WM 2018: Gruppensieg oder WM-Aus? Brasilien ist gegen Serbien gefordert

Neymar
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Nicht nur in der deutschen Gruppe F wird es heute spannend, auch in der Gruppe E sind noch nicht alle Entscheidungen gefallen. Mit Serbien, Brasilien und der Schweiz kämpfen drei Teams um den Sprung ins WM-Achtelfinale. Neymar & Co. reicht ein Sieg gegen Serbien (20 Uhr MEZ, live im ZDF) um in die K.o.-Phase einzuziehen. Bei einer Niederlage gegen Adler droht der Selecao jedoch auch das WM-Aus. Die Schweiz trifft in Nischni Nowgorod (20 Uhr MEZ, live auf ZDFinfo) auf Costa Rica und braucht ebenfalls einen Sieg um das Weiterkommen zu sichern. Zudem hat die Nati auch noch Chancen auf den Gruppensieg. Die Zentralamerikaner aus Costa Rica sind bereits vor dem letzten Vorrunden-Spieltag ausgeschieden und haben keinerlei Optionen mehr weiterzukommen.

Die wenigstens Fans und Experten hätten wohl damit gerechnet, dass die WM-Vorrundengruppe E vor dem letzten Spieltag so ausgeglichen sein wird. Brasilien galt im Vorfeld des Turniers als klarer Favorit in Sachen Achtelfinale, doch die Selecao braucht einen Sieg gegen Serbien um die Blamage abzuwenden. Zudem liefern sich Neymar & Co. im Fernduell gegen die Schweiz einen Kampf um den Gruppensieg.

Überzeugt Brasilien im dritten Anlauf?

Ein mageres 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz zum WM-Auftakt und ein 2:0-Last Minute-Erfolg gegen Costa Rica, so lassen sich die bisherigen Auftritte des vermeintlichen Top-Favoriten Brasilien bei der WM 2018 zusammenfassen. Neben Deutschland, Frankreich und Spanien ist auch Brasilien bis dato alles andere wie ein Titel-Kandidat aufgetreten. Die Selecao verfügt, wie bei jedem Turnier, über herausragende Einzelakteure, entscheidend ist jedoch, dass man aus dieser Ansammlung von Topstars eine Mannschaft formt. Nationaltrainer Tite schien vor der WM auf einem guten Weg dahin zu sein, bei der Endrunde in Russland hingegen konnte Brasilien bis dato nicht wirklich glänzen.

Ähnlich wie gegen Costa Rica dürfte es auch gegen Serbien ein sehr körperbetontes Spiel werden. Das Team von Balkan ist im Schnitt zehn Zentimeter größer als die Südamerikaner und wird vermutlich mit vielen hohen Bällen agieren. Gegen die Schweiz war man so unter anderem bereits phasenweise erfolgreich. Nationaltrainer Tite sieht darin jedoch nicht nur Nachteile für seine Mannschaft: “Es ist wahr, dass Serbien mit seinem Luftspiel stark ist, aber auch die individuellen Fähigkeiten zählen. Wir haben die Eigenschaften, um zu versuchen, ihre Flanken zu neutralisieren. Wenn ihre Größe für sie von Vorteil ist, kann sie uns auch dienen. Sie verlieren nämlich irgendwo auch etwas. Das Leben funktioniert so.”

Abwehrspieler Miranda betonte auf der Abschluss-PK, dass der Druck auf die Mannschaft groß ist, doch damit kann man eigenen Aussagen zu Folge gut umgehen: “Wir wissen, dass wir mit dem Druck umgehen müssen. Wenn wir Mittwoch gewinnen, sind wir Gruppensieger. Es ist ein Match, das unsere Situation definieren wird.”

Aber nicht nur in der Defensive wird man gefragt sein, auch im Angriff muss Brasilien gefährlicher werden als in den ersten beiden Spielen. Viele Blicken richten sich natürlich wieder auf Superstar Neymar, der gegen Costa Rica sein erstes Turniertor erzielt hat und dem dieser Treffer sicherlich gut getan hat. Ähnlich wie die komplette brasilianische Offensive, hat auch Neymar bisher viel Licht und Schatten in seinem Spiel gehabt. Doch anders als seine Kollegen Ronaldo und Messi, ist Neymar nicht auf sich alleine gestellt. Mit Spielern wie Gabriel Jesus, Firmino, Coutinho, Willian und Douglas Costa hat er zahlreiche Co-Stars ans einer Seite.

