“Noch nicht alles prima” – Dortmund analysiert Saisonstart nüchtern

Lucien Favre
Lucien Favre/ foto2press

Was für ein Saisonstart unter dem neuen Coach Lucien Favre! Mit 4:1 gewann Borussia Dortmund gegen RB Leipzig. Allerdings blasen die Verantwortlichen nun nicht zur Attacke, sondern geben sich wohltuend zurückhaltend und realistisch.

Der BVB ist nach dem 4:1 gegen Leipzig erster Tabellenführer der neuen Bundesliga-Spielzeit 2018/18. “Wir werden uns davon nicht blenden lassen”, so Sebastian Kehl (38) gegenüber dem “kicker”, der als neuer Leiter der Lizenzspieler-Abteilung fungiert. “Es wäre deutlich verfrüht, jetzt schon irgendwelche Signale an die Konkurrenz zu senden.” Der beeindruckende Saisonstart schein in Dortmund niemandem die Sinne vernebelt zu haben.

Die Dortmunder scheinen den Auftakterfolg mit Ruhe und Nüchternheit analysiert zu haben, um weiter fokussiert zu arbeiten. Ausgelassene Partystimmung herrscht rund um den Klub jedenfalls nicht. “Wir wissen, dass noch nicht alles prima war”, so Kehl. “Wir haben noch eine Menge zu tun.”

Zum zweiten Mal binnen einer Woche drehte der BVB ein Spiel nach Rückstand. Beim DFB-Pokal-Krimi bei der SpVgg Greuther Fürth glich man den Rückstand erst Sekunden vor dem Schlusspfiff durch Axel Witsel (29) aus. In der Verlängerung gelang schließlich der umjubelte 2:1-Siegtreffer (in der Nachspielzeit der Verlängerung). Gegen Leipzig verschlief das Team von Trainer Lucien Favre (60) den Start komplett. Bereits nach wenigen Sekunden gingen die Sachsen in Führung. Verbesserungspotential gibt es also auf jeden Fall.

“In den ersten 20 Minuten waren wir überhaupt nicht im Spiel”, so Kehl, der die schwierige Anfangsphase noch genau im Gedächtnis hat. “Wir sind ein Stück weit von Leipzig überrannt worden.” Die rechte Defensivseite sah in der ersten Halbzeit besonders schlecht aus. Lukasz Piszczek (33) wurde von Vordermann Christian Pulisic (19) mehrfach alleine gelassen. Erst nach und nach fand der BVB den Rhythmus und spielte strukturiert nach vorne.

Götze, Sahin, Kagawa und Co. – zahlreiche Härtefälle in Dortmund

Besonders torgefährlich waren die Dortmunder nach Standards. Das 2:1 und das 3:1 resultierten jeweils aus einem ruhenden Ball. Es könnte sich durchaus auszahlen, dass Trainer Favre im Training ein besonderes Augenmerk auf die Standardsituationen legt. “Wir haben sie vermehrt geübt und ein paar Variationen einstudiert”, bestätigt auch Kehl.

Nun dürfte interessant zu beobachten sein, wie sich die Startelf in den nächsten Partien zusammensetzen wird. Beim Training am Montag wurde die Reservisten-Gruppe um Mario Götze (26), Raphael Guerreiro (24) oder Jadon Sancho (18) besonders intensiv beansprucht. Der Kader der Dortmunder beinhaltet nun einige Härtefälle. Bekannte Namen wie Shinji Kagawa (29), Nuri Sahin (29), Jeremy Toljan (24) oder Ömer Toprak (29) fehlten beim Spiel gegen Leipzig gänzlich. Julian Weigl (22) hat nach seinen Adduktorenproblemen noch Rückstand. “Der Trainer hat harte Entscheidungen zu treffen”, sagt Kehl. “Es wird eine Herausforderung, damit gut umzugehen.”

Gegen Leipzig agierten vor allem Torwart Bürki, Ex-Kapitän Schmelzer, Neu-Kapitän Reus und Neuzugang Witsel stark. Neben einem Eigentor von Sabitzer trugen sich Reus, Witsel und Dahoud in die Torschützenliste ein. Am kommenden Freitag spielt der BVB bei Hannover 96 (20.30 Uhr), die mit einem 1:1 in Bremen in die neue Spielzeit gestartet sind.