
Der Abschied ist nur noch Formsache: Kingsley Coman steht unmittelbar vor einem Wechsel von Bayern München zu Al-Nassr. Sportdirektor Christoph Freund bestätigte vor dem Supercup-Duell am Samstagabend beim VfB Stuttgart, dass man sich in den allerletzten Gesprächen befinde. Der 29-jährige Franzose soll für bis zu 35 Millionen Euro Ablöse nach Saudi-Arabien wechseln und dort einen Dreijahresvertrag unterschreiben – beim Klub von Superstar Cristiano Ronaldo.
Coman war bereits am Donnerstag in Riad gelandet, um letzte Details zu klären und den obligatorischen Medizincheck zu absolvieren. Laut Medienberichten winkt ihm ein Nettogehalt von rund 20 Millionen Euro pro Saison. Sein Vertrag in München lief ursprünglich noch bis 2027.
Zehn Jahre im Bayern-Trikot
Als Coman im Sommer 2015 von Juventus Turin kam, galt er als designierter Erbe des legendären Duos Arjen Robben und Franck Ribéry. Damals befanden sich „Robbery“ noch auf der Zielgeraden ihrer Karriere, die Erwartungshaltung an den jungen Flügelflitzer war riesig: Er sollte lernen, warten – und dann übernehmen.
Fast ein Jahrzehnt später verlässt er den Rekordmeister mit einer beachtlichen Bilanz: 339 Pflichtspiele, 72 Tore, 71 Vorlagen. In der vergangenen Saison kam er auf 45 Einsätze, neun Treffer und sechs Assists. Seinen größten Moment erlebte er wohl 2020, als er im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain das Siegtor erzielte.
Trainer Vincent Kompany sprach von einem „emotionalen Moment, wenn ein Spieler mit so vielen Erfolgen geht“. Christoph Freund würdigte Coman als „herausragenden Profi, der den Verein über Jahre geprägt hat“. Beide betonten aber auch den Blick nach vorne: Der Kader müsse jetzt neue Energie finden, die aktuelle Mannschaft stehe im Fokus.
Verletzungspech als ständiger Begleiter
Comans Zeit in München war von einer Besonderheit geprägt: In kaum einer Saison blieb er komplett verletzungsfrei. Muskelprobleme, Sprunggelenksverletzungen und Knieblessuren sorgten regelmäßig für längere Pausen. Während Robben und Ribéry trotz Blessuren rasch wieder ihre dominante Form fanden, tat sich Coman schwer, dauerhaft auf höchstem Niveau zu agieren.
Dieses Auf und Ab wirkte sich auf seine Rolle aus. Er blieb zwar ein Schlüsselspieler, wenn es um Tempo und Eins-gegen-Eins-Duelle ging, doch wurde er seltener zum fixen Bestandteil der Startelf über längere Phasen. Trainer setzten ihn oft im Rotationsprinzip ein – eine Folge der Belastungssteuerung und der großen Konkurrenz auf den Außenbahnen.
Im Schatten der Legenden
Technisch beschlagen, blitzschnell und mit starkem Dribbling – Coman brachte vieles mit, was einen Weltklasse-Flügelspieler ausmacht. Doch die Aura von Robben und Ribéry lastete schwer. Die beiden waren nicht nur sportlich prägend, sondern auch Gesichter des Vereins. Coman dagegen blieb eher ein Spieler für den besonderen Moment als der zentrale Fixpunkt eines Spielsystems.
Diese Rolle prägte sein Image: Hochklassig, aber nicht unersetzlich. Während Robben oder Ribéry oft Spiele allein entschieden, war Coman Teil eines Kollektivs, das gemeinsam Lösungen fand.
Transfer-Hintergrund und neue Perspektiven
Bereits nach der Saison 2023/24 gab es Gerüchte über einen möglichen Abgang. Die Bayern wollten Platz schaffen für mögliche Neuzugänge – unter anderem für Florian Wirtz, der letztlich aber zum FC Liverpool wechselte. Nun hat sich das Transferfenster für Coman geöffnet, und Al-Nassr nutzte die Gelegenheit.
Für Bayern bedeutet der Transfer finanziellen Spielraum und einen Neustart auf den Außenbahnen. Mit Michael Olise und Luis Díaz stehen zwei frische Kräfte bereit, die in den kommenden Jahren prägen sollen. Der Abschied ist also nicht nur ein Verlust, sondern auch ein strategischer Schritt in der Kaderplanung.
Neue Bühne in Saudi-Arabien
Für Coman beginnt in Riad eine neue Phase seiner Karriere. Die Saudi Pro League entwickelt sich zu einem Sammelbecken internationaler Stars – und Coman wird dort neben Ronaldo zu den großen Namen zählen. Sportlich ist es ein Schritt weg von der absoluten europäischen Elite, finanziell hingegen ein lohnender Abschluss einer Dekade in München.
Comans Zeit beim FC Bayern wird als Kapitel mit Licht und Schatten in Erinnerung bleiben. Er gewann zahlreiche Titel, erzielte entscheidende Tore und trug zu vielen Erfolgen bei. Gleichzeitig verhinderte sein Verletzungspech, dass er dauerhaft die Rolle eines dominanten Flügelchefs einnahm.