Der BVB ohne Jürgen Klopp

Jürgen Klopp

Am 18. April 2015 ging eine Ära zu Ende: Die Dortmunder Borussia hatte unter Trainer Jürgen Klopp die vielleicht erfolgreichste Zeit ihrer Geschichte. Die “echte Liebe“ wird nun im bevorstehenden Sommer nach sieben Jahren enden – der Klub entsprach dem Wunsch Jürgen Klopps nach einer Vertragsauflösung. Wie die Zukunft aussehen wird, steht sowohl für Klopp als auch für den BVB noch in den Sternen.

 

Für alle ganz gut

Dabei passte er so gut zur Borussia: Dass Mannschaft und Trainer in einer wohl außergewöhnlichen Beziehung zueinanderstanden, zeigt der Abgang von BVB-Trainer Jürgen Klopp. Er nimmt erst zum Ende der Saison seinen Hut, weil er seinem Klub damit wohl einen allerletzten Freundschaftsdienst erweisen will.

Aber: Die Borussia ohne Klopp? Selbst auf dem Mannschaftsfoto der kommenden Bundesligasaison wird man ganz automatisch nach Klopp Ausschau halten, nach dem lächelnden Mann mit Brille und Vollbart. Er wird einfach nicht drauf sein – auf dem Bild. Nach den großen Spielen wird man eine ganze Zeit lang immer wieder überrascht sein, dass der BVB-Trainer gelassen und freundlich mit den Reportern spricht und dass es nicht Klopp ist. Sondern vielleicht ein anderer – sagen wir mal Thomas Tuchel.

Nichtsdestotrotz wird Klopp die Borussia nach der Saison verlassen haben – und das ist gut für alle.

Der Kraftakt

BVB-Trainer war Klopp seit dem 1. Juli 2008. Er hat den Klub, dem es recht schlecht ging, zu einem sowohl sportlichen wie auch wirtschaftlichen Giganten gemacht. Zu behaupten, er hätte diesen Kraftakt allein vollbracht, ist selbstverständlich zu kurz gegriffen. Etwas Wahres ist trotzdem dran: Jürgen Klopp brachte nicht nur eine radikale Idee von modernem Fußball und unerschöpfliche Energie mit, sondern quasi sich selbst „mit Haut und Haaren“.

Die Mannschaft, ihre Fans und der ganze große Klub erschienen irgendwie „kloppisiert“, elektrisch geladen, immer wieder druff, dabei aber auch ein bisschen großmäulig und immer auch das Image des Underdogs bis hin zur Lächerlichkeit stilisierend – bis der Betrachter der Szenerie Unterschiede nicht mehr richtig wahrnehmen konnte.

So war Klopp Dortmund und Dortmund Klopp – eine einzigartige Symbiose, die zu einer einzigartigen Sicherheit im Job geführt hatte. Es gab folglich nur einen, der Jürgen Klopp entlassen konnte: Jürgen Klopp selbst – und das hat er jetzt gemacht.

Der BVB braucht Veränderung

Der BVB hat Veränderung dringend nötig. Denn bei allen haben die letzten sieben Jahre Spuren hinterlassen: In der letzten Saison wirkte die Mannschaft oft planlos und war immer wieder auf der Suche nach festem Halt in ihrem eigenen Spiel, bei den Funktionären wie Sportdirektor Michael Zorc oder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und nicht zuletzt auch bei Jürgen Klopp selbst.
Dass er ausgelaugt sei, bestreitet er. Aber gerade in der zurückliegenden letzten Zeit hatten sich Risse zwischen der Mannschaft und ihrem Trainer offenbart.

Alles verändert sich – im Fall Klopp und BVB standen zwei Wege offen: Einmal die grundlegende Veränderung er Mannschaft, um einen Neustart zu ermöglichen oder der Trainer würde das Feld räumen – und so zur gleichen Zeit verschiedenen renommierten Spielern den Verbleib zu ermöglichen, die sonst womöglich weggegangen wären.

Klopp hat selbst erkannt, dass man die Mannschaft stets an zurückliegenden Triumphen messen würde, solange er da sei. Wenn er sagt “Borussia Dortmund braucht Veränderung, wenn meine Position verändert wird, können viele Dinge gleich bleiben“ hat er dem Klub belastende Entscheidungen abgenommen.

Die beste Entscheidung

Es war Klopps womöglich schwerste und auch beste Entscheidung. Vorteile bringt sie ihm allemal. Besonders in England bewundert man seinen über die Jahre erzielten Ruf, der durch eine erneute durchschnittliche Saison nun nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Man wird sich vorrangig seiner reinen Erfolge erinnern.

Dazu kommt ein psychologisches Moment: Es ist gut möglich, dass die Borussia nach einer Klärung der Klopp-Frage umso befreiter aufspielt. Der scheidende Coach würde es begrüßen – auch, weil er seinen Traum, “noch einmal mit gutem Grund um den Borsigplatz zu fahren” realisieren könnte. Allerdings müsste er nun den DFB-Pokal gewinnen und die Bayern schlagen – den Spitzenrivalen über all die Jahre …