Vorschau: Wird der FC St. Pauli in Stuttgart Tabellenführer?

Simon Schneider | am: 18.09.25
Mit einem Sieg in Stuttgart könnte der FC St. Pauli am Freitag die Tabellenführung in der Bundesliga übernehmen – zumindest für eine Nacht.

Am Freitagabend eröffnet der VfB Stuttgart gegen den FC St. Pauli den vierten Bundesliga-Spieltag. Während die Schwaben nach einem ernüchternden Start bereits unter Druck geraten, reiten die Kiezkicker auf einer Erfolgswelle und könnten sogar die Tabellenführung übernehmen.

Wir blicken voraus und analysieren das Match in Stuttgart (Anstoß am Freitag um 20:30 Uhr / live bei Sky) für alle Sportwetten-Freunde und Fußballfans.

Stuttgart taumelt nach Fehlstart

Die Stimmung im Schwabenland ist angespannt. Drei Spiele, nur drei Punkte – der Auftakt des VfB verlief enttäuschend. Besonders das 1:3 in Freiburg wirkt nach. Eine Stunde lang hatte die Mannschaft geführt, ehe sie in der Schlussphase innerhalb von zwölf Minuten komplett auseinanderfiel. Trainer Sebastian Hoeneß sprach danach ungewöhnlich offen von „fehlender Konsequenz“ und „Basics, die nicht funktioniert haben“. Auch Kapitän Atakan Karazor wirkte ratlos.

Noch schwerer wiegt, dass sich ein Muster erkennen lässt: Schon seit Monaten verteidigt Stuttgart Führungen, statt mutig nachzulegen. Gegen Freiburg resultierte daraus ein regelrechter Einbruch – mit verheerenden Folgen.

Kritik an Hoeneß wächst

In Fanforen wird der Ton zunehmend schärfer. Zu viel Vorsicht, zu wenig Spielfreude, fragwürdige Wechselentscheidungen – so lautet die Kritik. Auch TV-Experte Dietmar Hamann sparte nicht mit klaren Worten: Spieler wie Karazor, Angelo Stiller oder Jamie Leweling „machen zu wenig Meter“ und bleiben weit unter ihren Möglichkeiten.

Ein Hoffnungsschimmer ist Sommer-Neuzugang Chema Andrés. Der 20-jährige Spanier überzeugte in seinen ersten Einsätzen mit Passsicherheit und Präsenz. Manche fordern bereits, er solle Kapitän Karazor verdrängen. Mutige Entscheidungen sind gefragt – auch, um die Offensive wieder in Schwung zu bringen. Denn nach dem Abgang von Nick Woltemade und der Verletzung von Deniz Undav liegt die gesamte Verantwortung fast allein auf den Schultern von Ermedin Demirović.

St. Pauli im absoluten Hochgefühl

Ganz anders die Lage auf St. Pauli: Mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen ist der Klub so gut gestartet wie nie zuvor in seiner Bundesliga-Geschichte. Siege gegen den HSV (2:0) und Augsburg (2:1) sowie ein Unentschieden lassen die Fans träumen. Trainer Alexander Blessin, gebürtiger Bad Cannstatter, mahnt jedoch zur Gelassenheit: „Wir wollen die Serie fortsetzen, aber wir wissen auch, dass noch Luft nach oben ist.“

Trotz Verletzungssorgen – Kapitän Jackson Irvine fehlt erneut mit muskulären Problemen, Verteidiger Karol Mets ist noch nicht einsatzbereit – versprüht Blessins Team enorme Energie. Auffällig: In der Fremde sind die Braun-Weißen ohnehin stark. Vier der letzten fünf Bundesliga-Auswärtsspiele wurden gewonnen.

Blessins Rückkehr nach Stuttgart

Für Blessin ist die Partie etwas Besonderes. In Stuttgart aufgewachsen, kehrt er nun als Trainer des Überraschungsteams zurück. Zahlreiche Freunde meldeten sich bei ihm vor dem Spiel – mit Augenzwinkern und der Bitte, „ein paar Punkte dazulassen“. Doch Blessin stellte klar: „Wir haben eine klare Aufgabe: unsere Qualität zeigen und den VfB verunsichern.“

Der Coach sieht sogar einen Vorteil in der angespannten Lage des Gegners: „Das Publikum hier ist kritisch. Wenn wir mutig auftreten, können wir die Stimmung gegen Stuttgart drehen.“

Euphorie trifft auf Realismus

St. Paulis Auftritte haben selbst neutrale Beobachter beeindruckt. Weltmeister und TV-Experte Christoph Kramer lobte: „Die spielen einen erfrischenden Fußball. Ich traue ihnen zu, bis zum Saisonende um die internationalen Plätze mitzuspielen.“

Blessin selbst tritt jedoch auf die Euphoriebremse. Er sieht noch Verbesserungsbedarf, vor allem im Defensivverhalten und beim Verschieben. „Wir haben viel richtig gemacht, aber wir dürfen nicht denken, dass es von allein so weitergeht.“ Seine Botschaft: weiter mutig, aber mit Bodenhaftung.

Direkter Vergleich und Statistik

Die Bilanz spricht eigentlich für den VfB: In 23 Duellen konnte St. Pauli nur drei Siege feiern. In der vergangenen Saison gab es jeweils knappe Auswärtssiege – Stuttgart gewann am Millerntor, St. Pauli in der Mercedes-Benz-Arena.

Ein Blick auf die Zahlen verspricht zudem Tore: In sieben der letzten acht Pflichtspiele des VfB fielen mehr als 2,5 Treffer. St. Pauli wiederum blieb in nur einem der letzten sechs Auswärtsspiele ohne Punktgewinn. Allerdings: Gleich fünf Platzverweise in den letzten sieben Partien zeigen, dass die Hanseaten mitunter übermotiviert agieren.

Schlüsselspieler im Fokus

Stuttgarts Keeper Alexander Nübel dürfte erneut stark gefordert sein. Bereits zwölf Paraden in vier Einsätzen unterstreichen, wie oft er im Mittelpunkt steht. Vorn soll Demirović für Tore sorgen, nachdem er in Freiburg sehenswert per Hacke traf.

Auf St. Pauli-Seite ragt Danel Sinani heraus. Der Luxemburger erzielte zuletzt den späten Siegtreffer gegen Augsburg und war in den vergangenen fünf Spielen an vier Toren beteiligt.

Wegweisender Abend in Stuttgart

Während St. Pauli mit Selbstvertrauen anreist und die Spitze ins Visier nimmt, muss der VfB beweisen, dass er sich aus der Krise befreien kann. Für die Schwaben geht es nicht nur um drei Punkte, sondern auch um Glaubwürdigkeit: Bleibt man ein ambitionierter Europacup-Anwärter oder rutscht man zurück ins Mittelmaß?

Anstoß ist am Freitagabend um 20.30 Uhr. Für Alexander Blessin wird es ein Heimspiel im doppelten Sinne – doch Geschenke an den alten Heimatverein sind nicht eingeplant.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen