Die erste Antwort der Verantwortlichen des FC Augsburg auf die sportliche Krise ist kein neuer Spieler, sondern ein neuer Co-Trainer – und der hat in Fußball-Deutschland einen ziemlich prominenten Namen. Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann wird ab sofort das Trainerteam des FCA ergänzen. Der 49-Jährige hat bereits einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. Ist die Verpflichtung schon als Misstrauensvotum gegen Chefcoach Manuel Baum zu werten?
Als Jens Lehmann beim ersten Rückrundenspiel des FC Augsburg gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) plötzlich auf der Tribüne der WWK Arena auftauchte, begannen bereits die ersten Spekulationen. War der ehemalige Profi von Schalke 04, Borussia Dortmund und Arsenal London wirklich nur als normaler Zuschauer in Augsburg?
Reuters scheinheiliges Dementi
FCA-Manager Stefan Reuter – der in Dortmund jahrelang mit Lehmann zusammengespielt hatte – dementierte damals noch voller Überzeugung: “Er war schön öfters hier in Augsburg im Stadion, weil er in der Nähe wohnt. Und im Moment hat er ein bisschen Zeit. Wir sind ehemalige Mannschaftskollegen, da freue ich mich immer, wenn er nach Augsburg kommt.”
Nur eine gute Woche später stellte sich dann heraus, dass der Besuch von Lehmann wohl doch nicht ganz privater Natur war. Und auch Stefan Reuter klang bei der offiziellen Bekanntgabe plötzlich ganz anders: “Es ist absolut großartig, dass wir Jens Lehmann gewinnen konnten. Die Aufgaben eines Trainerteams sind so vielfältig, dass wir uns entschieden haben, das alles nun auf mehreren Schultern zu verteilen.”
Lehmann sammelte Erfahrung unter Wenger
Man wolle sich in den einzelnen Aufgabenbereichen noch mehr spezialisieren, so Reuter. Der Manager stellte aber auch klar, dass Jens Lehmann keinesfalls nur für die Torhüter des FC Augsburg zuständig sein wird. Lehmann hatte in der Saison 2017/2018 bereits bei Arsenal als Assistent von Arsene Wenger gearbeitet.
Nach der Entlassung des langjährigen Trainer verließ auch Lehmann die Gunners. Zuletzt war der Torwart des “Sommermärchens 2006” nur noch als TV-Experte in Erscheinung getreten.
Baum in der Kritik
Augsburg Cheftrainer Manuel Baum – der aktuell massiv in der Kritik steht – gab sich zunächst mal erfreut: “Jens Lehmann ist ein absoluter Fachmann mit einem riesigen Erfahrungsschatz. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Ich bin sicher, dass er unser Trainerteam und die Arbeit mit der Mannschaft bereichern wird.”
Und Lehmann? Der gab sich zunächst demütig und sprach von einer “tollen Chance, als Co-Trainer in der Bundesliga zu arbeiten”. Der FC Augsburg habe “in den letzten Jahren eine großartige Entwicklung genommen”.
Lehmann als mittelfristige Ersatzlösung für Baum?
Die überraschende Verpflichtung von Lehmann ist in Fachkreisen allerdings nicht überall mit Verständnis registriert worden. Der ehemalige Torwart gilt als schwierig und nicht gerade als Team-Player. Außerdem werden ihm schon lange Ambitionen auf den Job eines Cheftrainers nachgesagt.
Hat der FC Augsburg sich vielleicht schon jetzt eine eigene Ersatzlösung hingebaut – für den Fall, dass Manuel Baum nicht mehr zu halten sein wird?
Hinteregger greift Baum an
Die Personalie Jens Lehmann könnte das aktuelle Chaos beim FCA also eher befeuern, statt den Blick wieder aufs Sportliche zu lenken. Zu negativen Schlagzeilen hat am Wochenende auch Verteidiger Martin Hinteregger beigetragen, der seinen Trainer in fast schon unverschämter Art und Weise kritisierte.
“Kann nichts Positives über ihn sagen”
“Ich sehe nicht viel Verbesserung, die ganze Entwicklung geht seit einem Jahr nach unten. Ich kann nichts Positives über den Trainer sagen und werde auch nichts Negatives sagen. Aber so macht Fußball keinen Spaß, wenn du immer nur dem Ball nachläufst. Ich weiß selber nicht so genau, was heute unsere Taktik war”, so Hinteregger nach dem 0:2 in Gladbach.
Der Österreicher muss jetzt mit Konsequenzen rechnen, das hat Manager Reuter schon angekündigt.
Sonntag zu Hause gegen Mainz
Jens Lehmann wird also am kommenden Sonntag (3. Februar) beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 zum ersten Mal auf der Bank des FC Augsburg Platz nehmen. Der FCA steht in dieser Partie mächtig unter Druck, geht mit einer Quote von 2,20 (Wetten.com) aber immerhin als leichter Favorit in das Duell mit den Rheinhessen.
Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen
