Auf dem Weg zur WM: Hat Norwegen das beste Team aller Zeiten?

Simon Schneider | am: 09.10.25
Angeführt von Superstar Erling Haaland marschiert Norwegen bislang makellos durch die WM-Qualifikation. Die Skandinavier haben aktuell die vielleicht beste norwegische Nationalmannschaft aller Zeiten beisammen.

27 Jahre nach ihrem letzten Auftritt bei einer Weltmeisterschaft steht Norwegen kurz davor, das lange Warten auf eine Endrunden-Teilnahme zu beenden. Angeführt von Torjäger Erling Haaland eilt die Mannschaft von Trainer Ståle Solbakken in der Qualifikation von Sieg zu Sieg – und könnte am Ende sogar die stolze Fußballnation Italien auf die Plätze verweisen.

Norwegen hat aktuell seine vielleicht beste Nationalmannschaft aller Zeiten – das sehen zumindest viele Experten so. Die Qualifikation für die WM 2026 ist zum Greifen nah. Und auch dort könnte Norwegen nächstes Jahr für Furore sorgen.

Erinnerung an 1998: Der magische Sommer von Marseille

1998 – für norwegische Fußballfans ein Jahr voller Emotionen. Damals schoss die Mannschaft um Tore André Flo und Kjetil Rekdal das Team zu einem sensationellen 2:1-Erfolg über das brasilianische Starensemble um Ronaldo, Rivaldo und Roberto Carlos. Das Achtelfinale gegen Italien war der bislang letzte WM-Auftritt der Skandinavier. Dort endete das Abenteuer durch ein knappes 0:1 gegen die „Squadra Azzurra“ – ein Moment, der sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.

Heute, fast drei Jahrzehnte später, sind die Rollen vertauscht: Nun könnten die Italiener die Leidtragenden sein, wenn Norwegen sich das WM-Ticket für 2026 sichert.

Kurs Richtung Nordamerika: Perfekte Ausgangslage

Mit fünf Siegen aus fünf Spielen hat Norwegen in der Qualifikationsgruppe I eine makellose Bilanz vorzuweisen. Drei Begegnungen stehen noch aus: Israel, Estland und schließlich Italien. Gewinnen Haaland und seine Mitspieler die beiden ersten Partien und holen im abschließenden Duell in Rom zumindest einen Punkt, wäre der Gruppensieg so gut wie sicher.

Selbst eine knappe Niederlage im letzten Spiel könnte reichen, denn im Torverhältnis liegt Norwegen deutlich vorne – ein 11:1-Erfolg über Moldau lässt grüßen. Das Hinspiel gegen Italien gewannen die Skandinavier mit 3:0, angeführt vom überragenden Antonio Nusa, der die italienische Abwehr damals ein ums andere Mal in Verlegenheit brachte.

Ohne Ödegaard gegen Israel: Gefahr einer Überraschung

Am Samstag wartet mit Israel ein Gegner, der Norwegen im Hinspiel beim 4:2 durchaus forderte. Doch diesmal müssen die Skandinavier auf ihren kreativen Taktgeber verzichten: Martin Ödegaard, der Kapitän und Spielmacher vom FC Arsenal, fällt verletzt aus.

Sieben Torvorlagen in fünf Qualifikationsspielen sprechen für seinen enormen Einfluss. Trainer Ståle Solbakken wiegelt jedoch ab: „Wir haben gelernt, als Team zu funktionieren – unabhängig davon, wer auf dem Platz steht“, sagte er jüngst. Tatsächlich hat Norwegen nur eines der letzten zwölf Pflichtspiele verloren – die beste Bilanz seit Jahrzehnten.

Solbakken und die Rückkehr der Hoffnung

Solbakken, der 1998 selbst noch als Mittelfeldspieler im Achtelfinale gegen Italien auf dem Platz stand, formt nun die vielleicht stärkste norwegische Generation seit jener Zeit. Haaland, Ødegaard, Alexander Sørloth, Antonio Nusa, Julian Ryerson und Sander Berge – das Team ist jung, eingespielt und voller Qualität. Kein Spieler ist älter als 29 Jahre, und alle bringen Erfahrung aus Topligen mit.

Der Trainer hat den Norwegern nicht nur Struktur, sondern auch Selbstvertrauen gegeben. Unter ihm holt die Mannschaft im Schnitt fast zwei Punkte pro Spiel – eine Marke, die zuletzt in den 1960er Jahren erreicht wurde.

Eine goldene Generation – oder nur ein schöner Traum?

Norwegen steht am Scheideweg: Gelingt die Qualifikation, könnte die Mannschaft endgültig zur „goldenen Generation“ werden. Misslingt sie, droht das Schicksal vieler talentierter Jahrgänge – große Namen, aber kein großes Turnier.

Doch derzeit deutet alles darauf hin, dass die Haaland-Ära den norwegischen Fußball wieder auf die große Bühne führen wird. Das Land träumt von der Rückkehr zur WM – und von einer Revanche gegen Italien, 27 Jahre nach Marseille.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen