Spanische Liga macht es vor: Bundesligaspiele bald in den USA?

Simon Schneider | am: 13.08.25
Ein Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern in den USA, Australien oder Asien? Für die Zukunft wohl nicht ausgeschlossen.

Was bislang undenkbar schien, wird in Spanien bald Realität: Am 17. Spieltag der Primera División soll die Partie zwischen dem FC Barcelona und dem FC Villarreal in Miami stattfinden. Ein ganz normales Ligaspiel – nur eben 7.500 Kilometer entfernt vom Camp Nou. Dass sowohl FIFA als auch UEFA noch zustimmen müssen, gilt als Formsache. Damit schreibt der spanische Fußball Geschichte: Zum ersten Mal wird ein reguläres Spiel einer nationalen Meisterschaft im Ausland ausgetragen.

Der Weg dahin war lang. Jahrelang kämpfte die spanische Liga darum, juristische Hürden zu überwinden. Vor allem der US-amerikanische Fußballverband hatte versucht, solche Partien zu blockieren, um den heimischen Markt zu schützen. Erst ein Vergleich im Rechtsstreit zwischen dem Sportrechtevermarkter Relevent und dem Verband ebnete den Weg.

Nun kann Relevent, hinter dem der US-Milliardär Stephen M. Ross steht, das Spiel in den USA vermarkten – und öffnet damit dem europäischen Fußball die Tür zum lukrativen US-Markt.

Business Fußball – auf der Suche nach neuen Märkten

Spanien ist nicht allein auf Weltreise. Auch Italiens Serie A denkt über Ligaspiele außerhalb Europas nach. Schon 2003 wurde der italienische Supercup in New Jersey ausgetragen, später folgten Austragungen in China, Katar und Saudi-Arabien.

Nun steht sogar ein reguläres Meisterschaftsspiel in Australien im Raum: Weil das Giuseppe-Meazza-Stadion im Februar wegen der Olympischen Winterspiele gesperrt ist, soll AC Mailand sein Heimspiel gegen Como in Perth bestreiten – 14.000 Kilometer entfernt von San Siro.

In Italien ist die Diskussion um Spiele in den USA besonders lebhaft: Neun der 20 Erstligisten befinden sich in amerikanischem Besitz. Der Marketingchef der Serie A, Michele Ciccarese, betonte zwar, dass nicht jede Partie dafür geeignet sei – ein prestigeträchtiges Derby wie Inter gegen AC werde man kaum ins Ausland verlegen. Aber andere Paarungen? Durchaus möglich.

Das große Geschäft mit den USA

Die UEFA selbst setzt längst auf den US-Markt. Ab der Saison 2027/28 wird Relevent auch die Champions League vermarkten. Die Erlöse in Europas Königsklasse sind gigantisch – zuletzt rund vier Milliarden Euro pro Jahr – und bislang spielte Nordamerika in der Vermarktung nur eine Nebenrolle. Gut möglich also, dass in einigen Jahren auch Königsklassen-Spiele in New York oder Los Angeles stattfinden.

Die Logik dahinter ist klar: Wer neue Fans gewinnen will, muss dorthin gehen, wo diese leben. Für die großen Ligen bedeutet das, in Märkten wie den USA oder Asien Präsenz zu zeigen – und zwar nicht nur mit Freundschaftsspielen, sondern mit Begegnungen, die sportlich zählen.

Bundesliga: Wieviel ist das Wort der DFL wert?

In Deutschland klingt das bislang nach einem Tabu. Die DFL betont immer wieder, dass reguläre Bundesligaspiele im Ausland nicht geplant seien. Die Erfahrungen mit Fanprotesten sitzen tief – schon der Versuch, einen Investor ins Boot zu holen, scheiterte im vergangenen Jahr an massiven Aktionen in den Stadien.

Ganz ausschließen lässt sich ein Schritt ins Ausland aber nicht. Denn während Ligaspiele unangetastet bleiben sollen, hat sich die DFL in ihrer Spielordnung beim Supercup alle Optionen offengehalten. Wörtlich heißt es dort, dass “Spieltermin und -ort von der DFL festgelegt werden” und auch ein Stadion im Ausland infrage kommen könne.

Der Supercup als Testlauf auch für deutsche Fans?

Das Vorbild Spanien zeigt, wie man das Publikum langsam an den Gedanken gewöhnt: Dort wurde zunächst der Supercup ins Ausland verlegt – etwa nach Saudi-Arabien, wo 2020 zum ersten Mal ein Finale außerhalb Spaniens stattfand.

In Italien dienten ebenfalls Supercup-Partien als Türöffner für neue Märkte. Es wäre also denkbar, dass die DFL denselben Weg wählt: Ein Supercup zwischen Bayern München und Borussia Dortmund in New York oder Miami könnte ein erster Schritt sein.

BVB gegen Bayern im Big Apple?

Die Frage bleibt: Wird es eines Tages ein reguläres Bundesligaspiel außerhalb Deutschlands geben? Offiziell lautet die Antwort weiterhin „Nein“. Doch die internationalen Entwicklungen zeigen, dass sich der Profifußball immer mehr in ein globales Geschäft verwandelt. Für die Vereine sind Auslandsspiele nicht nur Marketinginstrument, sondern auch eine Chance auf zusätzliche Einnahmen in Millionenhöhe.

Wenn Spaniens Meisterschaft künftig in Miami Station macht und Italiens Serie A nach Australien reist, könnte der Druck auf die Bundesliga wachsen. Ob dann wirklich irgendwann ein Duell zwischen dem FC Bayern und dem BVB vor Skyline und Wolkenkratzern angepfiffen wird, hängt wohl weniger vom Sport ab – sondern von der Frage, ob die Fans diesen nächsten Schritt des “Zirkus Fußball” mitmachen.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen