EM Frankreich 2016: Albanien

 

Mit weniger als drei Millionen Einwohnern gehört Albanien zu den kleinsten und gleichzeitig zu den ärmsten Ländern Europas. Im internationalen Fußball konnte Albanien bislang nur selten auf sich aufmerksam machen. Etwa, als Deutschland mit einem 0:0 im letzten Qualifikationsspiel i Tirana die Teilnahme an der EM 1968 verpasste. Selbst war Albanien bislang noch nicht auf ganz großer Bühne dabei, feiert nun aber bei der EURO 2016 seine Premiere bei der Endrunde eines großen Turnieres.

 

 

Die Geschichte der Nationalmannschaft Albanien

Nimmt man es ganz genau, dann war Albanien doch schon einmal bei einer Europameisterschaft dabei. Als das Turnier 1964 noch in den Kinderschuhen steckte und die Endrunde auf die Spiele ab dem Halbfinale beschränkt war, zog Albanien kampflos ins Achtelfinale ein. In der Vorrunde hatte sich Griechenland geweigert gegen das damals noch als Kriegsgegner gesehene Albanien anzutreten und schied dadurch aus. Für Albanien war im Achtelfinale dann aber gegen Dänemark (1:0, 0:4) schnell Schluss.

Als richtige Turnierteilnahme zählt die EM 1964, als Albanien erstmals überhaupt mitwirkte, aber nicht zuletzt wegen des damals noch üblichen Modus nicht. In der Folge scheiterte Albanien bei allen Qualifikation nach der Vorrunde – sowohl für Welt- als auch für Europameisterschaften. Schon in der Qualifikation zur WM 2014 war aber ein leichter Positivtrend zu erkennen, gelangen doch immerhin drei Siege und zwei Unentschieden – bei allerdings auch fünf Niederlagen.

Die EM Qualifikation

Albanien wurde in die einzige Fünfer-Gruppe gelost, in der EM-Gastgeber Frankreich außer Konkurrenz mitmischte. In den beiden Pflichtfreundschaftsspielen gegen die Equipe Tricolore verkaufte sich Albanien teuer und gewann bei einem 1:1 in Frankreich zu Hause sogar mit 1:0. Auch in den richtigen Qualifikationsspielen erwischte Albanien mit einem überraschenden 1:0-Sieg in Portugal einen Traumstart und auch das 1:1 gegen Dänemark war ein ordentliches Ergebnis, ehe das Skandalspiel in Serbien für Aufsehen sorgte. Die beim Stand von 0:0 wegen Krawallen auf dem Platz und auf den Rängen, die durch eine Drohne mit einer Fahne des großalbanischen Reiches hervorgerufen wurden, abgebrochene Partie wurde mit 3:0 für Albanien gewertet. Einen zunächst gleichzeitig ausgesprochenen Abzug von drei Punkten gegen Albanien machte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) später rückgängig. Albanien gewann anschließend auch mit 2:1 gegen Armenien und nahm beim 0:0 in Dänemark einen in der Endabrechnung enorm wichtigen Punkt mit. Denn nach diesem hervorragenden Start mit elf Punkten aus fünf Spielen setzte es gegen Portugal (0:1) und Serbien (0:2) zwei Heimpleiten nacheinander. Mit einem 3:0 in Armenien wurde dann aber das EM-Ticket am letzten Gruppenspieltag aus eigener Kraft gelöst.

Albanien: Die Gruppe A bei der EM 2016

Albanien ist als EM-Neuling einer der ganz großen Außenseiter, was natürlich auch für die Gruppe gilt, in der mit Gastgeber Frankreich einer der Top-Favoriten spielt und mit der Schweiz ein weiteres Team, das über Potential verfügt. Wie für Rumänien dürfte es für Albanien vor allem um den dritten und nur bei sehr gutem Verlauf um den zweiten Platz gehen. Die Buchmacher sehen in Albanien den krassesten Außenseiter, wie die Quote 21,0 (Bwin) für den albanischen Gruppensieg zeigt.

Erster Gegner Albaniens ist am 11. Juni um 15 Uhr in Lens die Schweiz, die mit einigen albanischstämmigen Akteuren wie Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka antritt, was für Brisanz sorgen dürfte. Mit einer Quote von 6,64 (Pinnacle Sports) ist Albanien gegen die Schweiz der Underdog, während es für eine richtig vorhergesagte Niederlage lediglich den 1,65-fachen Einsatz (Betway) zurückgäbe. Für Wetten auf ein Auftaktremis beträgt die Top-Quote 4,00 (Interwetten).

