WM 2018: Deutschland kämpft im Fernduell gegen Schweden um den Einzug ins Achtelfinale

Manuel Neuer
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In der deutschen Gruppe F steht der letzte Vorrunden-Spieltag an. Während die DFB-Elf in Kasan (16 Uhr MEZ, live im ZDF) auf Südkorea trifft, kommt es in Jekaterinburg zum Duell zwischen Mexiko und Schweden (16 Uhr MEZ, live auf ZDFinfo). Deutschland kann den Einzug ins Achtelfinale aus eigener Kraft schaffen und benötigt dafür “nur” einen Sieg gegen Südkorea. Schweden hingegen braucht neben eigenem Erfolg gegen Mexiko Schützenhilfe von den Asiaten.

Der Tag der Entscheidung in der WM-Gruppe F steht bevor, auch für die deutsche Elf wird es heute spannend. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw bestreitet gegen Südkorea sein letztes Vorrundenspiel und braucht dringend einen Sieg um den Sprung in die K.o.-Runde zu schaffen. Die Stimmung nach dem Last Minute-Sieg gegen Schweden ist gut innerhalb der DFB-Auswahl und die Fans hoffen, dass Jogis Jungs gegen Südkorea (endlich) ihr wahres Gesicht zeigen.

Neben Deutschland hofft auch Schweden nach wie vor in die nächste Turnierphase einzuziehen. Durch die Pleite gegen Deutschland haben die Tre Kronen dies jedoch nicht mehr in der eigenen Hand. Ein Sieg gegen Mexikaner muss her, wobei die Mittelamerikaner ebenfalls noch einen Punkt benötigen um sich den Gruppensieg zu sichern.

Macht Deutschland gegen Südkorea nochmals einen Schritt nach vorne?

Die deutsche Mannschaft hat lange gebraucht um sich von der 0:1-Auftaktpleite gegen Mexiko zu erholen. Doch der 2:1-Erfolg gegen Schweden könnte sich als Wendepunkt für die DFB-Elf entpuppen. Das Spiel erinnerte ein wenig an die Heim-WM 2006, als man ebenfalls in der Vorrundenphase einen Last Minute-Sieg gegen Polen eingefahren hat. Deutschland kam damals bis ins Halbfinale. Einen ähnlich Effekt erhofft man sich nun erneut.

Fakt ist, Deutschland hat trotz des Siegs gegen Schweden bisher noch nicht sein “wahres Gesicht” bei der WM 2018 gezeigt. Der Weltmeister verfügt über viel mehr Qualitäten in seinem Spiel. Gegen Südkorea möchte man vor allem in der Defensive sichern stehen und in der Offensive deutlich effizienter auftreten. Personell hat Bundestrainer Joachim Löw die eine oder andere knifflige Entscheidung zu treffen. In der Abwehrzentrale fällt Jerome Boateng nach seiner Gelbsperre aus, Mats Hummels wird für diesen aller Voraussicht nach wieder in die erste Elf rücken. Ob Antonio Rüdiger erneut die Chance bekommt von Anfang an zu spielen oder Löw mit Niklas Süle einen weiteren Abwehrspieler testet bleibt offen. Im Mittelfeld wird Löw zudem Sebastian Rudy ersetzen müssen, der mit einem Nasenbruch ebenfalls nicht zur Verfügung steht. Ilkay Gündogan konnte gegen Schweden nicht wirklich überzeugen, wer neben Toni Kroos im zentralen Mittelfeld von Anfang an ran darf wollte Löw in den vergangenen Tagen nicht kommentieren. Neben Sami Khedira steht auch Leon Goretzka zur Verfügung. Auch in der Offensive gibt es das eine oder andere Fragezeichen. Marco Reus und Timo Werner sind nach ihren starken Leistungen gesetzt, auch Mario Gomez und/oder Julian Brandt könnten diesmal den Sprung in die Anfangsformation schaffen. Vor allem Gomez als echter Mittelstürmer dürfte gegen Südkorea durchaus Sinn machen.

Auch wenn Deutschland als klarer Favorit in das Spiel gegen Südkorea geht, hat Bundestrainer Joachim Löw großen Respekt vor den Asiaten: “Korea hat nicht nur Son, sondern auch andere gute Konterspieler. Sie versuchen sich auf den Gegner einzustellen, laufen den Gegner aggressiv an – früher als Schweden. Sie haben drei, vier sehr schnelle Spieler im Konterspiel. Das müssen wir unterbinden. Wir dürfen keine einfachen Ballverluste haben.” Löw betonte, dass man sich auf das eigene Spiel konzentrieren möchte und nicht zu sehr auf das Parallelspiel: “Ich bin nicht derjenige, der vor dem Spiel Szenarien durchspielt. Logischerweise werde ich als Trainer über die Spielstände informiert, damit man reagieren kann. Aber auf der anderen Seite sollten wir mit unserem eigenen Ergebnis Klarheit schaffen.”

Während es für Deutschland heute um alles geht, hat Südkorea nahezu keinerlei Chancen mehr den Sprung ins WM-Achtelfinale zu schaffen. Um das Wunder zu schaffen bräuchte man einen Sieg mit mehr als drei Toren Unterschied und dazu Schützenhilfe von Mexiko. Dennoch wird es dem WM-Gastgeber von 2002 sicherlich nicht an der nötigen Motivation fehlen, die Asiaten möchten sich mit einer ordentlichen Leistung aus dem Turnier verabschieden und was eignet sich dabei besser als den amtierenden Weltmeister zu ärgern. Nationaltrainer Tae-Yong Shin äußerte sich vor dem Spiel wie folgt dazu: “Deutschland ist sehr viel besser als wir, das müssen wir akzeptieren. Wir haben dennoch ein Prozent Chance. Wir wollen sie, so klein sie auch ist, versuchen zu nutzen, um ein Highlight dieser WM zu setzen.”

Schaut man sich jedoch die bisherigen Auftritte der Taeguk Warriors an, fehlt einem schlichtweg die Vorstellungskraft, dass Südkorea gegen Deutschland eine realistische Chance auf einen Sieg hat. Gegen Schweden zum Auftakt verlor man knapp mit 0:1, präsentierte sich jedoch keineswegs als die schlechtere Mannschaft. Beim 1:2 gegen Mexiko hingegen wurde offensichtlich, dass die Asiaten zwar als Team funktionieren, ihnen es jedoch an der nötigen individuellen Klasse fehlt. Der einzige echte Star der Mannschaft ist der Ex-Bundesliga-Profi Heung-min Son, aber der 25-jährige alleine kann das Offensivspiel von Korea nicht auf Dauer treiben.

Es ist nicht das erste Mal, dass Deutschland und Südkorea bei einer WM aufeinandertreffen. 1990 und 2002 gab es bereits zwei Duelle die jeweils knapp an die DFB-Elf gingen. Bei der WM-Endrunde in den USA vor knapp 30 Jahren feierte Deutschland einen 3:2-Erfolg in der Gruppenphase. 2002 traf man im Halbfinale aufeinander, auch dort setzte sich Deutschland sichtlich knapp mit 1:0 durch. Den einzigen asiatischen Erfolg gegen Deutschland gab es 2004, als man sich im Rahmen eines Testspiels in Busan mit 3:1 durchsetzen konnte.

Südkorea – Deutschland: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften

Südkorea: Jo Hyeonwoo; Lee Yong, Kim Younggwon, Jang Hyunsoo, Hong Chul; Hwang Heechan, Koo Jacheol, Jeong Wooyoung, Lee Seungwoo; Lee Jaesung, Son Heungmin

Deutschland: Manuel Neuer; Joshua Kimmich, Niklas Süle, Mats Hummels, Jonas Hector; Ilkay Gündogan, Toni Kroos; Thomas Müller, Marco Reus, Timo Werner; Mario Gomez

Anpfiff der Partie ist heute Nachmittag um 16 Uhr MEZ in Kasan. Das ZDF wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen und parallel dazu auch im kostenlosen Online Livestream in der ZDF-Mediathek.

Schweden hofft auf das Wunder, Mexiko will den Gruppensieg

Nicht nur in Kasan wird es heute Nachmittag spannend, auch die Fußballfans in Jekaterinburg können sich auf ein packendes Duell zwischen Mexiko und Schweden freuen. Die Tre Kronen möchten mit einem Sieg gegen die El Tri ihre Chancen auf das WM-Achtelfinale wahren. Für Mexiko hingegen geht es um den Gruppensieg.

