Nach Telefon-Ausbootung: Valon Behrami wehrt sich heftig

Schweizer Trainer Vladimir Petkovic
Schweizer Trainer Vladimir Petkovic / Tomasz Bidermann / Shutterstock.com

Rund um die Schweizer Nationalmannschaft herrscht große Unruhe. Im Fokus stehen die erfahrenen Nationalspieler Valon Behrami, Stephan Lichtsteiner, Johan Djourou und Gelson Fernandes – genauso Nationaltrainer Vladimir Petkovic und die Spitze des Verbandes. Der Ex-Hamburger Behrami erhebt nun schwere Vorwürfe.

Am gestrigen Montag rief Vladimir Petkovic, der Chefcoach der “Nati” Valon Behrami an, um ihm mitzuteilen, dass er nicht mehr mit dem Mittelfeldspieler plane. Angeblich habe das Telefonat nicht sehr lange gedauert. Nur kurze Zeit später meldete sich der 33-Jährige beim Fernsehsender RSI. Im “Tagesanzeiger” wird er außerdem zitiert: “Ich dachte, es sei ein Höflichkeitsanruf. Stattdessen war es ein Anruf, mit dem er mich vor die Tür der Nationalmannschaft setzen wollte”, so Behrami.

Behrami knöpft sich nun außerdem die Verbandsspitze vor. “Ich habe die Einheit gefördert, das Team sollte immer einig sein”, verteidigt sich Behrami, der sich als Sündenbock für die Doppeladler-Geste sieht. Die Nationalspieler Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri hatten bei der WM in Russland Tore gefeiert, indem sie mit den Händen das albanische Nationalsymbol formten. Beide Akteure haben kosovoalbanische Wurzeln. Die Diskussionen in der Schweizer Heimat kochten hoch, es wurden Konsequenzen gefordert.

Die Ausbootung wäre nun ein “sportpolitischer Entscheid von Entscheidungsträgern, die keine Ahnung vom Fußball (…) haben”, so Behramis Schlussfolgerung. Dabei kritisiert der Mittelfeldspieler vom italienischen Serie-A-Klub Udinese Calcio auch den Generalsekretär Alex Miescher. Er hatte noch während es Turniers in Russland die Frage gestellt, ob der Verband die Doppelnationalitäten im Nationalteam noch gutheißen könne. Fortan war das Verhältnis zwischen dem Verband und der Spieler schwer gestört.

Behrami doch nicht aussortiert? Verband reagiert schwammig

Allerdings wehrte sich Nationaltrainer Petkovic mittlerweile: “Das ist allein meine Entscheidung, und die basiert auf sportlichen Kriterien”, so der kroatisch-schweizerische Trainer. “Mit Politik hat das null und nichts zu tun.” Der Verband ließ dagegen verlauten, dass Behrami nicht rausgeschmissen worden sei. Petkovic wolle in den nächsten Partien eher jüngeren Spielern eine Chance geben. Demnach seien also keine endgültigen Entscheidungen gefallen, so der Verband auf der eigenen Webseite. Ist dies nur ein verzweifelter Versuch die Wogen in der Öffentlichkeit zu glätten? Behrami kommt seit 2005 auf 83 Länderspiele, zwei Tore und vier Vorlagen.

Selbst zurückgetreten ist mittlerweile Gelson Fernandes (32). “Es ist Zeit, den Platz den Spielern einer jüngeren Generation zu überlassen”, so der Eintracht-Frankfurt-Profi in einer Mitteilung. Seit 2007 hat der Routinier 67 Länderspiele (zwei Tore) absolviert. Fernandes würde allerdings aushelfen, wenn Personalnotstand herrschen würde, ließ er mitteilen.

Fraglich, was mit den weiteren Routiniers und Spielern der älteren Generation passiert. Laut Schweizer Medienberichten zählen auch Johan Djourou (31, 75 Länderspiele, SPAL Ferrara, ehemaliger Bundesligaspieler in Hannover und Hamburg), Blerim Dzemaili (32, 69 Länderspiele, FC Bologna) und Kapitän Stephan Lichtsteiner (34, 103 Länderspiele, FC Arsenal London) zu den Aussortierten zählen. Alternative Variante: Die älteren Spieler werden nur für die nächsten Freundschaftsspiele und die ersten Partien in der UEFA Nations League nicht berücksichtigt, um jüngere Spieler auszuprobieren. Dennoch scheint es schwer vorstellbar, dass die Routiniers nochmals zurückkehren werden.