Jürgen Klinsmann: Ist der Zug nach dem Hertha-Debakel abgefahren?

Die Zeit von Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC endete in einem Desaster. Ist der Schwabe im deutschen Fußball überhaupt noch vermittelbar? (Foto: AFP)

80 Tage war er da. Er kam, sah, klopfte große Sprüche und weg war er – Jürgen Klinsmann. Das Gastspiel des ehemaligen Nationaltrainers bei Hertha BSC wird für immer in den Geschichtsbüchern des deutschen Fußball stehen. Klinsmann hat sich in den Tagen in der Hauptstadt ein unvergleichlich, negatives Image aufgebaut. Die Frage ist berechtigt: Ist Jürgen Klinsmann nach dem Hertha Debakel für den deutschen Fußball für immer erledigt? Wir haben die Antwort.

Bekommt Jürgen Klinsmann irgendwann mal wieder einen Job im deutschen Profifußball? Nach der peinlichen Episode bei Hertha BSC kann man sich das kaum vorstellen. Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Situation um den ehemaligen Bundestrainer.

Die Karriere von Jürgen Klinsmann

Als Spieler hat Jürgen Klinsmann eine imposante Karriere hinter sich. Der Erfolg war dem Schwaben im wahrsten Sinne des Wortes an den Schuh gewachsen. Der Angreifer stand immerhin 108 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Rasen, wobei er 47 Tore erzielte.

Für Aufstehen sorgte der Blondschopf in den 80iger Jahren beim VfB Stuttgart. Die nachfolgenden Karriere-Stationen sind allesamt erste Adressen des internationalen Fußballs, konkret: Inter Mailand, AS Monaco, Tottenham Hotspur, FC Bayern München und Sampdoria Genua.

Im Anschluss stand Klinsmann noch acht Mal in der Major League Soccer für die Orange County Blue Stars in den USA auf den Rasen.

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Der Vater des Sommermärchens 2006

2004 wurde Jürgen Klinsmann vom DFB direkt zum Nationaltrainer gemacht. Was folgte ist bekannt – das Sommermärchen 2006. Im Nachhinein wurde aber vielen Experten klar, dass der Stratege des Erfolges bei der Heim-WM eigentlich Jogi Löw als Co-Trainer gewesen ist.

In der Saison 2008/09 stand der gebürtige Göppinger dann an der Seitenlinie vom FC Bayern München. Schon damals müsste allen Vereins-Managern klar geworden sein, dass „Klinsi“ nicht zum Club-Trainer geboren ist.

Zwischen 2011 und 2016 war Jürgen Klinsmann für die National-Elf der USA als Chefcoach verantwortlich. Und dann kam 2019 Hertha BSC …

Die Chronologie der chaotischen Tage bei Hertha BSC

Jürgen Klinsmann trat sein Amt 27. November 2019 an. Mit großen Worten wollte der Trainer Hertha BSC zum „Big City Club“ formen. Von Investor Lars Windhorst hatte Klinsi dabei eine volle Schatulle an Geld zur Verfügung gestellt bekommen.

In der Wintertransfer-Periode investieren die Berliner sage und schreibe 80 Millionen Euro. Es spricht für die „Fachkompetenz“ von Jürgen Klinsmann, dass kein Spieler wirklich eingeschlagen hat.

Zum Sportlichen. Die Alte Dame hat mit Klinsmann in der Bundesliga drei Mal gewonnen, drei Mal unentschieden gespielt und drei Mal verloren. Zudem ist das Team im DFB-Pokal Achtelfinale gegen den FC Schalke 04 ausgeschieden. Fazit: Zu wenig.

Am 11. Februar 2020 unterlag Hertha BSC zu Hause mit 1:3 gegen 1. FSV Mainz 05, nach einer grottenschlechten Vorstellung. Klinsmann gab der Mannschaft trotzdem zwei Tage frei. Am darauffolgenden Montag wurde der Coach in einer Berliner Szene-Lokal gesichtet, in dem er noch über seine großen Ziele mit Hertha schwärmte.

Novum in der Bundesliga: Rücktritt via Facebook

Nur wenige Stunde später, am Dienstag um Punkt 10.10 Uhr veröffentlichte Klinsmann folgendes Facebook Posting: „Gerade im Abstiegskampf sind Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente. Sind die nicht garantiert, kann ich mein Potenzial als Trainer nicht ausschöpfen und kann meiner Verantwortung somit auch nicht gerecht werden.“ Jürgen Klinsmann ist der erste und vermutlich auch der letzten Trainer, der via Facebook-Posting zurückgetreten ist.

Wer nun glaubte es sei genug, hat geirrt. Wenige Wochen nach seiner Entlassung wurde den Medien – sicherlich mit purer Absicht – das Klinsmann Tagebuch zugespielt. Der Trainer hat darin nahezu alle Vereinsverantwortlichen und auch seine Spieler in Grund und Boden geschrieben.

Offiziell habe es sich bei den Aufzeichnungen um seine fachliche Expertise für Investor Lars Windhorst gehandelt haben. Übrigens: Windhorst war es, der Klinsmann nach seiner Facebook-Kündigung sofort noch aus dem Aufsichtsrat des Vereines geschmissen hat.

Unsere Prognose: Aus dem deutschen Fußball ist „Klinsi“ definitiv raus

Aktuell arbeitet Jürgen Klinsmann als Experte für mehrere, englischsprachige TV-Kanäle. In der letzten Tagen hat der ehemalige Angreifer aber mehrfach betont, dass er eine Rückkehr auf die Trainerbank anstrebt. Er fülle sich dort am wohlsten und könne am meisten leisten, so Klinsmann in seiner gewohnt selbstsichern Art.

Unsere Meinung: Die Mannschaft, die Klinsmann als neuen Coach vor die Nase gesetzt bekommt, kann einem heute schon leidtun. Eines ist für uns sicher. Nach dem Hertha Debakel oder Spektakel sind für den Schwabe in Deutschland alle Fußball-Türen ein für alle Mal geschlossen. Wenn Klinsmann überhaupt wieder als Trainer tätig wird, dann irgendwo in „fernen“ Ländern.