Verliert die Bundesliga den Anschluss an den europäischen Spitzenfußball?

Bundesliga: Kampf um Europa
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Deutschland ist Weltmeister. Im europäischen Vereinsfußball ist die Bundesliga allerdings alles andere als weltmeisterlich. Unsere Bundesligisten sind, abgesehen von Bayern München, in Sachen Spielniveau zu ausgeglichen. Was viele so schon längere Zeit gefühlt haben, hat jetzt eine Studie offiziell bestätigt.

Seit gefühlten Ewigkeiten beherrschen die Bayern den deutschen Fußball. Die Frage die sich jedes Jahr erneut stellt lautet eigentlich nur, wer wird in diesem Jahr hinter Bayern München auf den Rängen folgen. Dass hier immer wieder andere Mannschaften auftauchen, die dann auch von jetzt auf gleich wieder im leistungstechnischen Mittelfeld verschwinden, spricht nur auf den ersten Blick für eine starke Bundesliga. Da qualifiziert sich beispielsweise der 1.FC Köln für die Europa-League und kämpft in der Folgesaison um den Klassenerhalt. Der SC Freiburg oder der FC Augsburg vertreten Deutschland in einem Jahr auf europäischer Ebene weil sie eine starke Saison hingelegt haben, dann müssen sie aber mit aller Kraft gegen den Abstieg in die 2. Liga kämpfen. Oder nehmen wir RB Leipzig. Die Mannschaft steigt in die Bundesliga auf und wird sofort Vizemeister. Doch anstatt sich in der Folgesaison an der Tabellenspitze festzusetzen, kämpfen sie darum, überhaupt wieder ins europäische Fußballgeschäft einzuziehen. Und die Mannschaften, die die deutschen Farben in der Champions- und Europa-League vertreten, scheiden hier oft schon in der ersten Runde aus.

Nur Russland ist noch schwächer

Eine Studie des schweizerischen Sportforschungszentrums CIES Football Observatory hat erschreckendes zu Tage gefördert: Die Deutsche Bundesliga verliert immer mehr den Anschluss an den europäischen Spitzenfußball. Als Grund dafür wollen die Forscher den Umstand ausgemacht haben, dass die deutschen Teams leistungsmäßig zu dicht beieinanderliegen. Jeder kann in der Bundesliga jederzeit jeden schlagen, und richtig unter die Räder kommt kein Team. Die rühmliche Ausnahme bildet natürlich Bayern München. Der deutsche Rekordmeister ist auf nationaler Ebene fast unschlagbar und deklassiert seine Gegner auch immer wieder mit vier oder fünf Toren Vorsprung. In nur elf Prozent aller Bundesligaspiele gibt es aber einen Sieger, der mit drei oder mehr Toren Vorsprung gewinnt. Nur die erste Liga in Russland ist noch ausgeglichener. An der Spitze dieser Rangliste liegen genau die Ligen, deren Mannschaften auf europäischem Parkett den Ton angeben. In der Premier League enden gut 22 Prozent aller Spiele mit einem Sieg bei dem eine Mannschaft mindestens drei Tore Vorsprung einfährt. Dahinter folgen die italienische Serie A (20 Prozent) und die spanische Primera Division (18 Prozent).

Der Blick auf die aktuelle Tabelle bestätigt die Forschungsergebnisse. Hinter den Bayern, auf dem zweiten Tabellenplatz, steht Schalke 04. Die Schalker haben aber an 28 Spieltagen nie mit mehr als zwei Toren Vorsprung gewinnen können. Das reicht dann aus, um mit drei Punkten Vorsprung das zweitbeste Team der Liga zu sein. Als der Zweite auch noch tore- und punktemäßig dem Rest der Liga enteilt war, war dieser Zweite auch europäisch mit vorne dabei. Dass das so war, ist aber Vergangenheit. In der Fünfjahreswertung der Uefa rutscht Deutschland somit immer weiter ab. Das Rennen um die internationalen Plätze ist hoch spannend. Das klingt zwar schön, bedeutet im Falle der Bundesliga aber, die Mannschaften befinden sich alle auf einem ähnlichen Level – auf einem europäisch zu schwachen Level. Bis zum VfB Stuttgart auf Tabellenplatz 10 besteht aktuell noch die theoretische Möglichkeit sich direkt für die Teilnahme an der Champions-League zu qualifizieren. Bis hinunter zu Hannover 96 auf Tabellenplatz 13 besteht sogar noch die Chance, aus eigener Kraft die Europa-League zu erreichen. Fairerweise muss man betonen, dass das nur theoretische Möglichkeiten sind. Praktisch kämpfen die Mannschaften bis Platz sieben, also bis einschließlich Eintracht Frankfurt noch um die internationalen Tickets.