Beim FC Schalke 04 kippt nach 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund so langsam die Stimmung. Noch viel mehr als das Ergebnis war für die königsblauen Fans die Tatsache ernüchternd, dass Schalke dem Erzrivalen am Samstag in allen Belangen unterlegen war. Dazu kommt noch das große Verletzungspech, momentan fallen bei Schalke gleich vier etatmäßige Stürmer aus. Noch drei Partien, dann öffnet sich in der Winterpause das Transferfenster. Muss Schalke jetzt handeln?
Der ehemalige HSV-Star Rafael van der Vaart saß am Sonntagabend in der Fußball-Talkshow “Sky90” und gab seine Einschätzung zum Revierderby ab. Und der Niederländer fand vernichtende Worte für den FC Schalke: “Das war grottenschlecht. Kämpfen kann jeder. Aber bei Schalke kann ja kaum einer den Ball stoppen und weiterspielen. Das ist erschreckend.” Vor allem Schalkes vermeintlichen Spielmacher Nabil Bentaleb hatte van der Vaart als Sündenbock ausgemacht: “Der gibt jeden Ball weg. Da ist jeder Ball weggesprungen.”
Hamann spricht von “spielerischer Inkompetenz”
Ähnlich sah es in der Sendung auch Sky-Experte Dietmar Hamann. Der ehemalige Champions-League-Gewinner mit dem FC Liverpool unterstellte der Schalker Vereinsführung eine naive Kaderplanung: “Schalke konnte das Spiel mit Ball im vergangenen Jahr schon nicht kontrollieren. Und jetzt können sie das immer noch nicht. Die Schalker haben ihre spielerische Inkompetenz unterschätzt.” Van der Vaart empfahl den Schalkern einen Blick zum BVB: “Was Reus gemacht hat, habe ich genossen.”
Kritik an Tedesco nimmt zu
Nun ist es ein Fakt, dass Schalke 04 keinen Marco Reus hat und sich in naher Zukunft auch keinen leisten kann. Dennoch stellt sich die Frage, ob der Club im Winter reagieren und den Kader verstärken muss. Der Vorsprung vor dem Relegationsplatz beträgt nur noch drei Zähler. Nach oben schielt bei Schalke im Moment sowieso niemand, derzeit ist Abstiegskampf angesagt. Dazu kommt mit Domenico Tedesco ein Trainer, der zunehmend hilflos und überfordert wird. In der Schalker Fanszene dreht sich so langsam der Wind, in einigen Foren wird sich offen über den eigenen Trainer (“Tabasco”) lustig gemacht.
Heidel ist beim Thema Wintertransfers skeptisch
Sportvorstand Christian Heidel scheint aber keine dringende Notwendigkeit für Wintertransfers gegeben zu sehen. Dem 55-Jährigen wird intern inzwischen die Fußball-Kompetenz abgesprochen, angeblich ist der Verein auf der Suche nach einem Experten, der als Bindeglied zwischen Team und Vereinsführung fungieren soll – ähnlich wie Sebastian Kehl ist seit dieser Saison in Dortmund tut. Gegenüber dem Fachmagazin kicker sagte Heidel: “Wir sind uns sicher, dass die personelle Situation ab Januar wieder eine andere ist. Wir behalten den Markt im Blick.”
Konoplyanka, Geis und Di Santo auf dem Abstellgleis
Kurzfristige Transfers hätten laut Heidel “keine Auswirkungen auf unsere derzeitige Situation.” Was Heidel nicht sagt: Schalke hat auch finanziell keinen echten Spielraum für sinnvolle Einkäufe. Der Verein müsste zunächst Spieler abgeben, um in einen Top-Neuzugang investieren zu können. Auf der Streichliste stehen Yevhen Konoplyanka, Johannes Geis und der derzeit verletzte Franco Di Santo. Ob Schalke für Akteure dieser Kategorie aber nennenswerte Einnahmen erzielen wird, ist mehr als fraglich.
Dienstag gegen Lok Moskau
Sportlich geht es für die Knappen am Dienstag in der Champions League weiter, im abschließenden Gruppenspiel ist Lokomotive Moskau mit dem Ex-Schalker Benedikt Höwedes zu Gast. Schalke hat sich bereits für das Achtelfinale qualifiziert, der Gruppensieg ist nicht mehr möglich. Es geht also nur noch für die Gäste um etwas, denn Moskau könnte sich noch auf den dritten Platz vorschieben und somit in der Europa League weiterspielen. Bei den Buchmachern ist Schalke mit einer Betsson-Quote von 2,10 der klare Favorit.
