Als der FC Bayern München für heute Mittag eine Pressekonferenz mit dem Präsidenten Uli Hoeneß, dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic ankündigte, war die Spannung groß. Was sollte verkündet werden? Vielleicht ein spektakulärer Rücktritt? Vielleicht gar die Entlassung von Trainer Niko Kovac? Oder sollte es doch bloß um die Vorstellung eines neuen Großsponsoren gehen? Am Ende waren sich alle einig: Der Auftritt war eine einzige Farce.
Es begann schon einigermaßen skurril: Karl-Heinz Rummenigge faselte etwas davon, dass man beim FC Bayern die mediale Kritik “in diesem Stil nicht mehr akzeptieren” werde – und dann zitierte der 63-Jährige allen Ernstes sogar das Grundgesetz: “Die Würde des Menschen ist unantastbar.” Was folgte, war eine gigantische Medienschelte. Mehrfach viel das Wort “respektlos” im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Club und seine Spieler.
Rummenigge greift Fußball-Experten an
Zu der Kritik an Manuel Neuer fehlten ihm jegliche Worte, so Rummenigge. Boateng und Hummels “Altherrenfußball” zu unterstellen, sei eine Frechheit. Und das fortgeschrittene Alter von Robben und Ribery auch nur zu erwähnen, sei “unverschämt und polemisch”. So ging es dann noch minutenlang weiter. Auch die zahlreichen Experten in Fußball-Deutschland wurden von Rummenigge ins Visier genommen: “Polemik scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Das gilt auch für Experten, und das gilt vor allen Dingen auch für Experten, die mal bei diesem Klub Fußball gespielt haben.”
Juristische Schritte gegen die Springer-Presse
Der FC Bayern habe bereits zwei Unterlassungserklärungen gegen den Springer-Verlag erwirkt, sagte Rummenigge. “Und wir werden in Zukunft auch Gegendarstellungen verlangen. Meine Herren, fühlen Sie sich besonders angesprochen”, so der Vorstandsvorsitzende, der dabei die Journalisten der Springer-Medien in der ersten Reihe ins Auge fasste. Man wartete fast schon darauf, dass Rummenigge auch mit dem Finger auf sie zeigen würde.
Dann übernahm Uli Hoeneß – wie immer mit hochrotem Kopf – das Wort. Es sei an der Zeit, dass sich “der wichtigste Klub in Deutschland mal positioniert.” Es folgten direkte Angriffe gegen n-tv, Sky und die Bild-Zeitung wegen offenbar unliebsamer Berichterstattung. Dann drohte Hoeneß: “Dieser Verein wird sich jetzt wieder zu einer Einheit in der Öffentlichkeit darstellen, wie sie das lange nicht erlebt haben.”
Hoeneß teilt übel gegen Bernat aus
Richtig übel wurde es, als Hoeneß auf Juan Bernat zu sprechen kam. Viele Journalisten und Experten hatten die Tatsache kritisiert, dass die Bayern den spanischen Nationalspieler vor der Saison ohne Not nach Paris verkauft hatten. Bernat habe im Viertelfinalrückspiel gegen Sevilla vor einigen Monaten einen “Scheißdreck” gespielt. “Er war alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden wären. Und an dem Tag ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben. Weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hat.” Wenige Sekunden später forderte der Ex-Häftling dann übrigens wieder mehr Respekt für seine aktuellen Spieler und weniger Polemik. Okay.
Salihamidzic wie ein Schuljunge
Ach ja, Hasan Salihamidzic saß in der Mitte und durfte pflichtschuldig auch zwei Sätze sagen. Am Ende fiel ihm Rummenigge bei einer Frage ins Wort und erklärte die Pressekonferenz für beendet. Ob sich die alternden Bayern-Bosse mit diesem Auftritt einen Gefallen getan haben?
Samstag stehen die Bayern unter Druck
Sportlich geht's am Samstag für die Bayern in Wolfsburg weiter. Dann will das Team von Niko Kovac die Negativserie von vier Pflichtspielen ohne Sieg endlich beenden. Bei den Buchmachern ist der FC Bayern der haushohe Favorit. Betsson bietet für einen Auswärtssieg der Bayern die Quote von 1,37.