Neue Elfmeter-Regel: Wird der Nachschuss bald verboten?

Simon Schneider | am: 26.09.25
Portugals Torwart Diogo Costa hält einen Elfmeter bei der EM 2024: In Zukunft soll auch bei Strafstößen aus dem Spiel heraus kein Nachschuss mehr möglich sein für den Schützen.

Im Weltfußball bahnt sich eine kleine Regel-Sensation an – und sie betrifft die Elfmeter. Wer kennt es nicht: Ein Keeper wehrt im Spiel einen Strafstoß ab, aber der Ball prallt zurück ins Feld und wird per Nachschuss doch noch zum Tor. Kaum etwas ist für einen Torhüter frustrierender. Genau dieses Szenario könnte es in Zukunft aber nicht mehr geben. Zumindest besagen das Gerüchte rund um die FIFA.

Im Weltfußball könnte schon bald ein einschneidender Eingriff in das traditionsreiche Regelwerk erfolgen. Ausgerechnet der Strafstoß, eine der spektakulärsten Situationen des Spiels, steht dabei im Fokus. Nach neuesten Gerüchten arbeitet die FIFA an einer Veränderung, die die Chancen der Torhüter deutlich verbessern würde – und den Angreifern die Möglichkeit auf den berühmten „zweiten Ball“ nimmt.

Schluss mit dem Nachschuss?

Der Klassiker: Ein Keeper ahnt die Ecke, pariert stark – und im nächsten Moment landet der Abpraller dennoch im Netz. Szenen wie diese kennt jeder Fußballfan, für Torhüter sind sie der Inbegriff der Frustration. Genau hier könnte eine kommende Regeländerung ansetzen. Wie der frühere spanische Schiedsrichter Eduardo Iturralde beim Radiosender Cadena Ser erklärte, erwägt die FIFA offenbar, Nachschüsse nach Strafstößen grundsätzlich zu untersagen.

„Es wird über eine Anpassung nachgedacht, bei der der Elfmeter zu einem einmaligen Schuss wird. Prallt der Ball zurück, soll es direkt mit Abstoß weitergehen“, so der 58-Jährige, der viele Jahre in der Primera División aktiv war. Iturralde selbst bekleidet zwar kein offizielles Amt innerhalb des Weltverbandes, doch seine Aussagen heizten die Diskussion sofort an.

Collina als treibende Kraft

Unterstützung bekommt die Idee von prominenter Seite. Pierluigi Collina, legendärer Schiedsrichter und inzwischen Chef der FIFA-Referees, sprach sich bereits Anfang des Jahres öffentlich dafür aus. In einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica betonte er: „Verfehlt ein Spieler vom Punkt, sollte die Situation beendet sein. Das würde den Torhütern enorm helfen, denn sie haben es ohnehin schwer genug, Strafstöße zu entschärfen.“

Damit bringt Collina auf den Punkt, was viele Beobachter seit Jahren kritisieren: Der Strafstoß verschafft der angreifenden Mannschaft in den meisten Fällen eine weitaus größere Chance als das eigentliche Foul rechtfertigt. Ein Ende des Nachschusses würde das Kräfteverhältnis zumindest ein Stück weit ausgleichen.

Vorteile auch für die Schiedsrichter

Die neue Regel hätte zudem einen Nebeneffekt, von dem auch die Unparteiischen profitieren würden. Denn gerade in den turbulenten Momenten nach einem parierten Elfmeter stehen Schiedsrichter regelmäßig vor kniffligen Entscheidungen – etwa, ob Angreifer zu früh in den Strafraum gelaufen sind oder Abwehrspieler unfair eingegriffen haben. Ein klarer Schnitt nach dem Schuss würde die Situation deutlich vereinfachen.

Entscheidung liegt beim IFAB

Ob es tatsächlich zur Umsetzung kommt, liegt jedoch nicht allein bei der FIFA. Zuständig für das Regelwerk ist das International Football Association Board (IFAB). Dort könnte das Thema frühestens auf der Jahreshauptversammlung im März 2026 offiziell auf den Tisch kommen. Sollte der Vorschlag Zustimmung finden, würde die neue Regel wohl ab der Saison 2026/27 greifen.

Bislang gibt es keine Stellungnahme des Weltverbandes – doch schon jetzt sorgt die Debatte für Gesprächsstoff. Fest steht: Sollten Nachschüsse bald der Vergangenheit angehören, wären die Torhüter die großen Gewinner dieser Reform.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen