Ist Eintracht Frankfurt reif für die Deutsche Meisterschaft?

Simon Schneider | am: 08.08.25
Kann die Frankfurter Eintracht in der Bundesliga-Saison 2025/2026 ganz oben mitspielen und vielleicht sogar den FC Bayern herausfordern?

Eintracht Frankfurt bastelt weiter emsig an seiner sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte – und könnte in der Saison 2025/26 womöglich erstmals seit Jahrzehnten ernsthaft in den Meisterschaftskampf eingreifen. Während viele Bundesligisten mit Umbrüchen oder Stagnation kämpfen, wirkt die SGE gefestigt, strategisch klug aufgestellt und voller Ambition.

Seit Jahren steht Eintracht Frankfurt für eine der durchdachtesten Transferstrategien der Bundesliga. Markus Krösche, Sportvorstand und laut Experte Lothar Matthäus der “Transferkönig” der Liga, zieht dabei die Strippen mit bemerkenswerter Konsequenz.

Transfer-Meister Krösche: Erfolg mit System

Die Formel ist bekannt – aber weiterhin höchst wirksam: Talente mit Potenzial verpflichten, weiterentwickeln und mit hohem Gewinn verkaufen. Und das klappt in Frankfurt mit erstaunlicher Regelmäßigkeit.

So verließen in den vergangenen Jahren Stars wie Randal Kolo Muani, Jesper Lindström, Omar Marmoush und zuletzt Hugo Ekitiké den Klub – meist für Summen jenseits der 50-Millionen-Euro-Marke. Seit 2019 erzielte Frankfurt allein mit sieben Verkäufen Erlöse von über 445 Millionen Euro. Geld, das nicht nur aus dem Konto liegt, sondern gezielt reinvestiert wird.

Burkardt und Doan als neue Hoffnungsträger

Auch in diesem Sommer bleibt Frankfurt seiner Linie treu. Statt wilder Spekulationen setzt Krösche auf durchdachte Verstärkungen. Mit Jonathan Burkardt kam ein deutscher Nationalspieler und ehemaliger Kapitän von Mainz 05 für rund 23 Millionen Euro.

Dazu gesellt sich Ritsu Doan, der quirlig-dynamische Offensivspieler aus Freiburg – ebenfalls für rund 20 Millionen Euro verpflichtet. Beide gelten als Akteure mit Entwicklungspotenzial, aber auch Soforthilfe-Charakter.

Zusätzlich verpflichtete man den schwedischen Youngster Love Arrhov (17), der ab Januar zum Team stoßen wird. Ein weiteres Beispiel für Frankfurts Gespür für Talente mit Perspektive. Auch im Kader bereits vorhanden: Can Uzun (19), Hugo Larsson (21), Ansgar Knauff (23) oder die U21-Nationalspieler Nnamdi Collins (21) und Nathaniel Brown (22) – ein Ensemble, das vor Energie, Tempo und Ambition nur so strotzt.

Ekitiké-Transfer: Verlust mit Signalwirkung

Natürlich schmerzt der Abgang von Hugo Ekitiké sportlich. Der französische Topstürmer erzielte in der vergangenen Saison 18 Bundesliga-Treffer und wechselt nun für 95 Millionen Euro zum FC Liverpool. Auch Omar Marmoush verließ den Klub bereits im Winter – ein Verlust von insgesamt 30 Toren.

Doch wer Krösche kennt, weiß: Der Nachschub ist oft schon auf dem Weg, wenn der Verkauf offiziell wird. Die Neuzugänge Burkardt und Doan sind erste Bausteine, weitere könnten noch folgen. Auch Eigengewächse oder Wintertransfers wie Elye Wahi und Michy Batshuayi stehen bereit, die Lücke zu füllen.

Stabilität auf allen Ebenen: SGE als heimlicher Titelfavorit?

Was Frankfurt so gefährlich macht: die Mischung aus Kontinuität, klarem sportlichen Plan und ruhigem Arbeiten im Hintergrund.

Während Bayer Leverkusen nach dem Abgang mehrerer Leistungsträger im Umbruch steckt, Borussia Dortmund bislang nur punktuell nachrüstete und RB Leipzig sich nach einer enttäuschenden Saison sortieren muss, wirkt Frankfurt fast schon wie der konstanteste Verfolger der Bayern.

Trainer Dino Toppmöller hat eine junge, hungrige Mannschaft geformt, die taktisch variabel und konditionell stark auftritt. In der vergangenen Spielzeit stand die SGE zeitweise auf Rang zwei, erreichte am Ende verdient die Champions-League-Qualifikation – sportlich zum ersten Mal überhaupt.

Vorstandssprecher Axel Hellmann macht keinen Hehl daraus, dass man sich nun dauerhaft als Teilnehmer der Champions League etablieren will. Man wolle da sein, wenn die Großen wackeln, sagt er – und das klingt in dieser Saison alles andere als vermessen.

USA-Reise als Vorbereitung auf große Ziele

Aktuell bereitet sich die Eintracht in den USA auf die neue Saison vor. Auch dort macht das Team einen eingespielten Eindruck. Im Testspiel gegen Louisville City FC siegte Frankfurt mit 5:2 – unter anderem durch das erste Tor von Neuzugang Burkardt. In den kommenden Tagen stehen weitere Tests gegen Philadelphia Union und den FC Fulham an, bevor der Ligaalltag beginnt.

Die SGE will auch in der Königsklasse bestehen – ohne dabei ihre Philosophie aufzugeben. Keine Panikkäufe, keine All-in-Strategie. Stattdessen: nachhaltiger Kaderbau, gezielte Transfers und das Vertrauen in die eigene Ausbildung.

Der nächste Schritt – oder der ganz große Wurf?

Frankfurt ist längst mehr als ein gut geführter Traditionsklub. Die SGE ist ein Paradebeispiel für modernes Vereinsmanagement, das sportlichen Erfolg und wirtschaftliche Vernunft vereint.

Vielleicht reicht es in dieser Saison noch nicht für die Meisterschaft. Aber wenn der FC Bayern schwächelt – Eintracht Frankfurt steht bereit. Mit einem Plan, einem Team voller Potenzial und einem Sportvorstand, der wie kaum ein anderer weiß, wie man aus wenig viel macht.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen