
Edin Terzic – ein Name, der Fußballfans in Deutschland sofort an einen der dramatischsten Tage der Bundesliga-Geschichte erinnert. Der 27. Mai 2023, als Borussia Dortmund im eigenen Stadion den sicher geglaubten Meistertitel verspielte, ist untrennbar mit ihm verbunden.
Doch was macht Edin Terzic eigentlich heute – knapp zwei Jahre nach jenem Nachmittag, der ihm sportlich wie emotional alles abverlangte? Das Trauma bleibt, aber Terzic ist wieder bereit für eine neue Aufgabe.
Spielerkarriere im Amateurfußball
Bevor Terzic als Trainer an der Seitenlinie in Erscheinung trat, war er selbst aktiver Kicker – wenn auch nicht auf höchstem Niveau. Geboren 1982 im sauerländischen Menden, spielte er als Stürmer für Vereine wie Westfalia Herne oder Wattenscheid 09. S
eine Karriere verlief solide, aber nicht spektakulär. Schon früh wurde ihm bewusst, dass er seine Zukunft eher neben als auf dem Platz sehen würde. Also begann er, sich als Trainer und Analyst weiterzubilden – eine Entscheidung, die ihm später große Türen öffnen sollte.
Der Weg durch die BVB-Jugend
2010 startete Terzic bei Borussia Dortmund, zunächst in der Scouting-Abteilung und als Jugendtrainer. Dort lernte er die Strukturen eines Bundesligisten aus nächster Nähe kennen, arbeitete eng mit Talenten zusammen und entwickelte einen detailgenauen Blick für Spielanlagen.
Es war die Phase, in der er nicht nur Trainer, sondern auch Pädagoge sein musste – und die, wie Weggefährten berichten, entscheidend für seinen Stil wurde.
Auslandserfahrung in Istanbul und London
Seine erste große Bühne bekam Terzic als Co-Trainer im Ausland. Unter Slaven Bilić arbeitete er ab 2013 bei Beşiktaş Istanbul, später folgte West Ham United in der Premier League.
Die Jahre in der Türkei und in England formten sein Profil: Leidenschaft und Taktikverständnis verschmolzen mit der Erfahrung, in internationalen Umfeldern zu bestehen. Er lernte, wie unterschiedlich Fußballkulturen ticken, und gewann dabei eine Souveränität, die ihn später in Dortmund auszeichnete.
Rückkehr nach Dortmund
2018 zog es ihn zurück zum BVB, wo er zunächst als Assistent fungierte. Nach dem Aus von Lucien Favre übernahm Terzic Ende 2020 interimsweise die Profis.
Und er überraschte: Mit viel Herzblut führte er das Team nicht nur in die Champions League, sondern holte auch den DFB-Pokal 2021. Es war der erste große Titel seiner Trainerkarriere – und der Moment, in dem er endgültig aus dem Schatten trat.
Der 27. Mai 2023 – ein Trauma
Doch das prägende Kapitel seiner Dortmunder Zeit folgte zwei Jahre später. Die Saison 2022/23 lief lange wie gemalt: Der BVB hatte den Rekordmeister Bayern München überholt, alles war angerichtet für die erste Schale seit 2012.
Im ausverkauften Signal Iduna Park reichte am letzten Spieltag gegen Mainz ein Sieg, um die Meisterschaft zu besiegeln. Doch die Nerven flatterten, Chancen blieben ungenutzt, das Spiel endete 2:2. Bayern gewann parallel in Köln – und zog noch vorbei.
Die Bilder gingen um die Welt: Terzic, unter Tränen, wie er die Fans um Verzeihung bittet. Spieler, die weinend am Boden lagen. Für viele war es die bitterste Niederlage der jüngeren BVB-Geschichte – für Terzic persönlich sicher der schwerste Moment seiner Laufbahn.
Was macht Edin Terzic heute?
Nach einer weiteren, wechselhaften Saison entschied der Verein im Sommer 2024, neue Wege zu gehen. Terzic verließ den BVB – nicht im Zorn, aber mit der Erkenntnis, dass ein Neuanfang nötig war. Seitdem hat er bewusst keine neue Cheftrainerstelle angenommen.
Stattdessen gönnt er sich eine Auszeit, verbringt viel Zeit mit seiner Familie und sortiert die eigenen Prioritäten. Aus dem Umfeld ist zu hören, dass er sich Angebote durchaus anhört, bisher aber kein Projekt seinen Vorstellungen entsprach.
Warum noch keine neue Aufgabe?
Terzic gilt als emotionaler Trainer, einer, der Vereine mitreißen und prägen will. Gerade deshalb ist er wählerisch. Ein Schnellschuss in eine unpassende Situation würde weder ihm noch einem neuen Klub helfen. Zudem weiß er, dass seine Reputation trotz der verpassten Meisterschaft hoch bleibt: Als Pokalsieger und beinahe-Meister hat er bewiesen, dass er Teams formen kann.
Privat ein Familienmensch
Abseits des Rampenlichts zeigt sich Terzic bodenständig. Er lebt weiterhin im Ruhrgebiet, ist eng mit seiner Heimat verbunden und verbringt viel Zeit mit Frau und Kindern. Freunde berichten, dass er die Pause nutzt, um Kraft zu tanken, Fußballspiele entspannt als Zuschauer verfolgt und auch mal die Freiheit genießt, ohne Druck am Spielfeldrand zu stehen.
Blick nach vorn
Die große Frage bleibt: Wann und wo wird Edin Terzic zurückkehren? Branchenkenner sind sich sicher, dass seine nächste Station kommt – vielleicht im Ausland, vielleicht in der Bundesliga.
Fest steht: Der Fußball hat ihn noch nicht losgelassen. Der Mann, der Dortmund beinahe zur Meisterschaft geführt hätte, ist erst 43 Jahre alt. Und wer Terzic kennt, weiß: Die Geschichte dieses Trainers ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.