Kahn, Schmidt und Welke – die starke Halbzeitphase des ZDF

Oliver Welke
Foto: Steffen Prößdorf / Wikipedia (CC BY-SA 4.0)

Deutschland verliert gegen Mexiko im Auftaktspiel. Im ZDF fand die Übertragung statt. Am Mikrofon: drei Olivers, die ihre Rollen spielten. Der beste von ihnen war ein Holger.

Das Auftaktspiel der Deutschen in Moskau – übertragen im ZDF. Anders als die Nationalelf lieferten die Moderatoren das, was man von ihnen gewohnt war. Mit Kahn, Schmidt und Welke. Da konnten sich die Mexikaner noch so sehr anstrengen, das ZDF blieb Oliver. Jeder in seiner Rolle.

Der Auftritt der Mainzelmännchen erinnerte ein wenig an die Schlümpfe. Welke als der Lustig-Oliver, der beim Zuschauer die Hoffnung weckte, es könne sich bei dem 90-minütigen Auftritt der Nationalmannschaft doch um Satire handeln. Nur leider war das 0:1 kein schlechter Witz. Eine Aufgabe für den Bedenken-Oliver, den Kahn, eine harte Analyse vorzunehmen.

Die Mannschaft spielte nicht homogen, Beteiligte würden sich gegenseitig nicht helfen. Das bemängelte Kahn und nannte es einen „blutleeren Auftritt.“ Kahn, der immer wieder um erfrischende Einblicke und Sichtweisen von Christoph Kramer ergänzt wurde, erledigte seinen Job. Sogar der Sendeort war passend gewählt: Baden-Baden.

Von diesem Ort zog man die Fäden rund um das Spiel. Eine klassische Rundschalte vor der Partie zu Katrin Müller-Hohenstein, danach zu Phoebe Gaa nach Moskau, bis hin zu Carsten Behrendt, der sich beim Public Viewing in Berlin befand. Gewohntes Material, doch insgesamt trotzdem ein Fehlpass.

Kommentator Oliver Schmidt hat Spaß

Der Schlaubi-Oliver konnte seinem Ruf als Streberkommentator wieder einmal gerecht werden. Schmidt weiß immerzu, wer in welcher Mannschaft spielt und wie viel er verdient. Er weiß genau, wann und wie die Fußballer ihr erster Länderspiel bestritten. Wer noch nie einen Kopfball versenkte, und er kann die vergangenen 30 Ergebnisse der Mexikaner bestimmt rückwärts in verschiedenen Sprachen aufsagen.

Dem Mann aus Erkelenz passieren keine inhaltlichen Fehler. Er besitzt viel Wissen, das er allzu gerne teilt. Doch ein Spiel hat nur 90 Minuten. Oft leitet er seine Sätze ein mit der Anrede „an die Freunde der Statistik“, wobei er vor allem sich selbst meint. „Manuel Neuer bestreitet seine dritte WM, das 14. WM-Spiel und hat nur ein einziges Mal mehr als ein Tor kassiert“, hört man ihn sagen.

Von Schlaubi-Oliver bekommt man viel Allgemeines, Daten, Zahlen, Orte. Darunter leiden das Spiel und seine Analyse. Immerhin gönnt er den Zuschauern und sich auch mal 20-sekündige Pausen.

Positiv ist ebenfalls, dass er nicht mehr seine alte Finanzbeamten-Attitüde vertritt. Auch wenn das Abfeuern der Statistikbatterien ihm selbst die Chancen verbaut, angemessene Spannung und Emotionen zu transportieren, wirkt er nicht mehr so einschläfernd sachlich im Wohnzimmer.

Ihre stärkste Phase hatten die drei Olivers aber in der Halbzeitpause – dank Holger. Nachname: Stanislawski. Der ZDF-Taktik-Experte versetzte den Zuschauer in der Halbzeit direkt in die Mannschaftskabine. Plötzlich lag der Fokus auf der Analyse und Ansprache des zuvor gesehenen. Leider drang der emotionale Monolog nicht bis nach Moskau durch.

Allein die Aussagen der kritisch-distanzierten Reporter Lars Ruthemann und Boris Büchler erreichten die Spieler der deutschen Mannschaft. Das Duo nahm sich nach der Partie die beiden Kicker Mats Hummels und Toni Kroos vor. Zum Abschluss auch noch Bierhoff, dessen Vorname Oliver ist.