
Ernst Middendorp – ein Trainer, der immer wieder polarisierte und stets für Schlagzeilen sorgte. Der 1958 geborene Frerener hat in seiner fußballerischen Laufbahn als Trainer bereits die 31. Station erreicht und steht aktuell bei den Cape Town Spurs in Südafrika unter Vertrag. Seine Karriere liest sich wie eine Weltreise: von Arminia Bielefeld über den VfL Bochum, diverse Ämter in China, Zypern, Thailand und mehrfach in Südafrika — alle mitunter nur kurz, alle stets turbulent.
Seine wohl nachhaltigste Wirkung erzielte Middendorp bei Arminia Bielefeld. Dort ist der Coach bei den Fans noch heute eine Legende.
Der Bielefelder Jahrhundert-Trainer
In drei Amtsperioden führte er den Club nicht nur sportlich wieder in die Bundesliga, sondern wurde bei deren 100-jährigem Bestehen sogar zum “Jahrhunderttrainer” gekürt — ein Zeichen seiner außergewöhnlichen Identifikation mit dem Verein.
Danach folgte ein stetiges Auf und Ab: Engagements im Ausland (unter anderem bei Kaizer Chiefs, Maritzburg United, Moroka Swallows, Free State Stars) wechselten sich ab mit Comebacks in Deutschland, aber ohne je lange Bestand.
Eskapaden, Eskalationen, Exzesse
Neben seiner sportlichen Vita ranken sich stets Schlagzeilen um Eskapaden und Ausflüge ins Private. So berichtete Middendorp etwa von “vier Gläsern Chardonnay” — mehr wisse er nach einer Alkoholfahrt in der Nacht nicht mehr.
Wenig später folgte ein einschneidender Vorfall: bei einer Autofahrt mit 1,82 Promille wurde er gestoppt, was nicht nur zu einer empfindlichen Geldstrafe führte, sondern auch zur Entziehung seines Führerscheins für mehrere Monate.
Meppen, Tansania und Südafrika
2023 führte ihn sein Weg zurück nach Deutschland — auf den Trainerstuhl beim SV Meppen. Doch schon nach drei Partien kam es zum abrupten Rücktritt: Middendorp echauffierte sich, er sei kein “Animateur” und fühle sich nicht dazu berufen, Amateure “in Laufbewegung” zu versetzen.
Nicht lange danach versuchte er sich in Tansania, bei Singida Fountain Gate FC — doch auch dieser Auftritt währte kurz: Rückzug mit der Begründung, unter den gegebenen Bedingungen nicht arbeiten zu können.
Gegen Ende 2023 kam dann jene neue Aufgabe: Trainer der Cape Town Spurs, womit er seine 31. Station antrat. Sein Auftrag ist klar: den Klub vor dem Abstieg zu bewahren — ein weiteres Kapitel einer Karriere voller Höhen, Tiefen und radikaler Positionswechsel.
Was macht Middendorp heute?
Im August 2025 steht Ernst Middendorp mit den Cape Town Spurs weiterhin am Spielfeldrand. Er ist nach wie vor aktiv im Trainergeschäft, arbeitet in Südafrika, und sein Engagement ist offiziell noch aktuell.
In Deutschland hingegen gab es seit dem Eklat bei Meppen im Sommer 2023 keinen größeren öffentlichen Auftritt mehr — keine Interviews, keine Medienauftritte, kein Wiedersehen mit dem hiesigen Fußball-Publikum.
Noch lange nicht in Rente
Ernst Middendorp bleibt ein Unikat — temperamentvoll, unberechenbar, ein Trainer mit Ecken und Kanten. Station 31 beim Kapstadter Klub ist vielleicht kein Ruhestand, wohl aber ein neues Kapitel in einem Leben, das in wechselnden Ländern und Klubs immer wieder neu anfängt.
Während sein Name in Deutschland weniger präsent ist, bleibt er in Südafrika aktuell — und damit ein Beispiel dafür, dass manche Trainerkarrieren eben keine geraden Linien folgen, sondern Spiralen, Abzweigungen und Wiederkehr.