Nach dem furiosen 6:2 Sieg der Leverkusener gegen Bremen musste sich Heiko Herrlich im Sky-Interview wiederholt Fragen zu seiner beruflichen Zukunft gefallen lassen. Rudi Völler gefiel das gar nicht. Der Bayer-Geschäftsführer fand deutliche Worte und bereitete zugleich der Trainerdiskussion ein vorzeitiges Ende.
Bundesliga-Bosse haben es derzeit nicht leicht mit den Medien. Nach der denkwürdigen Pressekonferenz des FC Bayern vor gut zehn Tagen macht nun ein weiteres Großkaliber des deutschen Fußball seinem Ärger Luft. Während Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sich ganz grundsätzlich über die “respektlose” Berichterstattung aufregten, reichte Völler ein konkreter Anlass.
Herrlich nach starker Leistung “vorgeführt”
“Dass man kritische Fragen stellen muss – ich will ja jetzt nicht an die Menschenwürde rangehen, das mache ich nicht -, das gehört zum Geschäft dazu”, konnte sich Völler einen Seitenhieb auf die Bayern-Posse nicht verkneifen. “Aber ich finde es unsäglich, wie ein Mann, der gerade mit einer überragenden taktischen Leistung 6:2 gewonnen hat, so vorgeführt wird wie Heiko Herrlich eben. Das ist für mich unglaublich”, polterte der 58-jährige.
Tatsächlich galt das Interesse der Sky-Runde eher weniger dem sportlichen Erfolg. “Glauben Sie, dass Sie Trainer bleiben?”, wurde Herrlich – wenn auch nicht “25 Mal”, wie Völler behauptete, aber doch immer wieder gefragt. Angesichts der schlechte Leistungen in den vergangenen Wochen habe er grundsätzlich durchaus Verständnis für das Interesse an der Trainerfrage, diese Interview sei für ihn jedoch “eine große Sauerei”, so Völler.
Völler beendet Spekulationen
Vor zwei Tagen machten Gerüchte die Runde, dass mit Ralph Hasenhüttl bereits ein Nachfolger für Heiko Herrlich in Leverkusen gefunden wurde. Verständlich, dass im Sky-Interview deswegen nachgebohrt wurde, auch wenn man es vielleicht mit einer Frage hätte belassen können. Herrlich werde “definitiv nicht” entlassen, zog Völler nun einen Schlussstrich. Er wolle sich zwar “nicht jedes Mal hinstellen und immer wieder das Gleiche sagen. Aber dann merke ich, wenn ich es nicht mache, werden irgendwelche Dinge erfunden”, so der Weltmeister von 1990.
Welche Halbwertszeit diese Aussage hat und in wiefern sie mit dem Befreiungsschlag in Bremen zusammenhängt, darüber kann erneut nur spekuliert werden. Und dass genau das auch passieren wird, daran werden weder Bayern- noch Bayer-Bosse irgendetwas ändern können.
Geht es aufwärts mit der Werkself?
Mit dem Sieg im Sonntagsspiel haben sich die Leverkusener jedenfalls eindrucksvoll zurückgemeldet und stehen in der Tabelle nun auf einem etwas hoffnungsvolleren 12. Platz. Die große Frage ist, ob die Kehrtwende damit bereits vollzogen ist. In den kommenden vier Pflichtspielen warten schwere Aufgaben. Schon am Mittwoch geht es im Pokal gegen Mönchengladbach, in der Bundesliga heißen die nächsten Gegner Hoffenheim und Leipzig. Dazwischen steht auch noch das Europa League-Rückspiel gegen Zürich an. Das Abschneiden in den nächsten zwei Wochen wird daher nicht nur maßgeblichen Anteil daran haben, was der Werkself in dieser Saison noch zuzutrauen ist, sondern dürfte letztlich dann doch auch über die berufliche Zukunft von Heiko Herrlich entscheiden.
Nach der Leistung in Bremen trauen wir den Leverkusenern vieles zu. Der Heimsieg gegen Hoffenheim am Samstag gehört auf jeden Fall dazu. Auch die Buchmacher sehen Bayer im Vorteil. Betsson bietet für die entsprechende Wette eine lukrative Quote von aktuell 2,27!