Der FC Bayern München hat vor einem Jahr nach einer Herbst-Krise schon einmal einen Trainer entlassen. Damals war es der Italiener Carlo Ancelotti, der nach einem schlechten Saisonstart vor die Tür gesetzt wurde. Die Bayern-Bosse sahen damals ihre Ziele in allen drei Wettbewerben in Gefahr. Die aktuelle Situation beim deutschen Rekordmeister weist ganz offensichtliche Parallelen auf. Sollte es im Top-Spiel gegen Borussia Dortmund am nächsten Samstag eine Niederlage geben, halten Experten eine Entlassung von Nico Kovac nicht mehr für ausgeschlossen.
Es war schon erstaunlich, wie dünnhäutig die Verantwortlichen des FC Bayern nach dem peinlichen 1:1-Unentschieden im Heimspiel gegen den SC Freiburg auf Nachfragen reagierten. Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge schlichen mit roten Köpfen und ohne jeden Kommentar davon. Und als Sportdirektor Hasan Salihamidzic von einem Journalisten gefragt wurde, ob der Job von Trainer Kovac bei einer Niederlage in Dortmund in Gefahr sei, entglitten dem 41-Jährigen kurzzeitig die Gesichtszüge: “Fragen Sie mich nicht eine solch blödsinnige Frage.”
Wird Niko Kovac nicht richtig ernst genommen?
Der Trainer selbst wirkte einmal mehr ratlos. Seine Mannschaft hatte gerade gegen einen Abstiegskandidaten zwei wichtige Punkte verschenkt – und jetzt sah er sich auch noch mit den frechen Social-Media-Aktivitäten einer Spielerfrau konfrontiert. Via Instagram war Lisa Müller – Gattin von Nationalspieler Thomas Müller – den Coach übel angegangen. Der Eklat war zwar nur eine Randnotiz, sagte aber einiges über das Binnenklima bei den Bayern: Kovac scheint im internen Kreis, speziell bei den Spielern, nicht das beste Standing zu haben.
Bayern seit vier Heimspielen ohne Sieg
Sportlich hat Kovac ohnehin kaum noch Argumente. Der FC Bayern hat nun wettbewerbsübergreifend seit vier Heimspielen nicht mehr gewonnen. Selbst jahrelange Stammbesucher der Allianz-Arena können sich an eine solche Serie nicht erinnern. Am schlimmsten waren aber die Leistungen, die der FCB in den Partien gegen Augsburg (1:1), Amsterdam (1:1), Gladbach (0:3) und jetzt gegen Freiburg abliefert. Uninspiriert, pomadig und leidenschaftslos trabten die Bayern über das Feld. Es wirkt, als sei dieser Truppe sämtliches Leben abhanden gekommen.
Erinnerungen an das Hoeneß-Zitat
Niko Kovac ist bewusst, dass für ihn nun schwere Zeiten anbrechen. Nach solchen Ergebnissen sei “klar, dass jetzt alles infrage gestellt wird.” Dazu gehört ganz sicher auch Kovac, der schon vor einigen Wochen von Uli Hoeneß eine verbale Drohung aushalten musste. Der Präsident sagte damals, Kovac müsse bei Misserfolg “den Kopf hinhalten.” In der Bundesliga stehen in zehn Spielen schon zwei Niederlagen und zwei Remis, im DFB-Pokal hätten die Bayern sich zwei Mal fast gegen Amateurclubs blamiert und auch in der Champions League war noch kein einziges rundum überzeugendes Spiel dabei. Das kann man durchaus als Misserfolg werten.
In Dortmund das letzte Spiel als Bayern-Trainer?
Am Mittwoch (Anstoß ist um 21 Uhr) spielen die Bayern in der Königsklasse gegen AEK Athen. Die Partie gilt aber nur als bessere Trainingseinheit für das bislang zweifellos wichtigste Spiel der Saison: Am nächsten Samstag steigt der große Bundesliga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Sollte der BVB die Partie gewinnen, würde der Vorsprung an der Tabellenspitze schon sieben Punkte betragen. Dann könnte der Auftritt im Dortmunder Signal-Iduna-Park vielleicht auch der letzte von Nico Kovac als Bayern-Trainer gewesen sein.
Die Bayern sind trotz Krise der Favorit
Vielleicht stimmen Nico Kovac zumindest die Buchmacher-Quoten optimistisch. Denn trotz der Krise gehen die Bayern als leichter Favorit in das Duell mit dem BVB. Bei Betsson gibt es für einen Bayern-Sieg beispielsweise die starke Quote von 2,17.