
Was macht eigentlich Jürgen Klinsmann? Vom Stürmerstar zum umstrittenen Nationalcoach: Wir begeben uns auf eine Spurensuche im Jahr 2025. Eines steht in jedem Fall fest: Klinsmann war einer der prägendsten deutschen Fußballer seiner Generation, ein Trainer mit revolutionärem Anspruch – und ein Mann, der immer wieder polarisiert hat.
Jürgen Klinsmann, Weltmeister von 1990 und Architekt des “Sommermärchens” 2006, hat sich in den vergangenen Monaten weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Doch was macht der mittlerweile 61-Jährige heute?
Eine glanzvolle Spielerkarriere
Geboren in Göppingen, aufgewachsen im schwäbischen Geislingen, arbeitete sich Jürgen Klinsmann vom kleinen Stürmer bei den Stuttgarter Kickers bis an die Weltspitze des Fußballs. Über den VfB Stuttgart gelang ihm der Sprung ins internationale Rampenlicht – es folgten Stationen bei Inter Mailand, AS Monaco, Tottenham Hotspur und dem FC Bayern München.
Seine größten Erfolge feierte er im Nationaltrikot: 1990 gewann Klinsmann in Italien die Weltmeisterschaft, 1996 folgte der Triumph bei der Europameisterschaft in England. Insgesamt absolvierte der Mittelstürmer 108 Länderspiele und erzielte dabei 47 Tore für die DFB-Elf.
Klinsmann war nicht nur torgefährlich, sondern auch ein leidenschaftlicher Kämpfer – immer mit dem typischen, leicht staksigen Antritt, den Fans auf der ganzen Welt wiedererkannten.
Visionär auf der Trainerbank
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere zog es Klinsmann in die USA, wo er mit seiner Familie in Kalifornien sesshaft wurde. 2004 übernahm er überraschend den Posten des Bundestrainers – und leitete einen Kulturwandel ein. Mit Fitnesscoaches, Psychologen und modernsten Trainingsmethoden stieß er zunächst auf Skepsis, doch der sportliche Erfolg gab ihm recht: Bei der Heim-WM 2006 führte Klinsmann eine junge, hungrige Mannschaft ins Halbfinale und entfachte eine Begeisterung im Land, die als “Sommermärchen” in die Fußballgeschichte einging.
Nach dem Turnier zog er sich zurück – sein Assistent Joachim Löw übernahm. Klinsmann selbst wagte 2008 ein kurzes Intermezzo beim FC Bayern München, das jedoch nach nur neun Monaten ohne Titel endete. Es folgten Engagements als US-Nationaltrainer (2011–2016) und – weitaus weniger erfolgreich – bei Hertha BSC im Jahr 2019.
Abgang mit Knalleffekt: Das Hertha-Debakel
Die Episode bei Hertha bleibt bis heute ein Sinnbild für Klinsmanns Ambivalenz. Im November 2019 wurde er überraschend als Cheftrainer der Berliner installiert, sprach von großen Visionen und der “alten Dame” als Champions-League-Kandidaten.
Doch bereits im Februar 2020 – nach nur 76 Tagen – verkündete Klinsmann auf Facebook seinen Rücktritt. Öffentlich machte er seinem Frust Luft, kritisierte das Management des Vereins und lieferte sich eine mediale Schlammschlacht mit der Klubführung. Es war ein unrühmlicher Abgang, der seinem Ruf als Trainer weiter schadete.
Südkorea und das abrupte Ende
Im Februar 2023 meldete sich Klinsmann überraschend auf der internationalen Bühne zurück: Als Nationaltrainer Südkoreas sollte er die “Taeguk Warriors” zur Asienmeisterschaft führen. Doch auch dieses Kapitel endete frühzeitig.
Nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus bei der Asienmeisterschaft 2024 gegen Jordanien und anhaltender Kritik an seiner distanzierten Arbeitsweise – er pendelte regelmäßig zwischen Los Angeles und Seoul – wurde Klinsmann im Februar 2024 entlassen.
Insbesondere die südkoreanische Öffentlichkeit war erbost über seine fehlende Präsenz vor Ort. Klinsmanns erklärter Fokus auf “Vertrauen und Selbstverantwortung” bei seinen Spielern wurde von vielen als Desinteresse gedeutet. Der Verband zog die Reißleine – erneut stand Klinsmann wegen seiner unorthodoxen Methoden in der Kritik.
Wo ist Klinsmann heute?
Seit seiner Entlassung in Südkorea ist es ruhig geworden um Jürgen Klinsmann. In Interviews äußerte er sich zuletzt im Frühjahr 2024, damals noch kämpferisch. Doch seitdem ist er weitgehend aus dem Fußballbusiness verschwunden. Ein offizielles neues Engagement gibt es nicht, auch als TV-Experte – eine Rolle, die er in früheren Jahren gelegentlich übernahm – trat er zuletzt nicht in Erscheinung.
Klinsmann lebt weiterhin mit seiner Familie in Kalifornien. Dort soll er sich wieder vermehrt privaten Projekten widmen – darunter der Jugendarbeit im US-Fußball und dem Ausbau seiner eigenen Fußballakademie. In sozialen Netzwerken ist er aktuell kaum aktiv, Interviews meidet er. Es wirkt, als hätte sich Klinsmann – zumindest vorerst – aus der großen Fußballwelt verabschiedet.
Ein Vermächtnis zwischen Licht und Schatten
Jürgen Klinsmann bleibt eine schillernde Figur des deutschen Fußballs: Weltmeister, Erneuerer, Motivator – aber auch ein Mann, der oft aneckte, wenn es um Strukturen und Hierarchien ging.
Seine Karriere ist geprägt von großen Momenten und überraschenden Abgängen. Ob wir ihn noch einmal auf einer Trainerbank sehen werden? Das bleibt offen. Vorerst scheint Klinsmann seine ganz eigene Halbzeitpause einzulegen.