Dürfen zweite Mannschaften am DFB-Pokal teilnehmen?

Simon Schneider | am: 15.08.25
Seit der Saison 2008/2009 dürfen Amateur-Teams von Proficlubs nicht mehr am DFB-Pokal teilnehmen.

Wer erinnert sich nicht an die legendäre DFB-Pokalsaison 1992/1993? Damals schaffte es die Amateurmannschaft von Hertha BSC sensationell bis ins Endspiel und hätte dort um ein Haar den Pokal geholt. Im Finale unterlag die zweite Mannschaft der Hertha – mit Spielern wie Carsten Ramelow, Christian Fiedler oder Andreas Zimmermann – nur ganz knapp mit 0:1 gegen Bayer Leverkusen. Ein solches Fußball-Märchen wäre heute nicht mehr möglich. Seit der Saison 2008/2009 hat der DFB den Zweitvertretungen die Teilnahme am DFB-Pokal verboten. Wir blicken auf die Hintergründe.

Seit dem Jahr 2008 ist im DFB-Pokal Schluss mit doppelter Vereinspräsenz: Nur noch eine Mannschaft pro Klub darf im prestigeträchtigen Wettbewerb antreten.

Damit endete eine Ära kurioser Pokalduelle, in denen Profis und ihre eigenen Nachwuchsteams aufeinandertrafen. Legendär ist das Beispiel aus dem Januar 1977, als Bayern München im Achtelfinale auf Bayern München II traf – und mit 5:3 gewann.

Auch Hertha BSC II schrieb Geschichte, als die Amateur-Elf 1993 sensationell ins Finale einzog – dann im Olympiastadion allerdings mit 0:1 gegen Bayer Leverkusen unterlag. Ähnliche Szenen gab es international: 1980 standen sich in Spanien sogar beim Finale (!) um die Copa del Rey das Profiteam und das Amateurteam von Real Madrid gegenüber.

Grund: Einführung der 3. Liga

Die entscheidende Änderung kam mit der Einführung der 3. Liga im Sommer 2008. Der DFB beschloss, dass zweite Mannschaften von Lizenzvereinen – also Profiklubs mit Erst- oder Zweitliga-Lizenz – nicht mehr am Pokal teilnehmen dürfen.

Offiziell heißt es seitdem: Erreicht eine Zweitvertretung über den Landespokal die Qualifikation, rückt automatisch der nächste teilnahmeberechtigte Klub nach. Gleiches gilt, wenn ein Verein bereits mit seinem Profiteam im Wettbewerb steht.

Klare Grenzen für Zweitvertretungen

Auch für den Ligabetrieb gelten strikte Regeln. In Deutschland dürfen zweite Mannschaften maximal in der 3. Liga spielen – höher ist tabu. International sieht das anders aus: In Spanien etwa liefen die B-Teams von Real Madrid und FC Barcelona bereits in der zweithöchsten Spielklasse auf.

Kommt es in Deutschland zu einem Abstieg der Profis in die 3. Liga, hat das direkte Konsequenzen für die zweite Mannschaft: Sie muss zwangsweise absteigen – und zwar bis in die Oberliga. Hintergrund: Zweitvertretungen von Drittligisten sind in der Regionalliga nicht erlaubt.

So hätte es 2020 beinahe den 1. FC Nürnberg II getroffen. Wären die Profis in die 3. Liga abgestiegen, wäre die Reserve trotz eines starken dritten Platzes in der Regionalliga Süd in die Oberliga durchgereicht worden.

Wenn sogar zwei Gründe zum Abstieg führen

Manchmal schlagen die Statuten doppelt zu. 1860 München II erlebte dies 2018: Durch den Abstieg der Profis in die 3. Liga musste die Reserve ohnehin in die Oberliga. Doch weil die erste Mannschaft aus finanziellen Gründen sogar nur in der Regionalliga startete, war der Reserve auch dort der Platz verwehrt.

Ausnahmen nur in den untersten Klassen

Generell gilt: Zwei Teams eines Vereins dürfen nicht in derselben Liga spielen. Eine zweite Mannschaft eines Viertligisten darf daher maximal in der fünften Liga antreten.

Lediglich in der untersten Spielklasse eines Fußballkreises ist Mehrfachbesetzung erlaubt – dort können sogar mehrere Mannschaften eines Vereins gemeinsam antreten. Was bei den Hobby-Kickern in der Kreisliga C auch nicht wirklich eine Rolle spielen dürfte.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen