schaute, fand wenig Trainererfahrung und kaum belegbare Erfolge. Schon in Unterhaching verlief nur eines der beiden Jahre überzeugend. In der Nationalelf war er Assistent – nicht Architekt.
In Augsburg kollidierte sein Selbstbild mit der Realität. Die große Klappe, die ihn medial so präsent machte, wurde sportlich zum Bumerang.
Das Erbe: Ein Scherbenhaufen und viele offene Fragen
Die Verantwortlichen beim FCA stehen nun selbst im Rampenlicht. CEO Ströll hatte Wagner als große Chance verkauft – und liegt nun öffentlich daneben. Augsburg hat nicht nur auf den falschen Mann gesetzt, sondern ihm auch zu viel Vorschussvertrauen gegeben.
Am Ende bleibt ein Trainer, der mehr versprach, als er halten konnte, und ein Verein, der sich blenden ließ. Die große Frage lautet: Wie konnte man sich so sehr täuschen lassen?

