DFB-Team: Erste Probleme in Watutinki

Joachim Low
Joachim Low

Das Quartier in Watutinki lässt sich mit den Teamquartieren der letzten Jahre kaum vergleichen. Jogi Löw beschreibt es mit dem Charme einer Sportschule. Auf dem Rasen wurde bereits nachgebessert.

Einen besonders schönen Ausblick gibt es nicht. Es geht vorbei an Plattenbauten, auf beiden Seiten. Mal höher, mal weniger hoch, zwischendrin ein Kreisverkehr. In den Untergeschossen befinden sich Kneipen, die für Burger und Bier werben.

Eine triste und graue Atmosphäre erlebt man, wenn man sich dem WM-Quartier der Nationalelf in Russland nähert. Doch dann, sobald man das gesicherte Areal betritt, erblüht die Landschaft. Viele Pflanzen und Bäume zieren den kilometerlangen Zaun, der den riesigen Gebäudekomplex einrahmt. In einem alten Backsteinhaus aus den 80er-Jahren residieren die Weltmeister seit Dienstag zusammen mit ihren Betreuern.

„Alles, was wir brauchen, haben wir. Das sind Ruhe und vernünftige Trainingsbedingungen. Auch das Essen stimmt. Unser Koch ist kreativ und hat tolle Ideen“, meinte der Bundestrainer am Mittwoch. Zudem gab er sich positiv und sprach dennoch vom „Charme einer schönen Sportschule“, welcher im Quartier herrsche. „Aber wir nehmen es, wie es ist. Vergleiche sind nicht angebracht.“

Auch in Brasilien hat es Zeit gebraucht

Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wohnten die Deutschen direkt am Wasser. Es gab vier WGs. Um an die Spielorte zu kommen, musste man erst mit der Fähre zum Festland. Auf diese Weise konnte sich eine tolle Atmosphäre entwickeln.

Dort sei es schön gewesen, sagte Löw. Doch am Ankunftstag, als man das Quartier nachts erreichte, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. „Die Euphorie musste sich erst entwickeln“, erklärte der Bundestrainer. In Russland befinde man sich nun mal nicht am Wasser und habe steten Sonnenschein. „Dennoch habe ich ein gutes Gefühl.“

Bereits am Mittwochmorgen, also nach der ersten Übernachtung im neuen Quartier, zeigte sich, dass sich die Spieler bezüglich ihrer Stimmung auf einem fruchtbaren Weg sind. Äußerst gut gelaunt zeigte sich der Weltmeister beim öffentlichen Training, welches nur wenige Kilometer vom Quartier entfernt ist. Etwa 100 Schülerinnen und Schüler, die eine deutsche Schule in Moskau besuchen, durften live zusehen, als die 23 deutschen Nationalspieler – bewacht von etwa 30 Beamten einer russischen Polizeieinheit – die Bälle zuspielten. Nachdem die Trainingseinheit vorbei war, gaben die Spieler den Schülern sogar noch Autogramme. So erlebt man den Weltmeister hautnah.

Ab heute ist damit erst mal Schluss, denn Löw möchte die Vorbereitungen auf Mexiko beginnen. Um den „taktischen Feinschliff“ zu vollführen, wird sogar der Rasen auf dem Trainingsplatz gestutzt. Denn er sei zu stumpf gewesen, hieß nach der letzten Übungseinheit. So war Julian Draxler darin hängen geblieben und musst sogar behandelt werden. Doch weder um ihn noch um Sami Khedira, der zuletzt Rückenprobleme hatte, müsse man sich Sorgen machen.

Im Spiel gegen Mexiko wird das Duo aber auf jeden Fall dabei sein. Aggressives verteidigen und ein schnelles Spiel nach vorne würden nötig, so Löw. „Aber wir haben uns gut vorbereitet und sind guter Dinge“, ergänzte der Trainer, der sich 2 Tage nach der Auftaktpartie zusammen mit den Spielern für einen Aufenthalt nach Sotschi begeben wird. Dort, wo 2017 der Confed Cup gewonnen wurde – und wo es Sonnenschein und Meer gibt.