Viele Experten haben Bayer 04 Leverkusen vor der Saison als stärkste Mannschaft hinter Bayern München eingetuft. Für Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann war Leverkusen gar ein echter Meisterschaftsfavorit. Nach elf Spieltagen in der Bundesliga spricht unterm Bayer-Kreuz aber niemand mehr von irgendwelchen Titelambitionen. Selbst das offizielle Saisonziel – die Qualifikation für die Champions League – ist aktuell kein Thema mehr. Die Realität heißt Abstiegskampf!
Das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am kommenden Spieltag wird für den gesamten Club zur Standortbestimmung. Das gilt auch für Trainer Heiko Herrlich, der schon seit Wochen in der Kritik steht. Wie der kicker kürzlich berichtete, haben die Bayer-Bosse längst Kontakt zu Ralph Hasenhüttl aufgenommen. Eine Niederlage gegen den VfB dürfte wohl endgültig den Rauswurf von Herrlich zur Folge haben.
“Haben es versäumt zu punkten”
Dass das Abstiegsgespenst in Leverkusen umgeht, das wollte auch Herrlich nach der jüngsten Pleite in Leipzig (0:3) nicht mehr abstreiten. Als der 46-Jährige gefragt wurde, ob es für Bayer momentan denn nur noch um den Klassenerhalt gehen würde, sagte Herrlich: “Unser Punktekonto ist nicht so gut, dass wir das verneinen könnten. Die hinteren Mannschaften sind ziemlich nah dran. Wir haben es versäumt zu punkten und sind jetzt natürlich unter Druck, dass wir unser nächstes Heimspiel gegen Stuttgart gewinnen.”
Nur drei Punkte vor dem Tabellenschlusslicht
Der Blick auf die Tabelle ist in der Tat alamierend. Als Dreizehnter hat Leverkusen nur magere drei Punkte Vorsprung auf das Tabellenschlusslicht – eben jenen VfB Stuttgart. Die Schwaben könnten mit einem Sieg in Leverkusen also nach Punkten gleichziehen. Auch Herrlich weiß, was gegen den VfB auf dem Spiel steht: “Einen Abstiegsgipfel würde ich es jetzt nicht unbedingt nennen. Aber wir sind jetzt natürlich in der Pflicht, vor heimischen Publikum das Spiel gegen Stuttgart zu gewinnen.”
Völler kritisiert Volland
Sportlich hat es Herrlich bis jetzt nicht geschafft, die offensichtlich verunsicherte Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Jedem Schritt nach vorne folgen mindestens zwei Schritte zurück. Zuletzt beklagte Stürmer Kevin Volland öffentlich einen mangelnden Teamgeist im Kader. Dafür wurde er jetzt von Sportchef Rudi Völler zurechtgestutzt: “Es ist nicht so, dass die, die nach dem Spiel am lautesten schreien und die schnellsten Interviews geben, automatisch aus der Geschichte raus sind. Wichtig ist: Weniger reden und dafür auf dem Platz zeigen, dass man eine Mannschaft ist.”
Torarmes Spiel gegen Stuttgart?
Für Leverkusen wird es in den kommenden Wochen vor allem darum gehen, die wackelige Defensive in den Griff zu bekommen. 24 Gegentore in elf Spielen – nur Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hat in der Bundesliga bis jetzt mehr Treffer kassiert. Da trifft es sich gut, dass der nächste Gegner aus Stuttgart mit der schwächsten Offensive (erst acht eigene Tore) der Liga anreist. Die Zuschauer dürfen am 23. November also nicht unbedingt ein Torfestival erwarten. Vielleicht ist eine Wette auf “Unter 2,5 Tore” (Betsson-Quote: 2,55) keine schlechte Idee…
