Frauen-Basketball: Warum die WNBA ein Dildo-Problem hat

Simon Schneider | am: 08.08.25
Sophie Cunningham (rechts) wäre kürzlich fast von einem Dildo getroffen worden. Einige Männer finden es offenbar witzig, die Sexspielzeuge bei WNBA-Spielen auf den Platz zu werfen.

Die nordamerikanische Frauen-Basketballliga WNBA sieht sich mit einem bizarren und gefährlichen Trend konfrontiert: Wiederholt wurden während Spielen Sexspielzeuge auf das Spielfeld geworfen – und das sorgt ligaweit für Empörung. Spielerinnen, Trainerinnen und Offizielle schlagen Alarm, die Liga kündigte harte Konsequenzen an.

Beim jüngsten Spiel der Atlanta Dream gegen die Chicago Sky (Endstand: 86:65) kam es erneut zu einem Zwischenfall.

Wiederholte Vorfälle überschatten sportliche Leistungen

In den Schlusssekunden flog ein Dildo auf das Parkett – bereits der vierte Vorfall dieser Art innerhalb von nur neun Tagen. Zuvor hatten sich ähnliche Szenen in Atlanta, Chicago und Los Angeles abgespielt.

Dabei blieb es nicht nur bei dem geworfenen Dildo – laut Polizeiangaben war zuvor bereits ein weiteres Sexspielzeug in Richtung Spielfeld geflogen, erreichte dieses jedoch nicht. In Georgia und Arizona wurden in Folge zwei Männer festgenommen. Ihnen werden unter anderem öffentliches Ärgernis, das Betreten fremder Grundstücke sowie unsittliches Verhalten vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung drohen Geld- oder sogar Haftstrafen.

Spielerinnen fühlen sich nicht ernst genommen

Für viele Athletinnen ist das Maß voll. Sophie Cunningham von den Indiana Fever wurde beinahe von einem der geworfenen Gegenstände getroffen. In ihrem Podcast äußerte sie sich fassungslos: „Wir geben unser Bestes, um die Liga professionell zu repräsentieren, und dann passieren solche kindischen Dinge. Wie sollen wir da ernst genommen werden?“ Bereits zuvor hatte sie auf Social Media dazu aufgerufen, solche Aktionen zu unterlassen – und kommentierte nach dem neuerlichen Vorfall mit Galgenhumor: „Mein letzter Post ist leider schlecht gealtert.“

Auch Elizabeth Williams von Chicago Sky zeigte kein Verständnis für die Situation: „Es ist respektlos und einfach nur kindisch. Wer so etwas tut, sollte sich fragen, was er damit bezweckt. Es bringt niemandem etwas – es gefährdet uns nur.“

Trainerinnen schlagen Alarm: Sicherheitsrisiko wächst

Deutliche Worte kamen auch von Lynne Robert, der Trainerin der Los Angeles Sparks. „Das ist nicht nur lächerlich, sondern schlicht gefährlich. Die Sicherheit der Spielerinnen muss an erster Stelle stehen. Solche Aktionen sind in keiner Weise zu tolerieren.“ Sie forderte Respekt – nicht nur für die Spielerinnen, sondern auch für den Sport selbst.

Die WNBA reagierte mit einer klaren Stellungnahme: Fans, die Gegenstände auf das Spielfeld werfen, werden umgehend der Halle verwiesen und mindestens für ein Jahr gesperrt. Darüber hinaus drohe eine strafrechtliche Verfolgung. „Egal, welcher Gegenstand – er stellt ein Risiko für alle Beteiligten dar“, betonte ein Ligasprecher.

Ein Spiel mit dem Feuer – und mit der Geduld der Liga

Die wiederholten Vorfälle werfen einen Schatten auf die Liga, die in den letzten Jahren stetig an Popularität gewonnen hat. Während Stars wie Caitlin Clark für Rekorde und neue Zuschauerrekorde sorgen, geraten manche Fans offenbar aus dem Ruder. Ob aus Provokation oder Sensationslust – die geworfenen Sexspielzeuge sind längst kein Scherz mehr, sondern eine ernste Gefahr.

Die Liga zieht nun die Reißleine und stellt klar: Für solche Aktionen gibt es keinen Platz im Profisport. Bleibt zu hoffen, dass die harte Linie der WNBA Schule macht – und die Aufmerksamkeit wieder dahin zurückkehrt, wo sie hingehört: auf den Sport.

Update: “Green Dildo Coin” steckt hinter bizarren Störungen

Nun bekannte sich eine Gruppe hinter der Kryptowährung „Green Dildo Coin“ zu den Aktionen. In einem anonym geführten Interview mit USA Today bezeichnete ein Sprecher die Vorfälle als „humorvolle Streiche“ und erklärte, man habe Aufmerksamkeit für die neu gestartete Meme-Münze erzeugen wollen.

Marketing mit fragwürdigen Mitteln

Die Münze sei am 28. Juli als Reaktion auf das als „toxisch“ empfundene Krypto-Umfeld gelauncht worden. Bereits einen Tag später flogen beim Spiel zwischen den Golden State Valkyries und Atlanta Dream erste Objekte aufs Feld. Es folgten fünf weitere WNBA-Partien, in denen es zu ähnlichen Vorfällen kam – zuletzt am Donnerstagabend beim Duell zwischen Chicago Sky und Atlanta Dream, als erneut zwei Spielzeuge geworfen wurden, eines davon landete direkt auf dem Court.

Zunehmende Kritik aus Liga und Öffentlichkeit

Während manche Spielerinnen zu Beginn noch mit Humor reagierten, mehren sich inzwischen kritische Stimmen. Vor allem, nachdem ein Objekt einen Zuschauer traf, der gemeinsam mit seiner neunjährigen Nichte das Spiel der Phoenix Mercury besuchte. Zwei Personen wurden bisher festgenommen – darunter ein 18-Jähriger, der die Tat später als „dummen Social-Media-Streich“ bezeichnete. Laut dem Krypto-Sprecher habe jedoch keiner der Festgenommenen zur Gruppe gehört.

Weitere Aktionen geplant – Fokus verlagert sich

Die Gruppe kündigte an, weitere öffentlichkeitswirksame Streiche zu planen, will jedoch künftig auf „geschmackvollere“ Formen setzen – und sich dabei von der WNBA entfernen. Neue Ziele sollen „viel frequentierte Orte“ außerhalb des Sports sein.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen