Jesse Lingard: ManUtd- Profi dank viel Geduld

Jose Mourinho
Abb. Jose Mourinho

Manchester Uniteds Trainer Jose Mourinho ist dafür bekannt extreme Beziehungen aufzubauen zu seinen Spielern. Liebt er dich, schützt er dich wie eine Löwenmutter und du spielst immer. Kann er aber nichts mit dir anfangen, bist du außen vor im Kader und kannst auch in der Presse immer wieder harsche Aussagen von ihm über dich lesen. Zum Glück gehört Jesse Lingard zu der ersten Gruppe. Der englische Nationalspieler gehört zu den Stammspielern bei United unter Mourinho. Doch dazu hat er sich erst im letzten Jahr so richtig entwickelt. Das Erfolgsrezept des mittlerweile 25-Jährigen lautete also: ganz viel Geduld, wie er dem englischen Fußballmagazin fourfourtwo erzählt.

Jesse Lingard stammt aus der Jugend der Red Devils. Aus dieser konnte er sich in der U23 der Roten aus Manchester etablieren, bevor er 2012 den Sprung in den Profi- Kader machte. Schon damals prophezeite die große Legende der Neuzeit von Manchester United und ehemalige, jahrzehntelange Trainer Sir Alex Ferguson, dass Jesse Lingard ein großer Spieler werde, “wenn er 22 oder so ist”. Ein großer Spieler wurde Jesse Lingard, wie man jüngst auch bei der WM in Russland, wo er für England zu den stärkeren Akteuren gehörte.

Doch mit dem Alter, in dem sich Lingard bei den Profis von Manchester United durchgesetzt haben wird, verschätzte sich Sir Alex etwas. Denn es dauerte gute zwei Jahre länger bis Jesse Lingard erwachsen wurde und sich als Spitzenkraft in der englischen Premier League konstant zeigte. Zunächst befand sich der vielseitige Offensiv- Wirbler nämlich auf einer wahren Leih- Odyssee. “Zunächst war es schwer”, blickt Lingard auf diese Zeit zurück. “Aber man realisiert, dass man irgendwann die Belohnung dafür bekommt. Alles ist ein Prozess des Lernens. Man nimmt auf seinem Weg immer neue Dinge mit und das bereitet einen auf vieles vor, wenn man älter ist.” Weise Worte des Profis.

2012 ging es für knapp zwei Monate zu Leicester City. Darauf folgte eine halbjährige Leihe zu Birmingham City, wo er zum ersten Mal in der Championship, Englands zweithöchster Spielklasse, mit sechs Toren und drei Assists in 13 Partien auf sich aufmerksam machen konnte. Ebenfalls in der Championship lief Lingard dann für Brighton & Hove Albion auf, auch dort mit gutem Erfolg. Weniger erfolgreich war schließlich Lingards letzte Leihstation bei Derby County. Doch den Kopf ließ Lingard dennoch nicht hängen. “Es gab nie einen Zeitpunkt, an dem ich dachte, ich habe meine Chance verpasst,” meint Lingard heute. “United wusste, dass ich ein Spätentwickler bin, und als ich 23 wurde, begann man den wahren Jesse zu sehen”, definiert sich Lingard selbst.

Mit Geduld und Durchhaltevermögen zum Erfolg: Jesse Lingard

Und doch behielt ihn anschließend Manchester United endlich längere Zeit am Stück und er erhielt erste Chancen im Profikader, zumeist als Joker. In den Spielzeiten 15/ 16 und 16/ 17 kam Lingard in der Premier League jeweils auf 25 Einsätze für Manchester United. Zu Buche sprangen dabei fünf, beziehungsweise drei Scorerpunkte. Eine Ausbeute mit der Lingard alles andere als zufrieden war. “Als ich Einsätze bei der ersten Mannschaft bekam, schoss ich nicht wirklich Tore oder machte einen großen Unterschied aus,” zeigt sich Lingard noch heute frustriert darüber. “Damit geht ein negatives Gesamtgefühl einher und das muss man überkommen – man muss es aus den Gedanken aussperren. Ich habe über mich gelernt, dass mir andere Meinungen egal sind – so lange ich gut spiele auf dem Platz und der Trainer glücklich ist, ist das alles was zählt.”

Und glücklich war sein Trainer in der folgenden Saison dann immer mehr und regelmäßiger mit Lingard. Denn der endgültige Durchbruch scheint Jesse Lingard nun in der vergangenen Saison gelungen zu sein. 33 Einsätze bekam er von Jose Mourinho, endlich auch vermehrt als Stammspieler in der Startelf. In diesen kam der vielseitig einsetzbare Offensivmann, der sowohl als Links-, wie Rechtsaußen, als auch als offensiver Mittelfeldspieler und hängende Spitze im Zentrum auflief, auf 14 Scorerpunkte, verteilt auf acht Treffer und sechs Torvorlagen.

Durch diese hervorragende Spielzeit empfahl sich Lingard auch für die englische Nationalmannschaft. Bei der WM in Russland konnte sich Lingard so sehr bei Gareth Southgate, dem Nationaltrainer der Three Lions, in den Vordergrund spielen, dass er in sechs der sieben britischen WM- Spiele auflief, meist über die gesamte Distanz. Lediglich im letzten, unbedeutenden Gruppenspiel gegen Belgien bekam Lingard eine Pause. Ein Tor und zwei Vorlagen trug der mittlerweile 18- fache englische Nationalspieler zu der starken WM der Three Lions bei. Der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die spät an Fahrt aufnahm, dann aber gehörig. Dank Geduld, Durchhaltevermögen und einer positiven Einstellung.