Bei den Serben kehrt nach der bitteren 1:2-Niederlage gegen die Schweiz langsam wieder Ruhe ein. Das Spiel hat im Vorfeld, aber vor allem auch im Nachgang für viel Diskussionen gesorgt. Die FIFA hat gegen mehrere Spieler und gegen Serbiens Nationaltrainer Mladen Krstajic ermittelt und unter der Woche Geldstrafen verhängt. Gegen Brasilien dürfte dies aber alles vergessen sein, Serbien hat die einmalige Chance sich mit einem Sieg für das WM-Achtelfinale zu qualifizieren und man glaubt daran, dass man dies gegen die “Übermacht” Brasilien auch schaffen kann.

Krstajic zeigte sich vor dem Spiel zuversichtlich: “Der Schlüssel zum Spiel ist, dass unsere Spieler konzentriert bleiben. Die Stimmung ist großartig. Sie haben vergessen, was vor ein paar Tagen passiert ist und sind bereit, als Einheit auf dem Platz zu stehen. Brasilien? Sie haben 23 gleich dermaßen talentierte Spieler, dass gar nichts ausmacht, wer auf dem Platz steht. Sie sind kompakt, mit großer Passfähigkeit und jeder ihrer Spieler kann Situationen lösen. Aber nichts davon ist neu, wir haben auch unsere Qualitäten! Wir haben in den ersten beiden Spielen gezeigt, dass wir ein Team sind. Ein Team mit erfahrenen Spielern, angeführt von Kolarov, und mit diesen Jungs, die in den nächsten zehn oder mehr Jahren die Zukunft des serbischen Fußballs sein werden.”

Für Kapitän Kolarov ist es eigenen Aussagen zu Folge das wichtigste Spiel seiner Karriere: “Es ist das wichtigste Finale meiner Karriere. Ich habe viele wichtige Spiele gespielt, aber das ist es definitiv. Es ist die Art von Bühne, die du einmal in deiner Karriere erleben wirst. Wenn du anfängst, Fußball zu spielen, willst du gegen die Besten spielen. Ich hoffe wirklich, und ich glaube, dass jeder weiß, was auf uns wartet und dass wir alle auf das Spielfeld gehen, um es zu genießen.” Auch wenn Serbien spielerisch durchaus in der Lage ist gegen Brasilien mitzuhalten, wird das Team vom Balkan eher über den Kampf, die Zweikämpfe und den Willen kommen.

Serbien und Brasilien haben bisher nur einmal gegeneinander gespielt. Vor der WM 2014 gab es in Sao Paolo ein Testspiel, bei dem sich die Selecao knapp mit 1:0 durchsetzen konnte.

Brasilien – Serbien: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften

Serbien: Vladimir Stojkovic; Antonio Rukavina, Branislav Ivanovic, Dusko Tosic, Aleksandar Kolarov; Nemanja Matic, Luka Milivojevic, Sergej Milinkovic-Savic, Dusan Tadic, Filip Kostic; Aleksandar Mitrovic

Brasilien: Alisson, Fagner, Miranda, Thiago Silva, Marcelo; Casemiro, Paulinho; Willian, Philippe Coutinho, Neymar; Gabriel Jesus

Anpfiff der Partie ist heute Abend um 20 Uhr MEZ in Moskau. Das ZDF wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen und parallel dazu auch im kostenlosen Online Livestream in der ZDF-Mediathek.

Die Schweiz hat alles in der eigenen Hand

Auch in Nischni Nowgorod wird es heute Abend ab 20 Uhr MEZ spannend, die Schweiz möchte ihren zweiten Platz in der Gruppe verteidigen und braucht dazu einen Sieg gegen Costa Rica. Mit etwas Glück winkt den Eidgenossen sogar noch der ersten Platz. Der Weltranglisten sechste hat bisher eine ordentliche WM gespielt. Gegen den Top-Favoriten Brasilien erkämpfte man sich ein 1:1-Unentschieden und gegen Serbien drehte man einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Sieg. Der Last Minute-Erfolg dürfte das Selbstvertrauen, welches bereits vor dem Turnier vorhanden war, nochmals weiter erhöht haben. Die Schweiz hat eine gute Mischung aus kompakter Defensive und kontrollierter Offensive gefunden. Neben der mannschaftlichen Geschlossenheit verfügt man auch über individuelle Klasse.

Gelson Fernandes betonte auf der Abschuss-PK, dass man gegen Costa Rica endlich mal ein Spiel mit einer Führung beginnen möchte: “Wir haben hier an der WM gezeigt, dass wir einen Rückstand aufholen können. Aber jetzt wäre es an der Zeit, dass wir rechtzeitig in Führung gehen. Und am Schluss sollte es natürlich ein Sieg sein für die Schweiz.” Michael Lang äußerte sich zu jenen Meldungen, dass die Schweiz nicht um jeden Preis erster in der Gruppe werden möchte um ggf. Deutschland im Achtelfinale aus dem Weg zu gehen: “Wir können nicht taktieren, was den möglichen Achtelfinal-Gegner angeht. Zwar wissen wir schon vor Spielbeginn gegen Costa Rica, auf wen wir als Gruppenerster oder Gruppenzweiter treffen würden. Aber wir müssen auf Sieg spielen. Wir wollen gewinnen und wir werden gewinnen. Und dann nehmen wir was kommt. Deutschland, Schweden oder Mexiko – die haben alle Qualitäten.”

Auch Nationaltrainer Vladimir Petkovic ließ auf der Pressekonferenz vor dem Spiel keinen Zweifel daran, dass seine Mannschaft auf Sieg spielt und den Gruppensieg möchte: “Wir wollen gegen Costa Rica siegen und am Schluss möglicherweise den ersten Gruppenplatz belegen. Die Aufstellung weiss ich noch nicht. Aber es werden jene Spieler starten, mit denen wir die drei Punkte am sichersten einfahren können.”

Ähnlich wie bei den Serben haben die FIFA-Untersuchungen auch bei den Schweizern für eine gewisse Unruhe gesorgt. In der Heimat gab es auch “leise” Kritik an Torschützen Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka aus dem Serbien-Spiel die mit ihrer Jubelgeste den Eklat überhaupt erst verursacht haben. Spätestens mit einem Sieg heute Abend gegen Costa Rica dürfte dieses Thema jedoch abgehakt sein.

Während die Schweiz ins Achtelfinale einziehen möchte, geht es Costa Rica darum sich anständig von der WM 2018 zu verabschieden. Die Zentralamerikaner haben gegen Serbien (0:1) und Brasilien (0:2) alles in die Waagschale geworfen und hätten mit etwas mehr Glück auch etwas zählbares mitnehmen können. Oscar Ramírez möchte mit dem Spiel gegen die Schweiz nochmals ein Ausrufezeichen setzen: “Die Schweiz hat ein sehr gut zusammengestelltes Team. Sie haben eine gute Team-Dynamik und hohe individuelle Klasse. Ich erwarte ein dynamisches Spiel, vor allem weil sie gewinnen müssen und wir es auch mit aller Kraft wollen, um das Turnier gut zu beenden.”

Es ist bereits das dritte Aufeinandertreffen zwischen diesen beiden Mannschaften, jedoch das erste bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. 2006 und 2010 gab es jeweils ein Freundschaftsspiel,  b eide Teams konnten jeweils eins gewinnen.

Schweiz – Costa Rica: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften

Schweiz: Yann Sommer; Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär, Manuel Akanji, Ricardo Rodriguez; Valon Behrami, Granit Xhaka; Xherdan Shaqiri, Blerim Dzemaili, Steven Zuber; Mario Gavranović

Costa Rica: Keylor Navas, Jhonny Acosta, Giancarlo González, Óscar Duarte, Bryan Oviedo, Cristian Gamboa, Celso Borges, David Guzmán, Bryan Ruíz, Christian Bolaños, Marco Ureña ​

Anpfiff der Partie ist heute Abend um 20 Uhr MEZ in Nischni Nowgorod. ZDFinfo wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen und parallel dazu auch im kostenlosen Online Livestream in der ZDF-Mediathek.