Pfiffe gegen Gündogan werden zum Problem für den DFB

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Die Pfiffe gegen Gündogan zerstreuen die gesamte Stimmung der deutschen Nationalelf. Dazu kommt eine dürftige Leistung auf dem Feld. Worauf es in Russland wirklich ankommen wird.

Der Weltmeister-Kader wird am kommenden Dienstag mit ein paar Problemen nach Russland fliegen, das zeigten das 1:2 gegen Österreich sowie das wackelige Spiel gegen Saudi-Arabien. Doch das beherrschende Problem ist nach wie vor atmosphärischer Natur: die Pfiffe der Fans gegen Gündogan und Özil.

„Das hat schon geschmerzt“, meinte Joachim Löw. Schließlich „lebt eine Mannschaft auch von der Unterstützung der Fans.“ Sowohl Bundestrainer als auch das gesamte Team, die jetzt möglichst schnell einen klaren Kopf benötigen, empfanden die Pfiffe als Angriff auf die komplette Mannschaft. Längt ist nicht mehr das Treffen mit Erdogan zentral – viel eher sind es die Folgen auf die Mitspieler.

„Man hat nur darauf gewartet, wieder pfeifen zu können“

„Ich hoffe nicht, dass die Vorbehalte der Fans zu einer dauerhaften Einrichtung werden“, sagte Mats Hummels, Innenverteidiger aus Bayern. Durch die Pfiffe gegen Gündogan hätten viele Zuschauer aufgehört, alle andere zu unterstützen. Man hat nur noch darauf gewartet, wieder pfeifen zu können, sobald Ilkay am Ball war.

Zwar war die Unruhe nicht der Grund dafür, dass die Mannschaft ins Straucheln geriet, sie hat es aber erschwert, wieder ins Spiel zu kommen. Nach einer vernünftigen ersten Halbzeit herrschten eher Unentschlossenheit und Verzagtheit vor.

Das Ziel, eine souveräne Vorstellung gegen die 67sten der Weltrangliste abzuliefern und somit eine positive Aufbruchstimmung zu erzeugen, hat man leider verpasst. „So wird es nicht einfach“, sagte Sami Khedira. Ohne richtige Stabilisierung dürfte eine Titelverteidigung aus deutscher Sicht unmöglich sein.

Das weiß auch Löw: Mehrmals verwies er darauf, dass nur noch eine Woche bleibe. „Man wird Deutschland jagen wie nie“, sagt der Bundestrainer. Laut ihm müssen übermenschliche Kräfte freigesetzt werden, „wenn wir es noch schaffen wollen, Weltmeister zu werden.“

Neun Weltmeister im Kader

Die sportlichen Voraussetzungen sind nach wie vor gegeben: Die 23 Spieler im Kader haben Qualität. Nachdem Löw bei der vergangenen EM auf 14 Weltmeister gesetzt hatte, sind es jetzt nur noch neun. Es handelt sich um eine ausgewogene Mischung, davon ist der Bundestrainer überzeugt. Ihm ist klar, dass vor allem die Chemie stimmen muss.

So wie es 2014 der Fall war. Guter Teamgeist war in Brasilien ein wichtiger Faktor. Zwar brillierte die deutsche Mannschaft beim 7:1 gegen Brasilien, konnte aber nicht durchgängig überzeugen. Auftretende Unzulänglichkeiten kompensierte man aber mit viel Einsatz, Kampf und Willen.

Schulterschluss mit den Fans benötigt

Löw und Bierhoff wissen, dass es bis zur WM noch ein paar intensive Tage werden. So muss am Abstimmungsverhalten in den Mannschaftsteilen gearbeitet werden, aber auch an der Leistung der Offensivspieler sowie der Sicherheit in der Abwehr. Zudem muss man darauf hoffen, dass der Abwehrchef Boateng rechtzeitig gesund wird.

Vor allem aber muss man sich mit den Fans versöhnen. „Wir haben das Thema unterschätzt, auf Dauer macht es beide Seiten fertig“, warnte der DFL-Präsident. „Das wird auf jeden Fall noch mal genauer besprochen“, meinte Hummels. Fest steht: Mit einem einfachen Basta lässt sich das Ganze leider nicht lösen.