Radikaler Umbruch beim BVB-Umbruch

BVB-Sportdirektor Michael Zorc
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Mentalität, Personal, Spielidee: Bei Dortmund wird alles penibel geprüft und verändert. Jedoch scheint das geplante Investitionsvolumen zu gering zu sein, wie sich jetzt herausstellt.

Das Ziel möchte den globalen Stellenwert des BVB betonen – und das obwohl in letzter Zeit vieles nicht gut lief. Sonntag erst flog die Mannschaft Peter Stögers nach Los Angeles, um da Marketing zu betreiben.

Der Aufenthalt dauerte aber nur vier Tage: Es gab ein Showtraining auf dem Universitätscampus in Kalifornien und ein Testspiel gegen den neuen Los Angeles FC. Hätte es nicht handfeste wirtschaftliche Gründe für diesen Trip gegeben, hätte er kaum absolviert werden dürfen: mit dem Trainer, der künftig nicht mehr da sein wird, und mit Fußballern, die nach einer enttäuschenden Saison nun noch in ihren Urlaub wollen.

Erst sobald Dortmund aus den USA zurückgekehrt ist, soll die offizielle Zukunft beginnen. Schon in den letzten Wochen machte man eine Bestandsaufnahme, die teilweise noch anhält. Alles wird geprüft, jeder einzelne Stein. Auf dem Plan steht ein großer Umbruch, eine Kursänderung. Man möchte so schnell es geht aus der Sackgasse hinaus.

„Wir müssen uns trauen, einen Neustart zu wagen, da brauchen wir uns einfach nichts vorzumachen. Es muss sehr viel geändert werden“, erklärte Hans-Joachim Watzke, der seit 13 Jahren als Geschäftsführer des BVB arbeitet – die allermeisten Jahre davon war er aber Chef der unangefochtenen zweiten Kraft des deutschen Vereinsfußballs, dem FC Bayern. Sportlich scheint das jedenfalls vorbei zu sein, denn der Abstand zu Schalke 04, dem neuen Vizemeister und Erzrivalen, zählt acht Punkte. Das ist schmerzhaft, ungefähr so schmerzhaft wie der 34 Punkte Abstand zu Bayern.

Diesen Abwärtstendenzen soll entgegengewirkt werden, indem man nichts unversucht lässt. Natürlich ist sich Watzke der Schwere der Aufgabe bewusst. „Ich fühle eine große Verantwortung“, gestand er in einem Interview ein. Das Wagnis wird umso größer, je radikaler die Veränderung ist.

100 Millionen Euro sind kein Problem für den BVB

Am Dienstag stellte man den Mann, der nun die Zukunft gestalten soll, konkret vor: Lucien Favre, der gerade eine Saison mit Nizza beendet hat, wird die Nachfolge Stögers antreten. „Eine sehr reizvolle Aufgabe, mit Borussia Dortmund zu arbeiten. Ich freue mich darauf“, äußerte der Schweizer. Er bekommt einen Zwei-Jahres-Vertrag, innerhalb welcher er die Mannschaft neu formen soll.

„Es werden personelle Veränderungen kommen. Doch auch inhaltlich möchten wir uns entwickeln: Die Stichworte sind Robustheit, Teamgeist, Disziplin und Mentalität. Das wird im Vordergrund stehen“, sagt Michael Zorc, welcher einen Großteil der Umbauarbeiten anleitet. Über das gesamte Finanzvolumen kann im Moment nur spekuliert werden. Die Bild-Zeitung stellte eine Summe von 80 Millionen in den Raum, die man bei den Dortmundern angeblich zahlen wollte.

Möglich ist aber auch, dass man tiefer in die Tasche greift – so riesig ist wohl der Bedarf, so anspruchsvoll das Profil. Erlauben könnten es sich die Dortmunder. Immerhin schafften sie es in der letzten Saison einen Transferüberschuss von etwa 141 Millionen Euro zu erwirtschaften. Bleibt es so wie es ist, dürfte der Gesamtumsatz im laufenden Jahr die 500-Millionen-Euro-Marke erreichen. Man kann also sagen, dass zumindest die ökonomischen Voraussetzungen gegeben ist, um der Mannschaft einen neuen Schliff zu verleihen.