
Frank Pagelsdorf – der Name weckt Erinnerungen an kernige Bundesliga-Duelle, an Hansa Rostock, den Hamburger SV und an ehrlichen, bodenständigen Fußball. Der frühere Mittelfeldspieler und Trainer war nie ein Lautsprecher, sondern ein Mann der klaren Linie. Doch was macht der 1958 geborene Hannoveraner heute?
Fakt ist: Der ehemalige Spieler von Borussia Dortmund ist heute nicht mehr aktiv im Fußballgeschäft tätig. Als Cheftrainer bei einem Club war Pagelsdorf zuletzt vor über 15 Jahren. Das bedeutet aber nicht, dass man den sympathischen “Pagel” nicht regelmäßig in der Öffentlichkeit sieht.
Vom Zweikämpfer zum Aufstiegstrainer
Als Spieler war Pagelsdorf bekannt für seine Einsatzfreude und Zweikampfstärke. 1976 debütierte er bei Hannover 96, ehe er über Arminia Bielefeld und Borussia Dortmund auf insgesamt 181 Bundesligaspiele kam. Vor allem bei Arminia war er eine feste Größe, erzielte dort in sechs Jahren 28 Tore – ein starker Wert für einen Mittelfeldmann.
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere 1989 wechselte er nahtlos ins Trainergeschäft. Dort machte er schnell auf sich aufmerksam. Über die Amateure von Hannover 96 und Union Berlin landete er 1994 bei Hansa Rostock.
Gleich im ersten Jahr gelang ihm der Aufstieg in die Bundesliga – ein frühes Ausrufezeichen. In der darauffolgenden Spielzeit sicherte er mit dem damaligen Underdog souverän den Klassenerhalt. Pagelsdorf galt fortan als Aufstiegsexperte und Motivator mit klarem Plan.
Große Erfolge als HSV-Trainer
1997 folgte der Wechsel zum Hamburger SV. Dort entwickelte er eine junge, talentierte Mannschaft weiter und führte den Klub in der Saison 1999/2000 auf Platz drei – der erste Champions-League-Einzug in der Vereinsgeschichte. Die Zeit beim HSV blieb seine erfolgreichste und wohl prägendste Trainerstation.
Nach seiner Entlassung 2001 blieb er weiter aktiv: über Stationen beim VfL Osnabrück, Al-Nasr Dubai und erneut Hansa Rostock sammelte er weitere Erfahrungen, bevor er 2010 seinen letzten Cheftrainerposten antrat – erneut bei Al-Nasr.
Abschied von der Trainerbank – aber nicht vom Fußball
Seitdem hat Pagelsdorf keinen Klub mehr übernommen. Auf die Frage, ob er sich zur Ruhe gesetzt habe, antwortete er einst: „Ich habe nie aufgehört, mich für Fußball zu interessieren.“ Und tatsächlich: Auch ohne festen Posten ist er dem Sport verbunden geblieben.
In Kiel betreibt er ein Fußball- und Freizeitzentrum, das Training, Bewegung und Gemeinschaft für Kinder und Jugendliche fördert. Darüber hinaus engagiert er sich sozial – etwa als Mitglied im Stiftungsrat eines gemeinnützigen Fußballprojekts.
Pagelsdorf auf der AIDA
Auch seine emotionale Bindung zu Ex-Klubs wie dem HSV oder Hansa Rostock ist geblieben. Regelmäßig wird er bei Heimspielen im Volksparkstadion gesichtet, analysiert das Spielgeschehen und freut sich über die Entwicklung „seiner“ Vereine.
Dass er weiterhin gefragt ist, zeigte sich zuletzt im Sommer 2024: Als EM-Experte war er an Bord eines Kreuzfahrtschiffs im Einsatz. Auf der AIDAPerla kommentierte er im eigens eingerichteten Studio die Achtel- und Viertelfinalspiele und gab Einblicke aus Trainerperspektive. Seine ruhige, sachliche Art und sein fundierter Blick auf Taktik und Mannschaftsdynamiken kamen bei den Fans gut an.
Der stille Fußballarbeiter bleibt präsent
Frank Pagelsdorf hat sich nie in den Vordergrund gedrängt – weder als Spieler noch als Trainer. Und doch ist er präsent geblieben. Zwar sitzt er seit über 15 Jahren nicht mehr auf der Trainerbank, doch sein Fußballverstand ist ungebrochen.
Wer ihn heute trifft, merkt schnell: Der Fußball lässt ihn nicht los. Er beobachtet Entwicklungen, diskutiert über Systeme, spricht über Nachwuchsarbeit – und bleibt damit eine Stimme, die im modernen Fußball selten geworden ist.
Ein Trainer-Comeback scheint derzeit unwahrscheinlich, ausgeschlossen ist es aber nicht. Sollte sich die „richtige Konstellation“ ergeben, könnte Pagelsdorf durchaus wieder an Bord gehen. Bis dahin genießt er sein Leben zwischen Florida, Kiel und gelegentlichen Auftritten im Fußballkosmos – als unaufgeregter, aber stets kompetenter Zeitzeuge einer Ära, in der Fußball noch ein bisschen anders war.