EM Frankreich 2016: England

 

Bei der EM 1996 landeten die Lightning Seeds mit ihrem Song “Football's coming home“ einen auch heute noch beliebten Hit, in dem von “30 years of hurt“ die Rede ist, also 30 Jahre Schmerzen seit dem letzten und bislang einzigen großen Titel, den eine englische Nationalmannschaft jemals einfahren hat. Nun sind es mittlerweile 50 Jahre, die seit dem Gewinn der WM 1966 im eigenen Land vergangenen sind, und ein zweiter Titel ist für die Three Lions nicht in Sicht. Vielmehr kann man die letzten 20 Jahre aus englischer Sicht getrost aus der Erinnerung streichen, denn mehr als das Viertelfinale erreichte in dieser Zeit kein Team aus dem mit knapp 54 Millionen Einwohner mit Abstand größten Land der britischen Insel, das bei der EURO 2016 in der Vorrunde gegen Wales zu einem Nachbarschaftsduell antritt und im Laufe des Turnieres in weiteren brisanten Begegnungen auch noch auf Nordirland und Irland treffen könnte.

 

 

Die Geschichte der Nationalmannschaft England

Insgesamt nahm England an 14 Welt- und an acht Europameisterschaften teil. Zum Finaleinzug reichte es für das selbsternannte Mutterland des Fußballs indes nur einmal, bei der letztlich auch gewonnenen WM 1966. Ansonsten kam früher oder später stets das vorzeitige Aus. Seit der Halbfinal-Niederlage 1996 bei der Heim-EM gegen Deutschland eher früher. Auf jeweils zwei Pleiten im Achtelfinale (1998 und 2010) und Viertelfinale (2002 und 2006) folgte 2014 das erste Vorrunden-Aus bei einer WM seit 1958. Auf europäischer Ebene war 2000 ebenfalls schon nach der Vorrunde Schluss, während 2004 und 2012 nach dem Viertelfinale die Reise in die Heimat ging. 2008 verpasste England sogar die Qualifikation für die Endrunde.

Die EM Qualifikation

Kein anderes Land hat sich derart souverän für die EURO 2016 qualifiziert wie die englische Auswahl. Die Three Lions gaben auf das Vorrunden-Aus bei der WM 2014 eine starke Antwort und gewannen ausnahmslos alle zehn Qualifikationsspiele. Gegen die Schweiz, den stärksten und letztlich auf Platz zwei gelandeten Gegner, behielt England beide Male mit 2:0 die Oberhand. Außerdem gelangen Siege gegen Slowenien (3:1 und 3:2), Estland (2:0 und 1:0), Litauen (4:0 und 3:0) und San Marino (5:0 und 6:0). Unter dem Strich stand eine beeindruckende Tordifferenz von 31:3, die allerdings angesichts der überwiegend nicht sonderlich stark einzuschätzenden Konkurrenten auch nicht überbewertet werden sollte.

England: Die Gruppe B bei der EM 2016

England hätte es bei der Gruppenauslosung im Dezember sicherlich schwerer erwischen können. In Gruppe B mit Russland, der Slowakei und Wales sind die Three Lions klarer Favorit und alles andere als der Einzug ins Achtelfinale wäre eine bittere Enttäuschung. Mit einer Quote von 1,90 (Bwin) ist England auch bei den Sportwetten der heißeste Kandidat für den Gruppensieg.

Erster Gegner der Mannschaft von Trainer Roy Hodgson ist am 11. Juni um 21 Uhr im Stade Velodrome in Marseille gleich der auf dem Papier stärkste Gruppenrivale: Russland. Mit einer Maximalquote von 2,26 (Pinnacle Sports) sehen die Buchmache England nur als leichten Favoriten. Die Höchstquoten für Unentschieden (3,35 bei Interwetten) und Russland (3,60 bei Ladbrokes) verdeutlichen, dass es sich um eine eher ausgeglichene Partie handelt.

Am zweiten Gruppenspieltag kommt es am 16. Juni um 15 Uhr in Lens zum mit Spannung erwarteten Nachbarschaftsduell mit Wales, ehe die Gruppenphase am 20. Juni um 21 Uhr mit der Partie gegen die Slowakei in St. Etienne abgeschlossen wird.

