WM 2018: Belgien gegen Brasilien wird zum vorgezogenem Endspiel

Neymar
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Brasilien und Belgien gehörten vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland zu den Top-Favoriten auf den Titelgewinn. Nun kommt es bereits im WM-Viertelfinale (20 Uhr MEZ, live im ZDF) zu einem direkten Aufeinandertreffen zwischen diesen beiden Teams. Während die Selecao vom sechsten WM-Titel träumt, möchte die “goldene Generation” der roten Teufel endlich einen internationalen Titel gewinnen.

Weltranglisten-Zweiter gegen -Dritter, das Viertelfinal-Duell zwischen Belgien und Brasilien klingt nicht nur nach Topspiel, es ist faktisch auch eins. Beide Mannschaften gehören zum engeren Favoritenkreis und für viele Experten und Fans ist diese Paarung eine Art vorgezogenes Endspiel. Es ist aber auch das Duell zwischen den beiden “Zehnern”, zwischen Neymar auf brasilianischer Seite und Eden Hazard für Belgien.

Brasilien spielt so effizient wie lange nicht mehr

Nach dem aus von Deutschland, Spanien und Argentinien ist Brasilien einer der wenigen Titel-Favoriten die bisher ihrer Rolle bei der WM 2018 gerecht werden konnten. Die Selecao hat zu Beginn des Turniers sicherlich nicht ihren besten Fußball gespielt, dennoch konnte sich das Team von Nationaltrainer Tite kontinuierlich steigern. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Tatsache, dass man in vier Spielen nur einen Gegentreffe kassiert hat. Die Defensive ist sehr kompakt, darauf legt Tite besonders großen Wert. Gegen Mexiko im Achtelfinale musste Tite verletzungsbedingt auf Außenverteidiger Marcelo verzichten, der sich mir Rückenproblemen herumgeplagt hat. Gegen Belgien wird der Profi von Real Madrid jedoch wieder zurück kehren in die erste elf wie Tite auf der Abschluss-PK bekannt gab: “Ich habe mit Marcelo und Filipe Luís gesprochen. Marcelo war raus wegen einer Verletzung. Filipe hat sehr gut gespielt, aber jetzt starten wir wieder mit Marcelo. Diese Entscheidung habe ich getroffen.”

Personell wird er dennoch auch gegen Belgien eine Veränderung vornehmen müssen, den Casimero fehlt mit einer Gelbsperre. Auch hinter den Einsätzen von Danilo und Douglas Costa steht ein Fragezeichen, beide drohen verletzungsbedingt auszufallen.

Wie bei jedem Spiel der Selecao richten sich auch im Duell gegen Belgien die meisten Blicke erneut auf Brasiliens Superstar Neymar. Der 26-jährige spielt eine “ordentliche” WM und kommt in vier Spielen auf zwei Tore. Dennoch ist der Mann von Paris-Saint Germain definitiv nicht der “Star des Turniers” wie es viele im Vorfeld vorhergesagt haben. Im Gegenteil, durch seine fragwürdige Theatralik nach Foulspielen hat Neymar sogar viele Fans und Experten gegen sich gebracht. Dem Offensivspieler wird Schauspielerei vorgeworfen, ein Kritikpunkt der ihn schon seine komplette Karriere hinweg begleitet. Bei all der Kritik an Neymar und seinen bisher gezeigten Leistungen, sollte man nicht vergessen, dass er vor der WM knapp drei Monate verletzt ausfiel und erst vor knapp zwei Wochen sein Comeback beim Auftaktspiel gegen die Schweiz gefeiert hat. Umso erstaunlicher ist es, dass er auf Anhieb erneut zum “Motor” der brasilianischen Offensive wurde. Doch selbst wenn Neymar gegen Belgien (erneut) keinen Sahnetage erwischen sollte, kann Brasilien auf Spieler wie Coutinho, Willian, Gabriel Jesus oder Roberto Firmino im Angriff zurückgreifen, die alle samt in der Lage sind ein Spiel zu entscheiden.

Die Meisterprüfung für Hazard & Co.

Schon bei der WM 2014 in Brasilien wurde Belgien zum erweiterten Kreis der Favoriten gezählt, damals galten die roten Teufel noch als “Geheimfavorit”. Doch bei der WM 2018 in Russland ist an Belgien nichts mehr geheim, dass Team ist vollgespickt mit internationalen Superstars und braucht sich nicht hinter Mannschaften wie Brasilien zu verstecken. Dennoch sieht Trainer Roberto Martinez einen Unterschied zwischen den beiden Teams: “Beide Seiten haben gleich talentierte Spieler. Der Unterschied ist, dass Brasilien schon weiß, wie man eine WM gewinnt. Das gibt ihnen den psychologischen Vorteil.” Anders als Tite kann Martinez im Viertelfinale aus dem Vollen schöpfen, alle 23 Spieler stehen diesen zur Verfügung.

Für die goldene Generation rund um Eden Hazard, Kevin de Bryune und Romelu Lukaku ist dies bereits das dritte große Turnier nach der WM 2014 und der EM 2016. Beim knappen 3:2-Erfolg im Achtelfinale gegen Japan, als man 0:2 zurücklag, hat Belgien bereits bewiesen, dass man in der Lage ist auch mit Rückschlagen umzugehen, dies war früher nicht immer der Fall. Alle Spieler sind gereift und verfügen über mehr Erfahrung. Das Duell gegen Brasilien ist für viele auch eine Art “Meisterprüfung”. Mit ihren Vereinen haben sie teilweise bereits große Erfolge gefeiert und dies möchte man nun auch auf Nationalmannschaftsebene tun.

Der Druck vor dem Brasilien-Spiel ist groß, aber für Stürmer Romelu Lukaku ist dies keine besondere Situation: “Wir haben immer sehr viel Druck. Da macht es auch keinen Unterschied, ob wir morgen Favorit sind oder nicht. Ein Spiel gegen das beste Team im Turnier wird ein großer Test. Aber wir spielen unser System nun schon sehr lange und jeder weiß, was zu tun ist.”

Belgien und Brasilien standen sich bisher nur einmal gegenüber, bei der WM 2002 in Japan und Südkorea, als sich Brasilien seinen letzten WM-Titel sichern konnte, setzte sich die Selecao im Achtelfinale mit 2:0 durch.

Brasilien – Belgien: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften

Brasilien: Alisson; Fagner, Thiago Silva, Miranda, Filipe Luís (Marcelo); Fernandinho, Paulinho; Willian, Philippe Coutinho, Neymar; Gabriel Jesus

Belgien: Thibaut Courtois; Jan Vertonghen, Vincent Kompany, Toby Alderweireld; Axel Witsel, Kevin De Bruyne, Nacer Chadli, Thomas Meunier; Marouane Fellaini, Eden Hazard; Romelu Lukaku

Anpfiff der Partie ist heute Abend um 20 Uhr MEZ in Kasan. Das ZDF wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen und parallel dazu auch im kostenlosen Online Livestream in der ZDF-Mediathek.