Im zweiten Spiel trifft Albanien am 15. Juni um 21 Uhr in Marseille auf Frankreich und würde natürlich gerne ähnlich gut abschneiden wie in den Pflichtfreundschaftsspielen während der EM-Qualifikation. Abschließend geht es am 19. Juni um 21 Uhr in Lyon gegen Rumänien.

 

Spielplan der Gruppe A

 

Partie		1	x	2
Frankreich	Rumänien	1,45 Beste Quote bei	4.75 Beste Quote bei	11,15 Beste Quote bei
10.Juni: 21:00 Paris, St. Denis
Albanien	Schweiz	6,75  Beste Quote bei	4,1 Beste Quote bei	1,67  Beste Quote bei
11.Juni: 15:00 Lens
Rumänien	Schweiz	4,3 Beste Quote bei	3,6  Beste Quote bei	2,0 Beste Quote bei
15.Juni: 18:00 Paris, Parc des Princes
Frankreich	Albanien	1,27 Beste Quote bei	7,0 Beste Quote bei	15,0 Beste Quote bei
15.Juni: 21:00 Marseille
Schweiz	Frankreich	4,6 Beste Quote bei	3,45 Beste Quote bei	2,0 Beste Quote bei
19.Juni: 21:00 Lille
Rumänien	Albanien	1,95 Beste Quote bei	3,5 Beste Quote bei	4,28 Beste Quote bei
19.Juni: 21:00 Lyon

Alle Quoten ohne Gewähr. Aktuelle Quoten finden Sie in unserem Quoten Vergleich.

 

Albaniens Trainer

Der größte Erfolg in der albanischen Fußballgeschichte ist auch das Handwerk von Trainer Giovanni „Gianni“ De Biasi. Der Italiener wurde nach einer mittelmäßigen Spielerkarriere zwischen erster und dritter Liga nach einigen Stationen in seiner Heimat (u.a. Brescia Calcio, FC Turin, Udinese Calcio) sowie einem Intermezzo bei UD Levante in Spanien im Dezember 2011 zum albanischen Nationaltrainer ernannt.

De Biasi, der während der EM seinen 60. Geburtstag feiert, erhielt in Albanien sofort die in Italien vermisste Anerkennung für seine Arbeit, was natürlich zuvorderst an der guten Entwicklung seines Teams lag. Im März 2015 und damit noch vor der erfolgreichen EM-Qualifikation wurde ihm sogar offiziell die albanische Staatsbürgerschaft verliehen.

Albaniens Stars

Von Stars im klassischen Sinne kann man beim Blick auf die albanische Auswahl eher nicht sprechen. Aber natürlich verfügt auch Albanien über einige Spieler, die herausragen und die auch schon auf anderer Bühne ihre Qualitäten gezeigt haben. So sind mit Torwart Etrit Berisha (Lazio Rom) und Rechtsverteidiger Elseid Hysaj (SSC Neapel) zwei Schlüsselspieler in der italienischen Serie A aktiv. Taulant Xhaka, der im Spiel gegen die Schweiz auf seinen Bruder Granit trifft, und Shkelzen Gashi feiern mit dem FC Basel regelmäßig Erfolge und Mergim Mavraj (1. FC Köln) hofft nach langer Verletzungspause in der Bundesliga wieder angreifen zu können. Am Ende einer für albanische Verhältnisse großen Karriere befindet sich derweil Kapitän und Abwehrchef Lorik Cana, für dessen Verpflichtung von Galatasaray Istanbul Lazio Rom im Sommer 2011 noch knappe sieben Millionen Euro bezahlt hat. Aktuell spielt Cana für den FC Nantes.

Stärken und Schwächen der albanischen Nationalmannschaft

Albanien ist eine gut organisierte Mannschaft, die taktisch vor allem auch dank Coach de Biasi sehr gut geschult ist. Eine enorme Geschlossenheit war während der Qualifikation die große Stärke des Teams, das auch in Frankreich auf die Unterstützung vieler quer über Europa verteilter Landsleute bauen kann.

In Sachen individueller Qualität gehört Albanien derweil sicher zu den schwächeren Teams dieser Europameisterschaft und wird vor allem Probleme haben, sich gegen gute Defensivreihen Chancen zu erspielen bzw. die wenigen Gelegenheiten zu nutzen. Nut sieben Tore in sieben Qualifikationsspielen, das Skandalspiel in Serbien außen vor gelassen, machen jedenfalls deutlich, wo der Schuh drückt.