 

Spielplan der Gruppe B

 

Partie		1	x	2
Wales	Slowakei	2,73  Beste Quote bei	3,3  Beste Quote bei	3,18  Beste Quote bei
11.Juni: 18:00 Bordeaux
England	Russland	2,3  Beste Quote bei	3,38 Beste Quote bei	3,73  Beste Quote bei
11.Juni: 21:00 Marseille
Russland	Slowakei	1,83 Beste Quote bei	3,6  Beste Quote bei	5,25 Beste Quote bei
15.Juni: 15:00 Lille
England	Wales	1,88 Beste Quote bei	3,6 Beste Quote bei	5,0 Beste Quote bei
16.Juni: 15:00 Lens
Slowakei	England	6,7 Beste Quote bei	4,25 Beste Quote bei	1,7  Beste Quote bei
20.Juni: 21:00 St. Entienne
Russland	Wales	2,3  Beste Quote bei	3,4  Beste Quote bei	3,6  Beste Quote bei
20.Juni: 21:00 Toulouse

Alle Quoten ohne Gewähr. Aktuelle Quoten finden Sie in unserem Quoten Vergleich.

 

Englands Trainer

Nachdem Fabio Capello kurz vor der EM 2012 seinen Rücktritt erklärte, weil die FA gegen seinen Willen die Absetzung von John Terry als Kapitän veranlasst hatte, wurde Roy Hodgson am 1. Mai 2012 als neuer englischer Nationaltrainer vorgestellt. Dem heute 68-jährigen Coach, der damals noch bei West Bromwich Albion tätig war, blieben nur wenige Tage, um seinen EM-Kader zusammenzustellen. Trotz des Ausscheidens im Viertelfinale und des Vorrunden-Aus bei der WM 2014 wurde Hodgson auch die Mission EM 2016 anvertraut und der erfahrene Trainer zahlte dieses Vertrauen zurück.

Hodgson, der selbst als Spieler nicht wirklich in Erinnerung geblieben ist, begann seine Trainerkarriere schon mit 29 Jahren bei Halmstads BK in Schweden und hat bis heute Stationen in mehreren Ländern hinter sich. Unter anderem hatte Hodgson Inter Mailand, die Nationalmannschaft der Schweiz und Malmö FF unter seinen Fittichen. In England war Hodgson bis 2007 nur zweimal kurze Zeit bei Bristol City und den Blackburn Rovers als Trainer tätig, ehe er den FC Fulham übernahm und dann auch beim FC Liverpool arbeitete. Von Februar 2011 bis Mai 2012 war schließlich West Bromwich Albion seine letzte Station als Vereinstrainer.

Englands Stars

Star der Three Lions ist nach wie vor Wayne Rooney, dem mit mittlerweile 30 Jahren nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, um endlich einem großen Turnier seinen Stempel aufzudrücken. Aber im Vergleich zu den letzten Turnieren lastet nicht mehr der alleinige Druck auf Rooney, denn dank der in jüngerer Vergangenheit etwas verbesserten Nachwuchsarbeit sind vielversprechende junge Akteure wie allen voran Raheem Sterling aufgerückt, die das Zeug dazu haben, tragende Rollen zu übernehmen. Selbiges gilt für Akteure wie Jordan Henderson und Jack Wilshere, die im zentralen Mittelfeld an die Stelle von Frank Lampard und Steven Gerrard treten.

Stärken und Schwächen der englischen Nationalmannschaft

England hat in der Qualifikation und auch in Testspielen wie dem 2:0 im November gegen Frankreich Selbstvertrauen getankt. Trainer Hodgson ist es in den letzten Jahren gelungen, eine Mannschaft mit Perspektive zu formen, die trotz des frühen Ausscheidens schon bei der WM 2014 ihr Potential andeuten konnte. Dieses gilt es nun dauerhaft auf den Platz zu bringen und die vielen Talente weiterzuentwickeln. Dass mit Joe Hart eine verlässliche Nummer eins im Tor steht, ist für eine englische Nationalmannschaft auch keine Selbstverständlichkeit.

Noch sind die potentiellen Leistungsträger der Zukunft sehr jung und fraglos noch nicht ausgereift, sodass andere Nationen noch über mehr individuelle Klasse verfügen. Abzuwarten bleibt freilich auch, ob der noch immer sehr wichtige Rooney endlich einmal beim Turnier seine Klasse zeigen kann und ob sich ein zweiter verlässlicher Torjäger findet. Kandidaten gibt es mit Harry Kane oder Jamie Vardy trotz der vielen Verletzungssorgen von Daniel Sturridge auf jeden Fall.