Wird Galatasaray eine neue Macht im europäischen Fußball?

Simon Schneider | am: 06.08.25
Leroy Sane ist einer der neuen Superstars bei Galatasaray Istanbul, der Verein scheint derzeit im Geld zu schwimmen.

Galatasaray Istanbul sorgt mit einer spektakulären Transferoffensive für Aufsehen – und nicht nur in der Türkei. Mit der Verpflichtung von Leroy Sané und dem Rekordtransfer von Victor Osimhen positioniert sich der Traditionsverein plötzlich als künftiger Mitspieler im Konzert der europäischen Fußball-Großmächte.

Sanés Ankunft am Flughafen in Istanbul glich einer Königskrönung. Tausende euphorisierte Fans empfingen den Flügelflitzer, der von nun an die Nummer 10 bei Gala tragen wird.

“Ich freue mich riesig, Teil dieses Projekts zu sein”, sagte der deutsche Nationalspieler bei seiner Vorstellung. Noch beeindruckender ist jedoch der Transfer von Osimhen: 75 Millionen Euro fließen für den nigerianischen Torjäger an den SSC Neapel – eine Summe, die es so in der Süper Lig noch nie gegeben hat.

Bereits in der Vorsaison hatte Osimhen leihweise für Galatasaray gespielt – mit großem Erfolg. 26 Tore und fünf Vorlagen in der Liga, dazu ein Doppelpack im Pokalfinale: Der 26-Jährige war der entscheidende Faktor beim Double-Gewinn. Nun wird er fest verpflichtet und erhält ein Jahresgehalt von 21 Millionen Euro – ein Deal, der europaweit für Schlagzeilen sorgt.

Wo hat Galatasaray eigentlich so viel Geld her?

Doch wie ist das möglich? Wie kann sich ein Klub aus der wirtschaftlich angespannten Türkei solche Investitionen leisten – bei ohnehin hohen Auslandsschulden?

Die Antwort liegt im Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Galatasaray erhält finanzielle Rückendeckung aus dem einflussreichen türkischen Bausektor. Die Pasifik Holding unterstützt den Klub in dieser Saison mit rund zehn Millionen US-Dollar, auch Rams Global gehört zu den wichtigsten Sponsoren. Zusätzlich spülte der Meistertitel zuletzt 17 Millionen US-Dollar an TV-Geldern in die Vereinskasse.

Der wichtigste finanzielle Hebel könnte jedoch ein geplanter Verkauf des Trainingsgeländes im Istanbuler Stadtteil Florya sein. Laut Medienberichten erhofft sich der Verein hier Einnahmen im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Also Geld, das zwar noch nicht verbucht ist, mit dem der Klub aber offenbar bereits kalkuliert.

Kurz gesagt: Galatasaray wagt den wirtschaftlichen Vorgriff auf zukünftige Einnahmen, um sportlich sofort konkurrenzfähig zu sein.

Eine neue europäische Fußball-Macht?

Der ambitionierte Kurs ist klar: Galatasaray will zurück in die europäische Elite. Das letzte große internationale Ausrufezeichen liegt fast 25 Jahre zurück – 2000 gewann der Klub den UEFA-Cup.

Nun träumt man in Istanbul vom ganz großen Coup: „Wir wollen mindestens ins Viertelfinale der Champions League“, sagte Trainer Okan Buruk, selbst Teil der legendären 2000er-Mannschaft. „Unser Ziel ist es, ganz Europa zu zeigen, was in diesem Klub steckt.“

Kommt jetzt auch Gündogan?

Auch Galatasarays Vizepräsident Metin Öztürk betont, dass der Fokus auf der europäischen Bühne liegt: „Unser Anspruch ist es, dauerhaft unter den besten Vereinen Europas mitzumischen.“

Der Transfermarkt zeigt, wie ernst es der Klub meint. Neben Sané und Osimhen wurden bereits die Außenverteidiger Ismail Jakobs (acht Mio. Euro, AS Monaco) und Przemyslaw Frankowski (sieben Mio. Euro, RC Lens) verpflichtet. Und es soll nicht das Ende der Einkaufstour sein: Medienberichten zufolge steht İlkay Gündoğan kurz vor einem Wechsel an den Bosporus, auch Torwart Ederson von Manchester City ist im Gespräch.

Zwischen Vision und Risiko

Doch der neue Galatasaray-Plan birgt auch Risiken. Der Verein steht vor der Herausforderung, hohe Investitionen und ambitionierte sportliche Ziele mit einer angespannten Finanzlage zu balancieren. Nur wenn der Erfolg auf internationalem Parkett eintritt, können die Ausgaben durch wachsende Sponsorenverträge und internationale Einnahmen kompensiert werden.

Anders gesagt: Scheitert das Projekt sportlich, droht finanzieller Schaden. Gelingt jedoch der Sprung in die europäische Spitze, könnte Galatasaray das internationale Gleichgewicht verschieben – und als erste türkische Mannschaft dauerhaft zur Fußball-Macht in Europa aufsteigen.

Mit Spielern wie Sané und Osimhen sowie potenziellen weiteren Stars ist der Kader bereit. Jetzt muss nur noch der sportliche Beweis folgen.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen