Nein, es war wahrlich nichts für Fußball-Feinschmecker, was RB Leipzig und Schalke 04 da gestern Abend boten. Und das lag vor allem an den Gästen: Schalke legte von der ersten Minute an eine extrem destruktive Spielweise an den Tag und verschanzte sich am eigenen Strafraum. S04-Trainer Domenico Tedesco sagte nach der Partie, man habe den Leipzigern sogar “absichtlich” den Ball zugespielt. Kritik an dem unansehnlichen Auftritt wollte man auf Schalke nicht hören.
“Wenn man wie wir auf Platz 16 steht und will dann anfangen, zu zaubern, dann bekommt man von Experten erzählt: Die sollen erstmal Punkte holen. Und wir holen momentan Punkte”, so ein leicht gereizter Schalke-Manager Christian Heidel nach dem 0:0 gegen RB Leipzig. Man werde irgendwann auch wieder besseren Fußball bieten, aber im Augenblick zählten eben nur die Resultate.
Grauenhafte Passquote der Schalker war “Absicht”
Ob die Schalker Fans das genauso sehen, bleibt offen. Denn die Frage muss erlaubt sein, ob es der Anspruch eines amtierenden Vizemeisters und Champions-League-Teilnehmers sein kann, sich in einem Spiel wie gestern nur hinten reinzustellen und Ballbesitz quasi zu verweigern. Auf die miserable Passquote von nur 56 Prozent angesprochen, hatte Coach Domenico Tedesco eine recht eigenwillige Antwort parat: “Wir wollten auf die zweiten Bälle gehen und haben deshalb auch absichtlich zum Gegner gepasst. Bei so einer Taktik ist eine solche Passquote logisch”, so der Trainer in seiner typisch neunmalklugen Art.
In Schalker Fan-Foren rief dies einmal mehr Kopfschütteln hervor. Tedesco (dort in Teilen spöttisch auch “Tabasco” genannt) war schon öfter mit Erklärungen und Sätzen (“Der Druck am Ball determiniert das kollektive Verhalten”) aufgefallen, die nicht gerade die Schalker-Fanseele in der Malocher-Stadt Gelsenkirchen streicheln.
Zuschauer sehen Magerkost
Die beste Chance in der ersten Halbzeit hatte gestern Leipzigs Timo Werner, doch sein Schuss in der 21. Minute strich haarscharf über die Latte. Auch in der zweiten Hälfte tat sich nicht viel. Um ein Haar wäre Schalke für seine Mauer-Taktik auch noch belohnt worden, aber ein Kopfball von McKennie touchierte nur die Latte (51.). Ansonsten bekamen die knapp 42.000 Zuschauer so gut wie keine Torszenen zu sehen. Schalke mauerte teilweise mit elf Spielern rund um den eigenen Sechzehner und schlug die Bälle lang nach vorne – furchtbar.
Schalke am Mittwoch im Pokal gegen den 1. FC Köln
Tedesco war nachher trotzdem “zufrieden” und lobte seinen eigenen “guten Matchplan”. Am Mittwoch beim DFB-Pokalspiel in Köln wird Schalke nicht so passiv sein können – diesmal sind die Königsblauen beim Tabellenführer der zweiten Liga der klare Favorit. Anstoß ist um 18:30 Uhr, bei Betsson gibt es die Super-Quote von 2,40 für einen Schalker Sieg.