Nach dem überraschenden Rücktritt von Sportvorstand Christian Heidel hat Trainer Domenico Tedesco auf Schalke einen wichtigen Fürsprecher weniger. Derzeit verdichten sich die Anzeichen dafür, dass sich der Traditionsverein in der sportlichen Führung nach dieser Saison komplett neu aufstellt. Neben einem Sportdirektor und einem Kaderplaner soll auch ein neuer Trainer kommen. Eine heiße Spur führt zu Bruno Labbadia, aber auch andere Namen werden intern bereits diskutiert.
Die immer heftiger werdende Kritik an seiner Person hätten dazu geführt, dass ein ruhiges Arbeiten auf Schalke nicht mehr möglich gewesen sei. Das sagte Christian Heidel am Samstag, als er nach der Partie in Mainz (0:3) seinen sofortigen Rücktritt verkündete.
Heidel schützte Tedesco zu lange
Der Rückzug des 55-Jährigen wird alleine aber kaum dazu führen, dass die hitzigen Personaldebatten in Gelsenkirchen verstummen. Dazu ist die sportliche Entwicklung in dieser Saison einfach zu miserabel, der blutleere Auftritt in Mainz war dabei nur ein weiterer Tiefpunkt.
Gerüchten zu Folge ist Heidel bei Schalke auch an seiner Loyalität zu Trainer Domenico Tedesco gescheitert. Im Aufsichtsrat hatten sich zuletzt die Stimmen gemehrt, die dem Coach eine Wende nicht mehr zutrauen. Heidel hatte Tedesco immer geschützt, ab sofort kann der junge Trainer auf diese Unterstützung nicht mehr bauen.
Wird Jonas Boldt der neue starke Mann?
TV-Journalist und Schalke-Experte Dirk große Schlarmann stellte Tedesco bei “Sky” ein vernichtendes Zeugnis aus: “Er hat viele falsche Entscheidungen getroffen und es nicht geschafft, die Mannschaft zusammenzuhalten. Sie ist komplett auseinander gedriftet. Es gibt massive Grüppchenbildung und unprofessionelles Verhalten.”
Als neuer Sportvorstand wird Jonas Boldt wohl die Nachfolge von Heidel antreten, möglicherweise im Doppelpack mit Kaderplaner Michael Reschke. Vor allem Boldt dürfte bei einem möglichen Trainerwechsel dann ein gewaltiges Wort mitreden – und auch die Personalie Reschke ist dabei nicht ohne Brisanz.
Labbadia heißer Kandidat auf Tedesco-Nachfolge
Denn nach Informationen des TV-Senders Sky News HD ist Bruno Labbadia vom VfL Wolfsburg ein heißer Kandidat auf den Trainerposten bei Schalke ab dem kommenden Sommer. Labbadias Vertrag bei den Wölfen läuft aus. Kurioserweise drängen weder der Verein noch Labbadia auf eine Verlängerung. Und das, obwohl der VfL die beste Saison seit Jahren spielt und wieder an die Tür zu einem internationalen Wettbewerb klopft.
Laut Sky habe man sich auf Schalke bereits vor einigen Jahren intensiv mit Labbadia beschäftigt, nun soll der 53-Jährige ab der kommenden Spielzeit eine neue Ära einläuten.
Zusammenarbeit mit Reschke wäre nicht möglich
Pikantes Detail am Rande: Labbadia hatte sich erst kürzlich extrem negativ über Michael Reschke geäußert und eine erneute Zusammenarbeit ausgeschlossen. Die beiden waren zu Labbadias Zeit bei Bayer Leverkusen aufeinander getroffen.
Der aktuelle Wolfsburg-Trainer hat daran keine guten Erinnerungen: “Es gibt wenige Menschen, mit denen ich nicht mehr zusammenarbeiten würde. Michael Reschke gehört definitiv dazu.” Der zuletzt beim VfB Stuttgart entlassene Funktionär sei laut Labbadia ein “Energiefresser”.
Auch Peter Stöger in der Verlosung
Ein weiterer Name, der auf Schalke intern diskutiert wird, ist der von Peter Stöger. Der Österreicher hat sich in der Bundesliga während seiner Zeit beim 1. FC Köln einen exzellenten Ruf erarbeitet, zuletzt führte Stöger den Reviernachbarn Borussia Dortmund als Interimstrainer in die Champions League.
Aufsichtsrat träumt von Wenger
Außenseiter-Chancen werden überdies Arsene Wenger eingeräumt. Der langjährige Trainer von Arsenal London hat mehrfach betont, dass ihn die Bundesliga reizen würde. Zuletzt wurde der 69-Jährige im vergangenen Herbst beim FC Bayern gehandelt, als Niko Kovac dort wackelte.
Wenger soll beim Schalker Aufsichtsrat auf der Liste stehen, es gilt aber als zweifelhaft, ob der renommierte Coach sich einen Verein wie Schalke in der aktuellen Situation antun würde.
Beschäftigt Schalke sich mit David Wagner?
Hartnäckige Gerüchte gibt es außerdem um David Wagner, der mit seiner Mentalität sicher perfekt zu Schalke passen würde. Der gebürtige Frankfurter hat bei Huddersfield Town eine erstaunliche Erfolgsgeschichte geschrieben, auch wenn es in dieser Saison zur Trennung kam.
Es gilt als gesichert, dass Wagner ein Angebot aus der Bundesliga nicht abschlagen würde. Wagner hat zwar eine Dortmunder Vergangenheit und ist der Trauzeuge von BVB-Legende Jürgen Klopp, soll auf Schalke aber ein ernsthafter Kandidat für die Tedesco-Nachfolge sein.
Samstag zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf
Am kommenden Samstag wird Domenico Tedesco aber wohl noch als Schalker Trainer auf der Bank sitzen, dann steht das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf an. Trotz der aktuellen Krise ist Schalke in dieser Partie mit einer Betsson-Quote von 1,82 der klare Favorit.