
Fußball in der Champions League könnte ab 2027 zur Luxusangelegenheit werden. Wer künftig alle Spiele der europäischen Elite sehen möchte, muss sich womöglich gleich vier verschiedene Abos zulegen. Grund dafür ist die neue Ausschreibung der TV-Rechte, die erstmals von der US-Agentur Relevent Sports im Auftrag der UEFA-Tochter UC3 durchgeführt wird. Diese hat das Ziel, mit einem neuen Rechtezuschnitt Milliarden zu erlösen – auf Kosten der Zuschauer.
Erstmals werden die Rechte in vier Pakete aufgeteilt: neben einem globalen Premium-Spiel pro Spieltag kommen nationale Rechte für die Dienstag- und Mittwochsspiele sowie ein Sammelpaket für alle weiteren Partien hinzu.
Im Extremfall könnten also vier verschiedene Anbieter die Übertragungen übernehmen – und Fans müssten für die komplette Königsklasse vier Abonnements abschließen.
US-Agentur mischt europäischen Markt auf
Die Vermarktung liegt diesmal nicht mehr bei der langjährigen Partnerfirma Team Marketing, sondern bei Relevent, einer aufstrebenden Agentur mit Sitz in New York und einem neuen Londoner Büro. Der internationale Fokus ist klar: Das neue Rechtepaket mit dem „Match of the Week“ soll gezielt globale Streamingdienste anlocken – Plattformen wie Netflix, Apple TV oder Disney+, die zuletzt immer stärker in den Live-Sport eingestiegen sind.
So hat Apple etwa bereits einen Exklusivvertrag mit der nordamerikanischen Major League Soccer abgeschlossen und sich jüngst auch Formel-1-Rechte in den USA gesichert. Disney wiederum hält die europäischen Übertragungsrechte für die Champions League der Frauen. Nun wollen offenbar auch die ganz großen Entertainment-Konzerne im Männerfußball mitmischen.
Netflix will offenbar bei der Königsklasse einsteigen
Nach einem Bericht der Times soll auch Netflix Interesse an Champions-League-Rechten bekundet haben. Der Streaming-Riese, der sich zuletzt die Rechte an den Frauen-Weltmeisterschaften 2027 und 2031 gesichert hat, könnte damit erstmals Live-Sport in großem Stil zeigen. Branchenexperten halten ein Angebot für wahrscheinlich – zumal Netflix zunehmend auf Sportdokumentationen und Reality-Formate rund um den Fußball setzt.
Auch DAZN, das in Deutschland aktuell den Großteil der Spiele überträgt, gilt als heißer Kandidat. „Die Champions League ist das Herzstück unseres Angebots und ein zentraler Bestandteil für Fans in Deutschland“, erklärte DAZN-Chefin Alice Mascia.
Der Anbieter will die Königsklasse offenbar weiterhin als Aushängeschild behalten – trotz steigender Kosten und Konkurrenz durch internationale Player.
Klassisches Fernsehen bleibt außen vor
Für Free-TV-Zuschauer bleibt die Lage ernüchternd: Auch künftig wird wohl nur das Finale live im ZDF zu sehen sein. Die übrigen Partien bleiben hinter Bezahlschranken verborgen – zu teuer für öffentlich-rechtliche Sender. Schon jetzt zahlen DAZN und Amazon Prime Video gemeinsam rund 300 Millionen Euro pro Saison für die Rechte bis 2027.
Die neue Vergaberunde, die die Spielzeiten 2027/28 bis 2030/31 umfasst, verspricht noch höhere Einnahmen. Doch während die UEFA von Mehreinnahmen träumt, müssen die Fans immer tiefer in die Tasche greifen. Der Begriff „Abo-Inflation“ dürfte bald Realität werden – ein Champions-League-Abend könnte künftig so viel kosten wie ein Stadionbesuch.
Milliardenmarkt mit Schattenseiten
Mit der globalen Ausschreibung betritt die UEFA Neuland – und folgt dem Trend zur Internationalisierung und Digitalisierung des Sports. Die großen Streamingplattformen wittern Prestige und Profit, während klassische Fernsehsender wie ARD offenbar gar nicht mehr berücksichtigt werden. Für Fußballfreunde aber hat der neue Rechtepoker eine klare Konsequenz: Mehr Auswahl bedeutet vor allem mehr Kosten.
Die Königsklasse bleibt, was sie schon immer war – ein exklusives Produkt. Doch je mehr Player den Markt betreten, desto exklusiver wird auch der Zugang für die Fans.

