FIFA-Präsident Infantino sah in Russland beste WM aller Zeiten

WM Russland
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Dass Gianni Infantino als Präsident der FIFA seinem Premiumprodukt, der Fußball- Weltmeisterschaft, grundsätzlich vollsten Erfolg attestiert, versteht sich von selbst. Doch dass er die morgen im Finale gipfelnde WM in Russland als die beste aller Zeiten beschreibt, darf man dann doch gewagt finden. Russland hat sich als weltoffenes, fröhliches Land präsentieren können. Organisatorisch war die WM bestens durchgezogen. Selbst Russen wunderten sich über ihr eigenes Land. Doch weder auf, noch neben dem Platz war die Qualität der Veranstaltung außergewöhnlich. Was Infantino selbstredend anders sieht. 

Vielmehr sieht er sich in seiner Meinung, die er eher in Form eines Marketing- Experten denn des Präsidenten einer der größten und wichtigsten Organisationen weltweit unter die Leute bringt, bestätigt. “Seit ein paar Jahren sagte ich, dass das die beste WM überhaupt sein wird. Und das kann ich heute bestätigen. Es ist die beste WM, die jemals stattgefunden hat. Ich möchte den Russen, dem russischen Volk, danken. Spassibo Rossija. Russland ist eine echte Fussball-Nation geworden. Die Hinterlassenschaft wird Russland an die Spitze stellen, was Fussball anbelangt.” Das zumindest dürfte bezweifelt werden. Nur weil Russland für unmoralisch viel Geld Fußballtempel errichten ließ, unter anderem den zweitteuersten der Welt, wird die Sbornaja keine Leistungsexplosion erfahren in den kommenden Jahren.

Auch das Thema Stimmung im Stadion wird von Infantino besser verkauft als es tatsächlich war. Die offiziellen Zahlen der FIFA belegen 98 Prozent Stadionauslastung. Doch tatsächlich war die Stimmung des öfteren mau. Sogar im Halbfinale zwischen Frankreich und Belgien, wo vor allem russische und brasilianische Fans für Stimmung sorgten. Die Fan- ID, verbunden mit strikten Regelungen bezüglich eines Visums für Russland, macht es schwierig für Fans sich spontan in den Flieger zu setzen und ihr Team live im Stadion anzufeuern. Verbesserungen sind in diesem Bereich sicherlich notwendig.

Wie viele Teams treten 2022 in Katar bei der WM an?

Auch die sportliche Leistung der Teams war selten herausragend. Auch wenn Infantino natürlich betont: “Ich möchte auch den 32 Teilnehmern danken. Es sind die Spieler, die auf dem Platz stehen. Nun haben wir mit Frankreich und Kroatien ein besonderes Finale – ein Duell, das natürlich Erinnerungen an das Halbfinale 1998 weckt. Glückwunsch an beide Finalisten.” Sicherlich kein unverdientes Finale zwischen den beiden Nationen, doch häufig regierte bei der WM in Russland abwartender Fußball. Ballbesitz war vielen Teams eher Last als Lust.

Zurecht positiv bewertet FIFA- Präsident Gianni Infantino das Thema Videobeweis, das im Vorfeld kontrovers diskutiert wurde. “Wir sind sehr zufrieden, dass wir es eingeführt haben. Dank des VAR ist das Spiel gerechter geworden. 19 Überprüfungen hat es in den bisherigen 62 Spielen gegeben, 16 falsche Entscheidungen wurden geändert. Dieses System ist besser als die Vergangenheit. Es ändert den Fussball nicht, sondern hilft den Schiedsrichtern, bessere Entscheidungen zu treffen.” Vergleicht man den Einsatz des Videoassistenten bei der WM zum Beispiel mit dem Premierenjahr der neuen Technik in der Bundesliga, fällt die Bilanz wirklich positiv aus. Größere Transparenz, klarere Richtlinien zum Einsatz und schnellere Entscheidungen gaben dazu den Ausschlag.

Und die WM in Russland könnte tatsächlich noch eine historische werden. Die letzte mit 32 Teilnehmern nämlich. Über eine mögliche Erweiterung schon 2022, nicht erst vier Jahre später in Nordamerika, sagt Infantino: “Ob die WM 2022 mit 32 oder 48 Teams über die Bühne gehen wird, das wird in den nächsten Monaten entschieden.”