Die WM 2018 nach dem deutschen Aus

WM Ball 2018

Warum sollte man nach dem Aus der Deutschen noch Fußball gucken? Zum Beispiel wegen der Kroaten und um herauszufinden, gegen wen England beim Elfmeterschießen ausscheiden wird.

Sogar Gary Lineker griff in die Geschichtsschreibung ein. Er wollte nicht mehr, dass sein Zitat von 1990, welches besagt, Fußball sei ein Spiel mit 22 Männern, bei dem am Ende stets die Deutschen gewinnen, zirkuliert. Nach dem Vorrundenaus schrieb er: Fußball ist immer noch einfach, gewinnen tun aber nicht mehr die Deutschen.

Man sieht schon: Die anderen erfreuen sich an den Deutschen. Während die WM weiterläuft, befindet sich das Nationalteam wieder in Frankfurt. Wohin geht es in den Frusturlaub?

Keine Ballschiebereien

Überhaupt existiert kein Grund, den Fernseher auszuschalten. Gerade die deutschen Fans sollten doch wissen, dass Turniere erst in der K.o.-Runde beginnen.

Jetzt entscheidet jedes Spiel, es gibt keine Fair-Play-Wertung. Statt öder Ballschiebereien wird es Elfmeterschießen geben. Die Mannschaften, die jetzt noch im Rennen sind, schaffen es, weil sie Lust dazu haben, angreifen und sich nicht einigeln. Oder weil Cristiano Ronaldo im Team ist.

Klar, die deutsche Elf zieht einen deshalb schon an, weil es das eigene Land ist. Man kenn die Spieler, was man über Dänemark beispielsweise nicht behaupten kann. Andererseits: Ist es in dieser globalisierten Welt nicht ohnehin egal, wen man anfeuert? So soll es Frankfurt-Fans geben, die zu den Kroaten halten. Sie wünschen Ante Rebic, dem Stürmer der Eintracht, nur das Beste.

Andere können sich für Kolumbien begeistern oder für Schweden. An diese Mannschaften sollte man sich halten und einfach weiterfeiern. Denn der Fußball verliert ja nicht seiner Faszination, bloß weil die Deutschen ausgeschieden sind. So wie sie gespielt haben, wird man sie auch nicht vermissen.

Es gibt viele andere spannende Fragen: Gegen wen verlieren die Engländer beim Elfmeterschießen, wenn nicht gegen die Deutschen? Sie spielten eine saubere Vorrunde, zeigten sogar guten Fußball. Mit dem Kapitän Kane haben sie sogar einen Mann, den auch Deutschland gerne hätte. Einfach weil er trifft. Genau deswegen schaltet man nun ein.

Einzelkönner oder Teamleistung?

Zudem gibt es noch die Geheimfavoriten, zu denen Kroatien und Belgien zählen. Die Spanier beschäftigen eine perfekte Mischung aus Jungspunden und Häuptlingen, doch die Remis gegen Marokko und Portugal bewiesen, dass der Grat zwischen Ausscheiden und Weiterkommen sehr schmal ist. Außerdem dürften die nächsten Wochen als interessante Studie durchgehen: Genügt das Können und Ego eines einzelnen Spielers, um den Titel zu holen? Falls ja, dürfte das Finale zwischen Portugal und Brasilien stattfinden.Oder gewinn vielleicht ein Team?

Außerdem, warum sollte man jetzt die Tipprunde aufgeben, in der man schon so weit gekommen ist. Verpassen würde man auch die kommenden Videobeweis-Entscheidungen. Denn diese waren in der letzten Woche plötzlich nützlich. Mittlerweile aber sinkt seine Akzeptanz wieder, da er nur bei jedem dritten Mal funktioniert. Kaum auszumalen, wenn er das Finale entschiede.

Es gibt nach wie vor viele Gründe, den nur für die Weltmeisterschaft verlegten Rollrasen nicht sofort wieder umzugraben. Zudem sollte bekannt sein, dass die Weltmeisterschaft demnächst auf 48 Teams erhöht wird. Das wird sich nicht nur für Litauen und Guatemala lohnen, sondern vielleicht auch für Deutschland, die auf diese Weise länger als drei Spiele dabei bleiben könnten.