Die Enttäuschung nach der Last Minute-Pleite gegen Deutschland war groß bei den Schweden. Mit einem Remis hätte man deutlich bessere Aussichten auf das Erreichen des Achtelfinals gehabt. Nun droht den Skandinaviern sogar bei einem Sieg gegen Mexiko trotzdem das vorzeitige WM-Aus. Dennoch hat sich nach dem Deutschland-Spiel eine “jetzt erst recht”-Mentalität bei den Schweden entwickelt, den Glauben an das Achtelfinale hat man nicht verloren. Trainer Janne Andersson bezeichnete die Partie gegen Mexiko als ein “Alles-oder-Nichts-Spiel”: “Wir waren in der Lage, gegen den amtierenden Champion bis auf die letzten zehn Sekunden mitzuhalten. Das hat uns stärker und zuversichtlicher gemacht. Unsere Mentalität ist sehr gut. Wir haben ein gutes Gefühl.”

Auch die Art und Weise wie Schweden den Eklat rund um Jimmy Durmaz “weggesteckt” hat, der das entscheidende Foul vor dem 2:1 für Deutschland begangen hatte, zeigt wie Stark der Zusammenhalt innerhalb der schwedischen Mannschaft ist. Durmaz wurde nach dem Spiel in den sozialen Medien mit rassistischen Äußerungen beleidigt. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Statement von der gesamten schwedischen Mannschaft, was Kapitän Granqvist als wichtig bezeichnete: “Die Gruppe war verärgert. Wir akzeptieren so ein Verhalten nicht. Jimmy ist eine starke Person. Es war gut, dass wir ein gemeinsames Statement abgegeben haben.”

Trotz des starken Zusammenhalts wird sich Schweden fußballerisch gegen Mexiko deutlich strecken müssen. Die Mauertaktik wie gegen Deutschland wird nicht ausreichen um als Sieger vom Platz zu gehen. Im letzten Spiel, das man gewinnen muss, wird Schweden deutlich mehr in die eigenen Offensive investieren müssen und damit letztendlich auch mehr Risiko eingehen. Genau darauf hofft Mexiko, bereits gegen die DFB-Elf hat die El Tri bewiesen, wie stark man beim kontern ist. Je länger die Partie ausgeglichen bleibt, desto mehr Räume werden sich für die schnellen mexikanischen Stürmer auftun. Entscheidende wird es jedoch sein diese Angriffe sauber bis zum Ende zu spielen, denn nicht nur gegen Deutschland ließ man viele Chancen liegen, auch gegen Südkorea fehlte es beim Abschluss und letzten Pass oftmals an der nötigen Präzision.

Auch wenn Mexiko schon “durch” ist, hält Torhüter Guillermo Ochoa die Spannung vor dem Schweden-Spiel aufrecht: “Wir wissen, dass wir noch nichts erreicht haben. Wir haben gewusst, dass es bis zum letzten Spiel gehen wird, und das ist jetzt der Fall. Wir sind vorbereitet, alle drei Spiele zu gewinnen – und das wollen wir tun.” Mit dem Gruppensieg geht Mexiko mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Brasilien im Achtelfinale aus dem Weg und überlässt diese Bürde lieber Deutschland.

Die beiden Mannschaften spielen heute Nachmittag nicht zum ersten Mal gegeneinander. Bisher gab es drei direkte Duelle, mit zwei Siegen und einem Unentschieden hat Schweden die Nase vorne. Neben zwei Testspielen, stand man sich auch vor 60 Jahren bei der WM in Schweden gegenüber. Damals setzte sich Schweden am 1. Vorrunden-Spieltag mit 3:0 durch.

Mexiko – Schweden: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften

Mexiko: Guillermo Ochoa; Carlos Salcedo, Hector Moreno, Hugo Ayala, Jesus Gallardo; Miguel Layun, Hector Herrera, Andres Guardado; Carlos Vela, Javier Hernandez, Hirving Lozano

Schweden: Robin Olsen; Mikael Lustig, Victor Lindelöf, Andreas Granqvist, Ludwig Augustinsson; Viktor Claesson, Sebastian Larsson, Albin Ekdal, Emil Forsberg; Marcus Berg, Ola Toivonen

Anpfiff der Partie ist heute Nachmittag um 16 Uhr MEZ in Jekaterinburg. ZDFinfo wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen und parallel dazu auch im kostenlosen Online Livestream in der ZDF-Mediathek.