Ilkay Gündogan: Es sollte nie ein politisches Statement gesetzt werden

Ilkay Gündogan kritisiert die Fußball Bundesliga
Foto: Dirk Vorderstraße / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Ilkay Gündogan zeigte sich von den heftigen Reaktionen auf das Treffen mit dem Präsidenten der Türkei Erdogan überrascht.

Nationalspieler Ilkay Gündogan zeigte sich von den starken Reaktionen auf das Treffen mit dem oft kritisierten türkischen Staatspräsidenten Tayyip Erdogan betroffen, kann dennoch die Kritik nachvollziehen. „Einige Reaktionen fand ich ziemlich mies, gerade die persönlichen Beleidigungen hätten nicht sein müssen. Ich kann völlig nachvollziehen, dass man diese Aktion nicht loben muss“, meinte Gündogan und betonte: „Wir konnten in den letzten Jahren viel dazu beitragen, eine gute Integration in Deutschland zu fördern.“

Er sei immer offen für Kritik, daher kann er sie auch dieses Mal aufrecht nehmen. „Jedem Menschen steht seine eigene Meinung zu. Deswegen herrscht hier die Meinungsfreiheit. Dafür setze ich mich ein. Genau deshalb fühle ich mich privilegiert, nicht nur in Deutschland geboren, sondern auch hier aufgewachsen zu sein. Doch beleidigen lassen will ich mich nur ungern.“

Für Gündogan sei diese Erfahrung „nicht leicht“ gewesen. Mesut und ich haben durch unsere türkischen Wurzeln noch mal einen ganz anderen, stärkeren und persönlicheren Bezug zur Türkei. Jedoch heißt das nicht, dass wir behauptet hätten, Frau Merkel sei nicht unsere Kanzlerin oder Herr Steinmeier nicht unser Präsident. Es sollte nie ein politisches Statement gesetzt werden.“

Nach eigenen Angaben musste er sich im Rahmen der Nationalelf nicht für das Treffen mit Erdogan rechtfertigen. „Wir mussten nicht wirklich etwas erklären. Natürlich gab es Interesse seitens der Mitspieler, auf welches wir auch eingegangen sind. Sie wollten bloß wissen, wie das alles zustande gekommen ist. Ganz einfach, wir waren zu einer Veranstaltung eingeladen, bei der man Stipendien aus der Türkei ausgeteilt hat“, sagte Gündogan. Demnach waren nicht nur Mesut und ich vor Ort, sondern auch viele türkischstämmige Fußballer der Premier League. „Dort hat also das Treffen mit dem Präsidenten stattgefunden und dort sind auch die Fotos entstanden.“

„Wenn die eigenen Fans einen auspfeifen“

Der 27-Jährige fand es wichtig zu betonen, dass „wir in Gelsenkirchen aufgewachsen und geboren sind. Gerade in dieser Stadt herrscht ein sehr hoher Migrationsanteil. Mit diesem Thema umzugehen, ist für mich etwas völlig normales. Daher war es ein tiefer Schlag für mich, es so darzustellen, als seien wir nicht integriert und als würden wir nicht nach den deutschen Werten leben.“

Weltmeister Mesut Özil und Gündogan sind dem türkischen Präsidenten am 13. Mai in London begegnet. Beide überreichten dem in der gesamten westlichen Welt sehr umstrittenen Präsidenten ihre signierten Trikots der Vereine FC Arsenal und Manchester City.

Natürlich passiert es, dass die einzelnen Pfiffe bei Länderspielen wie zum Beispiel gegen Österreich, etwas „mit einem machen“. Im Hinblick auf das Spiel gegen Saudi-Arabien, das als WM-Generalprobe gilt, sagte Gündogan: „Von gegnerischen Fans ist man die Pfiffe gewohnt, doch wenn die eigenen Fans einen auspfeifen, wird es ziemlich schwierig, damit umzugehen. Ich bin gespannt, wie es in Leverkusen gegen Saudi-Arabien sein wird, und denke, dass ich mich auf alles einstellen kann.